Unisonar S4|EP5: Kinder ja, aber erst später
Das Einfrieren von Eizellen, auch bekannt als «Social Freezing», erlaubt Frauen, die Familienplanung nach hinten zu verschieben, zum Beispiel zugunsten einer Karriere. Reproduktionsmedizinerin Ursula Gobrecht-Keller vom Universitätsspital Basel spricht über den Prozess dieses Eingriffs, falsche Sicherheit und dass es ein Empowerment für die Frauen ist, die sich für diesen Schritt entscheiden.
Ursula Gobrecht-Keller, Reproduktionsmedizinerin am Universitätsspital Basel, begleitet Frauen durch die Herausforderungen des Social Freezing. Social Freezing ist das Begehren der Frau ihre Eizellen einzufrieren, um später ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Mit ihrer langjährigen Erfahrung berät sie Frauen zu den Chancen und Grenzen dieser Methode.
Gesundheitliche und gesellschaftliche Aspekte
Social Freezing wird oft mit Karriereplanung in Verbindung gebracht, doch Gobrecht-Keller betont: «Die meisten Frauen kommen nach einer Trennung, um ihre Zukunftsoptionen zu sichern.» Die Partnersituation sei dabei der häufigste Grund, weshalb Frauen sich für das Einfrieren ihrer Eizellen entscheiden, weniger finanzielle oder berufliche Motive.
Gobrecht-Keller hebt hervor, dass das biologisch optimale Alter für Kinder zwischen 32 und 37 Jahren liegt, wobei jüngere Frauen oft bessere Voraussetzungen haben. Allerdings gibt sie zu bedenken: «Ob es wirklich eine Optimierung ist, stelle ich in Frage. Es könnte eher eine Optimierung des Lebensplans sein.» Eine zentrale Hürde bleibt die in der Schweiz gesetzliche Aufbewahrungsfrist von zehn Jahren.
Psychologische Entlastung und Risiken
Die Möglichkeit des Social Freezing gibt Frauen laut Gobrecht-Keller das Gefühl von Kontrolle: «Viele Frauen berichten, dass sie entspannter ins Dating gehen.» Dennoch warnt sie vor falschen Hoffnungen, da eingefrorene Eizellen keine Garantie für ein Kind sind. Es brauche daher eine umfassende Beratung, um realistische Erwartungen zu schaffen.
Gobrecht-Keller sieht Social Freezing als Teil einer Lösung, betont jedoch, dass gesellschaftliche Veränderungen entscheidend sind: «Bessere Kinderbetreuung und mehr Teilzeitarbeit, auch für Männer, müssen Priorität haben.» Langfristig könnte diese Methode Frauen unterstützen, sollte aber nicht als alleinige Antwort auf strukturelle Probleme betrachtet werden.