Unisonar S3|EP3: LSD als Medikament
Was, wenn LSD keine illegale Droge mehr wäre, sondern ein anerkanntes Medikament gegen Depressionen? Der Mediziner Felix Müller forscht genau an solchen Therapiemöglichkeiten. Bei Unisonar erzählt er, wie Patient*innen auf die Behandlung reagieren, wie weit der Weg bis zur Zulassung als Medikament noch ist und weshalb LSD überhaupt erst in die Verbannung geriet.
Menschen mit Depressionen, bei denen Antidepressiva nicht ansprechen, haben kaum Möglichkeiten, aus ihrer Krankheit herauszufinden. Eine Studie unter der Leitung von PD Dr. Felix Müller untersucht die Wirkung von LSD für die Therapie dieser Krankheit.
Die Anwendung von LSD und anderen Halluzinogenen in der Psychiatrie begann bereits in den 1950er Jahren. Damals wurden diese Substanzen für diverse psychische Erkrankungen erforscht, darunter auch Depressionen. Doch der Freizeitkonsum und die Hippiebewegung der 1960er Jahre führten zu einer Stigmatisierung, die diese Ansätze für Jahrzehnte in den Hintergrund drängte. Heute erlebt die Forschung mit Halluzinogenen eine Renaissance, unterstützt durch moderne Studien und Sicherheitsvorkehrungen.
Herausforderungen und Sicherheitsaspekte
In der kürzlich abgeschlossenen Phase-II-Studie an der Universität Basel wurden 60 Patientinnen und Patienten mit therapieresistenten Depressionen untersucht. Erste Ergebnisse zeigen, dass LSD-Sitzungen helfen können, depressive Symptome zu lindern, und dass die Effekte über mehrere Monate anhalten können. Besonders auffällig ist der individuelle Charakter der Erfahrungen: Während einige Patienten emotionale Blockaden durchbrechen, erleben andere mystische oder introspektive Momente, die als heilend beschrieben werden.
Trotz vielversprechender Ergebnisse gibt es Risiken, insbesondere psychische Belastungen während der Behandlung. Ängste, Panik und die Konfrontation mit schwierigen Themen können für einige Patienten überwältigend sein. Zudem besteht bei Personen mit einer Veranlagung zu psychotischen Erkrankungen ein erhöhtes Risiko. Um diese Gefahren zu minimieren, werden Teilnehmer in klinischen Studien sorgfältig untersucht und während der LSD-Sitzungen eng von Therapeutinnen und Therapeuten begleitet.
Vorteile gegenüber klassischen Antidepressiva
Ein Vorteil der LSD-Therapie ist die begrenzte Anzahl der nötigen Sitzungen, was Nebenwirkungen reduziert. Im Gegensatz zu klassischen Psychopharmaka, die oft nur Symptome behandeln, fördert LSD laut Müller eine intensive Selbstreflexion und emotionale Verarbeitung. Dies macht die Therapie für viele Patienten attraktiver, die nach einer nachhaltigeren Lösung suchen.
Obwohl LSD in der Schweiz weiterhin illegal ist, könnten die positiven Ergebnisse der Studien den Weg für eine regulierte medizinische Anwendung ebnen. Müller warnt jedoch vor übertriebener Euphorie und plädiert für weitere Forschung, um langfristige Effekte und mögliche Risiken besser zu verstehen. In den kommenden Jahren könnten verwandte Substanzen wie Psilocybin und MDMA bereits eine Zulassung als Medikamente erhalten, was auch für LSD eine breitere Akzeptanz fördern könnte.