Unisonar S5|EP2: Streit schlichten
Wenn die Beziehung nach Jahren zerbricht, aber die Kinder weiter gemeinsam betreut werden, müssen die Ex-Partner*innen zum Wohl der Kinder ihren Streit beiseite legen. Und wenn sich Nachbar*innen in die Haare kriegen, braucht es jemanden, der schlichtet, bevor der Streit eskaliert. Wie kann das gehen? Ein Gespräch mit der Rechtswissenschaftlerin Prof. Dr. Cordula Lötscher über Möglichkeiten einer aussergerichtlichen Schlichtung, die Vorteile von Streit, der nicht schriftlich stattfindet, und die Grenzen der Justiz.
Konflikte begleiten unser Leben auf allen Ebenen, von familiären Zwistigkeiten bis hin zu nachbarschaftlichen Auseinandersetzungen. Doch nicht jede Streitigkeit muss vor Gericht enden. Wie die Basler Professorin für Zivilrecht, Cordula Lötscher, betont, bieten Schlichtungsstellen eine Möglichkeit, Konflikte aussergerichtlich zu lösen. Ein solcher Ansatz fördert nicht nur die Versöhnung, sondern hilft auch, Konflikte auf zukunftsorientierte Weise zu betrachten.
Immer im Sinne des Kindeswohls
Gerade bei Familienkonflikten ist es gemäss Lötscher wichtig, Streit so zu schlichten, dass beide Konfliktparteien mit der Lösung gut leben können. Deshalb biete es sich eigentlich immer an, einen Kompromiss zu finden. Sie rät Eltern, das Wohl der Kinder über eigene Verletzungen und Stolz zu stellen. Ein familienrechtlicher Vergleich kann eine verlässliche Lösung bieten, die durch gerichtliche Unterstützung sogar vollstreckt werden kann, falls die Abmachungen nicht eingehalten werden.
Dabei empfielt sie, das gesprochene Wort der schriftlichen Kommunikation vorzuziehen. Im Gespräch könnten Verletzungen sofort gekontert und relativiert werden, wodurch weniger bleibende Spuren zurückbleiben als bei schriftlichen Auseinandersetzungen. Insbesondere bei emotionalen Konflikten, wie in Familienangelegenheiten, können schriftliche Aussagen unnötige Gräben schaffen und eine Einigung erschweren.
Nachbarschaftskonflikte im Gespräch lösen
Auch bei Nachbarschaftsstreitigkeiten, wie der Nutzung von Wohneigentum, sind aussergerichtliche Schlichtungen hilfreich. Lötscher empfiehlt, Lösungen wie Nutzungsbeschränkungen durch gemeinsame Gespräche zu erarbeiten, bevor das Gericht eingeschaltet wird. Solche Einigungen fördern ein nachhaltiges Zusammenleben in der Nachbarschaft.
Für eine konstruktive Konfliktlösung sind Respekt, Grosszügigkeit und ein zukunftsorientierter Ansatz unerlässlich. Lötscher betont, dass Konflikte idealerweise dazu dienen, den eigenen Standpunkt weiterzuentwickeln und auf die nächste Ebene zu heben, statt in vergangenen Fehlern zu verharren.