Unisonar S4|EP2: Hirndoping und Brainbooster
Wacher, gescheiter, ausdauernder. Hirntraining, pharmakologische Substanzen und Superfoods versprechen, die Leistungsfähigkeit des Gehirns zu steigern. Welche wissenschaftlichen Grundlagen gibt es? Steckt hinter dem Neuro-Hype mehr als gutes Marketing? Ein Gespräch über Sein und Schein des Hirndopings mit dem Neurowissenschaftler Dominique de Quervain von der Universität Basel.
Neuro-Enhancement, oft als Hirndoping bezeichnet, ist der Versuch, die kognitive Leistungsfähigkeit mit Substanzen oder Methoden zu steigern. Dominique de Quervain, Hirn- und Kognitionsforscher an der Universität Basel, erklärt, dass gesunde Menschen ohne kognitive Defizite kaum von solchen Mitteln profitieren. Substanzen wie Ritalin können zwar kurzfristig Wachheit fördern, bringen aber keine nachhaltige Verbesserung kognitiver Fähigkeiten. Vielmehr birgt der Konsum Risiken wie Suchtpotenzial und gesundheitliche Nebenwirkungen.
Die Rolle von Lebensstil und Alternativen
Neben Substanzen gibt es vielfältige Ansätze zur Selbstoptimierung, darunter Meditation und Sport, die laut de Quervain nachweislich Stress reduzieren können. Meditation unterstützt insbesondere die Achtsamkeit und Stressbewältigung, während Sport eine natürliche Möglichkeit bietet, Körper und Geist in Einklang zu bringen. Solche Ansätze fördern die mentale Gesundheit ohne die Risiken, die mit pharmakologischen Eingriffen einhergehen. Dennoch betont de Quervain, dass auch diese Methoden individuell unterschiedlich wirken.
Die Nachfrage nach Apps und Programmen zur Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten wächst, doch viele dieser Angebote basieren auf fragwürdigen wissenschaftlichen Grundlagen. Laut de Quervain gibt es keine Methode, die den IQ oder Gedächtnisleistung signifikant steigern kann. Studien zu Ernährungsergänzungen wie Omega-3-Fettsäuren oder Kurkuma liefern ebenfalls keine überzeugenden Ergebnisse. Die Vermarktung solcher Produkte nutzt oft selektive Daten, ohne den wissenschaftlichen Gesamtkontext zu berücksichtigen.
Schlaf, Bewegung und eine ausgewogene Ernährung bleiben die bewährtesten Faktoren für die kognitive Gesundheit. Schlaf ist essenziell für die Regeneration des Gehirns und beeinflusst Konzentration, Gedächtnis und Entscheidungsfähigkeit. Gleichzeitig ist es wichtig, Defizite wie Vitamin-B12-Mangel zu vermeiden, die sich negativ auf die kognitive Leistungsfähigkeit auswirken können. De Quervain empfiehlt, diese Grundlagen mit Aktivitäten zu kombinieren, die Freude bereiten, um Motivation und Fokus zu steigern.
Authentische Selbstoptimierung
De Quervain betont, dass wahre Selbstoptimierung nicht in der ständigen Suche nach vermeintlichen Wundermitteln liegt, sondern in der Leidenschaft für die Dinge, die man tut. Aktivitäten, die Freude bereiten und intrinsisch motivieren, fördern langfristig die geistige Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Statt unrealistischen Idealen nachzueifern, sollte der Fokus auf einem ausgewogenen Lebensstil liegen, der nachhaltige Zufriedenheit ermöglicht.