Unisonar S5|EP5: Frieden finden
Wie geht es mit einem Land weiter, wenn der Krieg vorbei ist? Und ab wann herrscht in dem Land Frieden? Wie erging es dem Kosovo nach Ende der Kriegshandlungen? Und wie könnte ein Frieden nach dem Ukraine-Krieg aussehen? Ein Gespräch mit der Friedensforscherin Dr. Dana Landau über Krieg und Frieden.
Die Friedensforscherin Dana Landau spricht über die verschiedenen Definitionen von Frieden und deren Relevanz in aktuellen Konflikten. Sie unterscheidet zwischen negativem Frieden, der die blosse Abwesenheit von physischer Gewalt bedeutet, und positivem Frieden, bei dem Konfliktursachen bearbeitet werden, um langfristige Stabilität zu sichern. Diese Unterscheidung wird besonders im Vergleich der Friedensbemühungen in verschiedenen Regionen deutlich.
25 Jahre nach Ende des Kosovo-Kriegs
Am Beispiel des Kosovos, wo vor 25 Jahren der Krieg endete, zeigt Landau, dass ein Ende der Gewalt nicht automatisch Frieden bedeutet. Obwohl es seitdem keine grossen Gewalteskalationen mehr gab, bleibt der politische Status des Kosovo ungeklärt. Die internationale Gemeinschaft habe versucht, durch Minderheitenrechte und Verfassungsregelungen stabilisierend zu wirken, jedoch ohne eine endgültige Lösung zwischen Kosovo und Serbien zu finden.
Landau betont, dass die geopolitischen Spannungen und die unsichere EU-Integration die Beziehungen zwischen Kosovo und Serbien weiter belasten. Der EU-Beitritt könnte zwar helfen, die Differenzen zu überbrücken, doch bleibt diese Perspektive unsicher. Ohne eine glaubwürdige Zukunft in der EU wird es für beide Parteien schwieriger, ein umfassendes Friedensabkommen zu erreichen.
Vergleich mit dem Ukraine-Krieg
Der laufende Krieg in der Ukraine zeigt laut Landau wichtige Unterschiede zum Kosovokrieg, insbesondere da die Ukraine völkerrechtlich als eigenständiger Staat anerkannt ist. Putin argumentiere dennoch ähnlich, indem er den Schutz der russischen Minderheit als Vorwand für die Annexion der Krim und die Invasion nennt. Landau weist darauf hin, dass auch in den Jugoslawienkriegen ähnliche Vorwände genutzt wurden, um Gewalt zu rechtfertigen.
Die UNO und NATO halten sich im Ukraine-Krieg stark zurück, was vor allem an geopolitischen Faktoren liege. Die UNO sei durch Russlands Vetorecht im Sicherheitsrat politisch handlungsunfähig, und die NATO-Länder vermeideten direkte Konfrontation mit der Nuklearmacht Russland. Landau beschreibt, dass dies eine völlig andere Ausgangslage darstellt als beim Kosovokrieg, wo es eine klarere Intervention gab.
Landau ist der Überzeugung, dass die meisten Menschen grundsätzlich an einem friedlichen und stabilen Leben interessiert sind. Sie betont die Bedeutung zivilgesellschaftlicher Friedensarbeit, die oft unabhängig von politischen Verhandlungen stattfindet. Trotz aller geopolitischen Hürden hofft sie, dass diese lokalen Friedensinitiativen langfristig zu einer besseren Verständigung beitragen können.