Unisonar S1|EP3: Bin ich mein Selfie?
Ohne Bilder wären die sozialen Medien nicht so erfolgreich, wie sie es sind. Das sagt Dr. Estelle Blaschke, Vertretungsprofessorin der Medienwissenschaft. Sie erzählt in der dritten Folge von «Unisonar», weshalb Fotografien nie ein einen realen Blick auf uns selbst werfen können, wie Influencer*innen unsere Ästhetik prägen und was Instagram mit der Farbe von Restaurantessen zu tun hat.
Die Medienwissenschaftlerin Prof. Dr. Estelle Blaschke erläutert die Rolle von Bildern in sozialen Medien und deren Einfluss auf unsere Wahrnehmung. «Die Bilder sind der Motor von sozialen Medien. Aber Bilder wären nicht so erfolgreich, wenn es nicht auch diese Plattformen der Veröffentlichung gäbe», erklärt sie.
Blaschke betont, dass Fotografie keine Abbildung der Realität ist, sondern immer eine vermittelte Darstellung. Besonders moderne Smartphones verändern die Realität durch KI-gestützte Bildoptimierung: «Ein Himmel wirkt blauer, eine grüne Wiese erscheint satter, und Gesichter werden automatisch geglättet.» Solche Anpassungen prägen, was als «gutes Bild» empfunden wird.
Soziale Medien und die Veränderung der Ästhetik
Durch die ständige Produktion und Veröffentlichung von Bildern entstehen neue Ästhetiken. Blaschke beschreibt, wie Algorithmen und Nutzerinteraktionen Bilder und deren Stile beeinflussen: «Durch Nachahmung und Wiederholung entstehen Rückkopplungen, die auch die physische Welt gestalten, etwa in der Innenarchitektur von Cafés.»
Die Kluft zwischen optimierten Bildern und dem realen Selbstbild kann psychologische Folgen haben. Besonders Influencer*innen arbeiten mit stark inszenierten Bildern, was unrealistische Schönheitsideale fördern kann. Blaschke merkt an: «Diese hochgradig retuschierten Darstellungen entfernen sich weit von der Realität.»
Zukunft der Fotografie und sozialen Medien
Die Entwicklung der Smartphone-Fotografie habe eine «Normalisierung» des Fotografierens bewirkt. Blaschke erwartet eine ähnliche Revolution durch 3D-Fotografie und -Scanning, die im Kontext des Metaverse an Bedeutung gewinnen werden. «Wir werden beiläufig Produzenten digitaler Welten, die unser Umfeld in räumlicher Form reproduzieren», so Blaschke.