Master Literaturwissenschaft: Kultur und Geschichte durch Bücher erfahren
Linda Bolliger studiert an der Universität Basel im Master Literaturwissenschaft. Ob dafür viel gelesen werden muss, welche Zulassungsbedingungen herrschen und was sie mit dem Abschluss machen kann, hat sie Bloggerin Sina im Gespräch verraten.
Ich treffe mich mit Linda Bolliger im schattigen Innenhof des Deutschen Seminars, einem Ort, den sie vom Studium gut kennt. Neben uns plätschert der Brunnen, auf dem Tischchen vor uns liegt ein Buch, das Linda gerade liest. Dank den Semesterferien hat sie momentan Zeit für Bücher, die sie auch ausserhalb der Uni interessieren, denn normalerweise liest sie hauptsächlich fürs Studium.
Vom Sprachstudium zur Literatur
Linda hat in Basel den Bachelor in Geschichte und Englisch absolviert und dabei gemerkt, dass ihr besonders das Studium von Sprachen sehr gefällt. Und auch innerhalb des Sprachenstudiums hatte sie eine klare Präferenz: «Literatur machte am meisten Spass, weil Literatur immer auch ein Ausdruck der Kultur ist. Es ist gewissermassen eine Momentaufnahme der geschichtlichen Events.»
Deshalb war für sieklar, dass sie nach dem Bachelor der Literaturwissenschaft treu bleiben würde. Mittlerweile hat sie schon drei Semester im Master Literaturwissenschaft hinter sich. Neben dem Studium arbeitet Linda dreissig Prozent, diese Aufteilung findet sie ideal. Sie betont, dass die Seminare sehr leseaufwändig seien: «Besonders in den Forschungsseminaren ist dadurch der Workload recht hoch, weil wir da hauptsächlich Close Readings machen. Das soll aber niemanden abschrecken.» Es komme auch sehr auf die Dozierenden drauf an, wie viel dann tatsächlich gelesen werden muss. Close Reading bedeutet, dass man beispielsweise einen einzigen Paragraphen auswählt und diesen sprachlich und inhaltlich sehr genau bespricht.
Wie ist das Studium aufgebaut?
Der Master Literaturwissenschaft ist in drei Grundmodule eingeteilt:
- Literaturtheorie
- Literaturgeschichte
- Literatur in Verbindung mit Künsten
Zusätzlich gibt es die Forschungsseminare und Praxismodule, in denen die Studierenden beispielsweise Einblicke in die Literaturvermittlung oder -kritik erhalten. In diesen Praxismodulen können sie eigene Projekte umsetzen – Linda machte in einem der Module zum Beispiel einen eigenen Podcast. Wer kein Projekt durchführen möchte, hat die Möglichkeit, stattdessen zwei zusätzliche Seminararbeiten zu schreiben.
Speziell an diesem Master ist, dass er immer mindestens zweisprachig abläuft. Linda studiert Deutsch und Englisch, es stehen aber alle Sprachen, die an der Uni Basel angeboten werden, offen und wer möchte, kann auch mehr als zweisprachig studieren. Diese Auseinandersetzung mit Sprache gefällt Linda ganz besonders und ist gleichzeitig auch der einzige Kritikpunkt, den sie an ihrem Studium hat. «Dafür, dass der Master so multilingual aufgebaut ist, gibt es leider für Studierende, die nicht deutsch sprechen, sehr wenige Angebote in den Praxismodulen», so Linda.
Wie geht es weiter?
Nach dem Abschluss stehen verschiedene Optionen zur Verfügung. Einerseits können die Studierenden noch einzelne sprachwissenschaftliche Seminare belegen, um danach Lehrperson zu werden. Andererseits gibt es im Kulturbereich viele Möglichkeiten: «Da kann man in den Kulturjournalismus gehen oder in einen Verlag oder aber auch selber Lesungen organisieren. Es ist sehr vielfältig, eine Option, die gerne vergessen geht, ist auch das Übersetzen. Und natürlich ist auch die Forschung immer offen, da ist es auch cool, wenn neue junge Leute reinkommen.»
Langweilig wird es nach dem Master also auf keinen Fall. Und auch die Zulassungsbedingungen sind minimal: Mindestens eine Sprache musst du im Bachelor studiert haben. Für Linda ist der Master ein Glücksgriff, der Kultur und Geschichte vermischt und noch dazu eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen fördert, denn über sich selber sagt sie: «Ich sitze einfach gerne irgendwo Bequemes mit einem Buch.»
Wenn Sina nicht gerade einen der endlosen Texte fürs Studium liest, taucht sie gerne in Geschichten und Bücher aus den verschiedensten Genres ein und bleibt damit stets in der Welt der Sprachen, die sie studiert. Ist dann doch einmal eine Auszeit vom Lesen gefragt, verbringt sie ihre Zeit mit ausgiebigen Spaziergängen, gemeinsamen Strickabenden mit Freund*innen oder damit, sich beim Pilatestraining möglichst anstrengende Übungen auszudenken.