Unisonar S3|EP5: Was ist legal und was nicht?
Wieso ist Cannabis verboten und Tabak legal? Wann macht sich eine drogenkonsumierende Person strafbar? Und wie sinnvoll ist es überhaupt, den Drogenkonsum unter Strafe zu stellen? Stephan Schlegel, Betäubungsmittelrechtsexperte und Lehrbeauftragter der Universität Basel, spricht bei Unisonar über den rechtlichen Kontext von Betäubungsmitteln.
Die Entscheidung, welche Substanzen kriminalisiert werden, basiert selten auf Logik oder wissenschaftlichen Kriterien, sagt der Betäubungsmittelrechtsexperte Dr. Stephan Schlegel. Alkohol beispielsweise ist trotz seiner hohen gesellschaftlichen und gesundheitlichen Kosten legal, während weniger gefährliche Substanzen wie Cannabis kriminalisiert werden. Solche Ungleichheiten spiegeln kulturelle Vorlieben und tief verwurzelte gesellschaftliche Normen wider, die eine rationale Regulierung erschweren.
In den 1990er Jahren entwickelte die Schweiz ein innovatives Konzept der Schadensminderung, um auf die Probleme offener Drogenszenen wie dem Platzspitz zu reagieren. Durch die kontrollierte Abgabe von Heroin konnte nicht nur die Beschaffungskriminalität reduziert werden, sondern auch die soziale Integration der Betroffenen verbessert werden. Dieses Modell hat wesentlich dazu beigetragen, dass offene Drogenszenen in der Schweiz heute kaum noch existieren.
Repression allein reicht nicht
Schlegel kritisiert, dass Repression oft mehr Probleme schafft, als sie löst. Sie fördert soziale Verelendung, erschwert den Zugang zu medizinischer Hilfe und verlagert den Drogenhandel in die Illegalität. Ein ausgewogener Ansatz, der Prävention, Regulierung und Schadensminderung kombiniert, sei wesentlich effektiver. Insbesondere betont er, dass saubere und regulierte Substanzen den Schaden für Konsument*innen und die Gesellschaft minimieren können.
Schlegel plädiert für eine kontrollierte Legalisierung von Cannabis und verweist auf Pilotprojekte in der Schweiz, die den Nutzen einer regulierten Abgabe untersuchen. Eine solche Legalisierung müsse jedoch gut geplant werden, um Risiken wie den Einfluss auf Jugendliche und den Strassenverkehr zu minimieren. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass auch legale Drogen wie Alkohol und Tabak stärker reguliert werden könnten, ohne auf reine Repression zu setzen.
Ein Ausblick auf die Drogenpolitik
Während eine vollständige Legalisierung aller Drogen derzeit unrealistisch erscheint, könnte die Schweiz durch differenzierte Regulierungen und den Ausbau von Präventionsmassnahmen eine Vorreiterrolle in der internationalen Drogenpolitik einnehmen. Schlegel betont, dass das Ziel darin bestehen sollte, den sozialen Schaden zu minimieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.