«Nordistik?! Was willst du denn damit später machen?»
Die Frage nach den Jobaussichten hören Nordistik-Studierende sicherlich nicht selten. Es gibt eben nun mal keinen offensichtlichen Weg wie etwa beim Medizinstudium. Ich habe versucht, mehr über das berufliche Schicksal ehemaliger Nordistik-Studierender herauszufinden und traf mich dafür mit Matthias Hauck, dem Lehrbeauftragten der Basler Nordistik für neuere skandinavische Literatur und Kultur.
Und die erste gute Nachricht von Matthias Hauck lautet: «Wir wissen, dass die Studierenden nach dem Abschluss unterkommen». Die meisten finden tatsächlich schnell einen Job wie man auch auf der Seite der Basler Nordistik nachlesen kann. Ist das Gerücht über die arbeitslosen Geisteswissenschaftler*innen also nicht wahr? Alles hängt stark vom Zweitfach ab, erklärt Matthias Hauck, welcher selbst Germanistik, Nordistik und Kunstgeschichte studiert hat. Wenn das zweite Fach auch ein unbekanntes Fach ist, wie zum Beispiel Gender Studies, herrscht bei potentiellen Arbeitgebenden oft Skepsis. Denn was kann so jemand überhaupt?
Auf jeden Fall noch mehr als «nur» eine nordische Sprache sprechen. Im Studium entwickelt man auch andere Kernkompetenzen. Man lernt zu recherchieren, zu analysieren und Texte zu schreiben. Und genau das kann im späteren Berufsleben nützlich sein; meist mehr als das Fachwissen über die nordische Geschichte oder Kultur. Kein Wunder also, dass einige Abgänger*innen bei der Zeitung oder beim Radio unterkommen, sind doch genau dort diese Fähigkeiten gefragt.
Die Liebe zum Norden
Ein klassisches Beispiel ist Andrea. Während eines Interrailtrips hatte sie ihre Liebe zum Norden entdeckt. Ihre Begeisterung mündete 2009 in einem Nordistik-Abschluss an der Uni Basel. Auch wenn sie seitdem beruflich noch nie etwas direkt mit Nordistik zu tun hatte, zieht es sie trotzdem regelmässig wieder in den Norden. Doch wie oft hat der zukünftige Job überhaupt etwas mit Norwegen, Schweden & Co. zu tun? Das ist ganz unterschiedlich. Natürlich gibt es ehemalige Studierende, die heute in Schweden oder Island arbeiten. Sie sind dort im Kulturbereich untergekommen oder aber geben Deutschunterricht. Dagegen gibt es aber auch Nordisten, die genauso gut etwas ganz anderes studiert haben könnten. Das Fach der Nordistik ist dabei aber oft ein Bonus und Türenöffner. Den Anteil, der tatsächlich im Job etwas mit Nordistik zu tun hat, schätzt Matthias Hauck auf 50%.
Wichtige Tipps
Warum studiert man überhaupt Nordistik trotz der kleinen Chance, später etwas mit diesem Bereich zu tun zu haben? «Der Grund ist meist eine diffuse Liebe zu Skandinavien», meint Matthias Hauck. Damit man diese diffuse Liebe später auch wirklich zu seinem Beruf machen kann, hat er ein paar wichtige Tipps für angehende Nordistik-Studenten:
- Man muss sich früh darüber im Klaren sein, was man will.
- Man sollte sich Gedanken über die Wahl eines passenden Zweitfaches machen, da dieses oft einen grossen Einfluss auf den späteren Werdegang hat.
- Praktika in die richtige Richtung helfen immer.
- Schon während des Studiums sollte man ein Netzwerk aufbauen, Kontakte knüpfen und pflegen.
- Es kann helfen, für den Master ins Ausland zu gehen.
Doch auch wenn man sich früh um die Planung des eigenen beruflichen Wegs plant, bleibt vieles dem Zufall überlassen. Doch das stellt für echte Skandinavien-Fans bestimmt kein Hindernis dar. So meint auch Andrea: Man sollte das machen, was einem gefällt. Alles andere «chond de scho guet.»
Dieser Artikel erschien 2015 auf dem Beast-Blog der Universität Basel. Er wurde für Campus Stories aktualisiert. Katharina schrieb bis 2017 für den Beast-Blog.