Auf den Spuren der Basler Mission in Ghana
Zu Beginn des Jahres machten sich Studierende der Universität Basel auf nach Ghana. Während einer Woche bereisten sie den Süden des Landes, um dort Verflechtungen der Basler Mission nachzuspüren.
Wenn Ghanaer*innen Basel hören, dann verbinden sie damit selten unsere Stadt, sondern vielmehr eine Glaubensströmung. Dies hat seine Wurzeln im 19. Jahrhundert, als die Basler Mission in Ghana eine Kirche aufbaute, deren Nachfolgerin, die «Presbyterian Church of Ghana», auch heute noch als «Basel Church» bekannt ist.
Um die Geschichte der kolonialen Verflechtung von Basel und Ghana zu erforschen, machten sich im Januar rund ein Dutzend Basler Studierende auf den Weg nach Accra. Dort trafen sie auf Studierende der University of Ghana, der University of Kumasi und des Akrofi-Christaller Institutes, mit denen sie die einwöchige Exkursion gemeinsam bestritten. Das Programm der Studienreise war sehr dicht. «Wir waren ständig in Bewegung, oft auch im Bus unterwegs – bei 36 Grad. Doch unsere Exkursionsleiterin Prof. Dr. Julia Tischler und ihr Assistent Dr. Ernest Sewordor haben alles gut geplant und umgesetzt», erzählt Alyna Reading, die an der Universität Basel European Global Studies im Master studiert.
Die teilnehmenden Studierenden kamen nicht nur aus verschiedenen Ländern, sondern auch aus unterschiedlichen Fachbereichen. So tauschten sich angehende Theologen mit Geschichtsstudentinnen aus, die Schweizer Perspektive wurde mit dem Blick aus Ghana abgeglichen. Für Alyna stellte vor allem dieser kulturelle und fachliche Austausch eine einzigartige Erfahrung dar.
Die Reiseroute führte die Studierenden zu verschiedenen Orten, an denen sich das Wirken der Basler Mission zeigt. So besuchte die Reisegruppe unter anderem die Kleinstadt Abokobi, die von Missionaren gegründet wurde. Dort haben zum Christentum konvertierte Menschen eine christliche Gemeinschaft aufgebaut, die sehr lange von den Missionaren und ihren strengen religiösen Regeln geprägt war. Den Schweizer Einfluss sieht man beispielsweise aber auch am Baustil der Häuser.
Ein weiterer Programmpunkt führte die Gruppe zu einer Kakaoplantage, denn die Missionare betrieben auch Handel mit Gütern aus der damaligen britischen Kolonie. «Man sagt, die Schweiz hatte keine Kolonien, aber sie war doch sehr eng in koloniale Projekte involviert», erklärt Alyna, die ihre Masterarbeit zur Exkursion schreiben wird.
Beim Besuch im Staatsarchiv von Ghana zeigte sich den Basler Studierenden, dass ihre Kommiliton*innen aus Ghana nur einen eingeschränkten Zugang zur eigenen Landesgeschichte haben. Einige wichtige Dokumente befinden sich in Archiven in Grossbritannien und der Schweiz. «Man bemerkt den Einfluss der Kolonialgeschichte nicht nur an dem, was hinterlassen wurde, sondern auch an dem, was fehlt», sagt Alyna. «Diese Dokumente sollten für die Geschichtsforschung für alle gleichermassen zugänglich gemacht werden.»
Im Sommer folgt der zweite Teil der Exkursion. Dieser findet in Basel statt. Dann reisen die ghanaischen Studierenden und Dozierenden nach Basel und Süddeutschland, um Einflüsse aus Ghana auf unsere Region zu untersuchen. Alyna formuliert estreffend: «Es gibt keine ghanaische Geschichte und auch keine Basler Geschichte, sondern es ist ganz klar unsere gemeinsame Geschichte.»