Unisonar S6|EP3: Gleichberechtigung im Gesetz

Wie steht es wirklich um die Gleichstellung in der Schweiz? Trotz rechtlicher Fortschritte gibt es noch viele Ungleichheiten – von der Care-Arbeit über Lohnunterschiede bis hin zur fehlenden Anerkennung eines dritten Geschlechts. Im Podcast spricht Sandra Hotz, Professorin für Zivil- und Gesundheitsrecht, über rechtliche Hürden, gesellschaftliche Entwicklungen und die Frage, wie echte Gleichberechtigung erreicht werden kann.
Alle Schweizer sind vor dem Gesetz gleich – so steht es in der Bundesverfassung. Doch ist diese Gleichstellung in der Realität wirklich umgesetzt? Welche rechtlichen Hürden gibt es noch, und wie können sie überwunden werden? Sandra Hotz, Professorin für Zivil- und Gesundheitsrecht, gibt im Podcast einen Einblick in die aktuelle Lage und zukünftige Entwicklungen.
Die rechtliche Gleichstellung ist in der Schweiz zwar weitgehend verankert, doch die materielle Gleichstellung hinkt hinterher. Besonders im Familien- und Arbeitsrecht gibt es nach wie vor deutliche Unterschiede, die Frauen benachteiligen. Unbezahlte Care-Arbeit, Lohnungleichheit und Altersarmut sind nur einige der Herausforderungen. Zudem gibt es strukturelle Hindernisse, die eine tatsächliche Gleichstellung erschweren.
Ehe, Konkubinat und soziale Absicherung
Ein weiteres grosses Thema ist die rechtliche Absicherung von Partnerschaften. Während Ehepaare von gewissen Vorteilen profitieren, sind Paare im Konkubinat in vielen Bereichen benachteiligt. Andere Länder, wie Frankreich, haben mit dem PACS bereits Alternativen geschaffen – doch die Schweiz tut sich mit Reformen schwer. Der Föderalismus und das Fehlen eines Verfassungsgerichts bremsen den Fortschritt.
Während die «Ehe für alle» in der Schweiz bereits eingeführt wurde, fehlt weiterhin eine gesetzliche Anerkennung eines dritten Geschlechts. Sandra Hotz ist überzeugt, dass dies nur eine Frage der Zeit ist. Doch konservative Strukturen und politische Prozesse verlangsamen diesen Wandel. Dennoch können internationale Abkommen und gesellschaftlicher Druck den Reformprozess beschleunigen.
Männer und Gleichstellung: ein Thema für alle
Nicht nur Frauen und nicht-binäre Menschen profitieren von mehr Gleichstellung. Auch Männer sind oft an traditionelle Rollenbilder gebunden, die ihnen weniger Flexibilität in der Familienarbeit erlauben. Länder wie Schweden machen vor, wie eine gerechtere Verteilung von Erwerbs- und Care-Arbeit funktionieren kann.
Gleichstellung ist kein Zustand, sondern ein fortlaufender Prozess. Während einige Fortschritte bereits gemacht wurden, bleibt noch viel zu tun. Die rechtliche Entwicklung sollte sich an einem Prinzip orientieren: Niemand sollte diskriminiert werden – weder aufgrund des Geschlechts noch aufgrund anderer gesellschaftlicher Faktoren.