Sonderpreis für Nicola Gess’ Studie über das primitive Denken
Nicola Gess, Professorin für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, erhält den Sonderpreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels für ihre Studie «Primitives Denken».
21. Oktober 2019
Nicola Gess analysiere in ihrer brillanten Studie die Konjunktur des Primitiven in Literatur, Ästhetik, Psychologie und Ethnologie im frühen 20. Jahrhundert, begründet die Jury ihre Entscheidung. Die Literaturwissenschaftlerin rekonstruiert darin drei Erscheinungsformen des Primitiven: den Wilden, den Wahnsinnigen und das Kind. In diesen drei Formen bildet sie ein zentrales Alteritäts-Phantasma der Moderne nach. «Gess gelingt es überzeugend, dieses Phantasma zwischen den Disziplinen als Gegenstand der Literaturwissenschaft zu etablieren», heisst es in der Begründung.
Die 2013 erschienene Studie «Primitives Denken. Wilde, Kinder und Wahnsinnige in der literarischen Moderne (Müller, Musil, Benn, Benjamin)» rekonstruiert den humanwissenschaftlichen Diskurs über das «primitive Denken» sowie dessen Bedeutung für Kunst- und Metaphertheorien um 1900 und untersucht, wie Texte von Robert Müller, Robert Musil, Gottfried Benn und Walter Benjamin diese Denkfiguren des Primitiven ausgestalten und hinterfragen.
Geisteswissenschaften International
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, die Fritz Thyssen Stiftung, der Wissenschaftsfonds der Verwertungsgesellschaft Wort und das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland zeichnen im Rahmen des Programms «Geisteswissenschaften International» zweimal im Jahr hervorragende geistes- und sozialwissenschaftliche Werke aus und finanzieren ihre Übersetzung mit insgesamt 170'000 Euro. Ziel der Auszeichnung ist die stärkere internationale Verbreitung deutscher Forschungsergebnisse in den Sozial- und Geisteswissenschaften und die globale Vernetzung deutscher Wissenschaft.