Drehscheibe-Event 2021
Im Rahmen der Begegnungsplattform der Gymnasien von BS und BL mit der Universität Basel (Drehscheibe UNI/GYM) ist für den 4. November 2021 die nächste Veranstaltung geplant - diesmal zu einem sprachlichen Thema.
Hast du Worte? – Deutsch als basale Kompetenz in allen Fächern
Der letzte Anlass fand 2019 im grossen Hörsaal des Pharmazentrums der Universität statt und wurde von über 120 Personen aus 12 regionalen Gymnasien und der Universität besucht. Die Eröffnungsansprache hielt die Rektorin der Universität, Frau Prof. Dr. Dr. h.c. Andrea Schenker-Wicki.
Versucht man zu verstehen, was literates Handeln ausmacht, stößt man früher oder später auf dieFrage nach dem, was Menschen dafür können und wissen müssen. Ich nenne diese individuelleVoraussetzung literaten Handelns ‘Textkompetenz’.
Paul R. Portmann-Tselikas
Veränderte Sprachkompetenzen
An Schulen wie Hochschulen wird während der letzten etwa zehn Jahre einhellig eine beeindruckende Verbesserung der Englischkenntnisse von Schülern und Studierenden konstatiert. Im gleichen Mass wächst allerdings die Besorgnis über unzureichende Kenntnisse nicht nur des Französischen und anderer Fremdsprachen, sondern vor allem auch des Deutschen, wie sie durch die jüngsten PISA-Studienergebnisse bestätigt werden. Die Hypothesen über die Gründe dieser Veränderung reichen vom gewandelten Medienverhalten (Digitalisierung) über andere Unterrichtsformen bis hin zur Vielzahl unterschiedlicher Erstsprachen in einer Klasse.
Sprachanforderungen an Gymnasium und Universität
Gute mündliche wie schriftliche Sprach- und insbesondere Deutschkompetenzen, mit deren Ausbildung die Entwicklung logischer, argumentativer und intellektueller Fähigkeiten eng verbunden ist, sind für den Erfolg an Schule und Hochschule unabdingbar. Nicht nur im Hinblick auf das Lesen und Verfassen wissenschaftlicher Publikationen und keineswegs nur in den naheliegenden Fächern, sondern in allen: von Jura und Wirtschaft über Psychologie und Medizin bis hin zu Mathematik, Informatik und Physik – Langzeitstudierende scheitern oft gerade an den schriftlichen Anforderungen der Universität. Dabei geht es um die sog. Cognitive Academic Language Proficiency (CALP: Lern- und Bildungssprache), die, sofern sie vorhanden ist, gut von einer (Erst-) Sprache auf die andere übertragen werden kann, im Unterschied zu den Basic Interpersonal Communicative Skills (BICS: Alltagssprache), die viele Schüler/innen bereits mitbringen.
Lösungsansätze? – In allen Fächern!
Während hierüber weitgehend Einigkeit bestehen dürfte, scheinen Lösungsansätze noch zu häufig isoliert in den Sprachfächern, vor allem im Deutschunterricht gesucht zu werden. Ein Blick auf den Erfolg und die Anlage des fremdsprachlichen Immersionsunterrichts in Nicht-Sprach-Fächern kann demgegenüber dazu anregen, die – und sei es mittelbare – Schulung sprachlicher Fähigkeiten und den Einsatz der deutschen Sprache auch in jenen Fächern in den Fokus zu rücken, in denen diese nicht thematisch, sondern Medium ist: Jede Fachlektion ist immer auch eine Sprachlektion, ob man sich dessen bewusst ist und sie gezielt so einsetzt oder nicht. Und jede Gedichtinterpretation trainiert indirekt auch Fähigkeiten zur sprachlichen und intellektuellen Bewältigung verschiedenster Anforderungen in anderen Fächern.
Drehscheibe-Event 2021
Die «Drehscheibe» an der Schnittstelle von Gymnasien und Universität möchte sich im Rahmen des kommenden Events mit diesem – nicht nur durch PISA 2018 hochaktuellen – Themenkomplex in theoretischer wie praktischer Hinsicht, in der Perspektive der Mittel- wie der Hochschulen und aus der Sicht von Sprach- und anderen Fachlehrpersonen sowie von Universitätsdozierenden auseinandersetzen. Dabei soll sich die Diskussion nicht einseitig in Defizienz-Diagnosen und entsprechenden Therapievorschlägen erschöpfen, sondern der Blick auch auf die positiven Aspekte und Chancen (etwa von Mehr- und Vielsprachigkeit) gerichtet werden.
