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Wer war Fritz Platten? Eine Ausstellung von Studierenden wird Realität

Zeitstrahl von Fritz Platten (Foto: Universität Basel)
Die zahlreichen Lebensabschnitte Fritz Plattens wurden in der Ausstellung visualisiert. (Foto: Universität Basel)

Studierende der Universität Basel konnten während zwei Semestern an einer Ausstellung zum Schweizer Kommunisten Fritz Platten mitarbeiten. Zur Eröffnung der Ausstellung in der UB berichten die Beteiligten von ihren Erfahrungen.

06. Oktober 2021

Zeitstrahl von Fritz Platten (Foto: Universität Basel)
Die zahlreichen Lebensabschnitte Fritz Plattens wurden in der Ausstellung visualisiert. (Foto: Universität Basel)

«Noch ein Stück höher. Links noch ein bisschen.» Aline und Basil studieren beide Geschichte an der Universität Basel und hängen gerade ein grosses Banner für ihre Ausstellung auf. Im Rahmen eines zweisemestrigen Seminars haben sie mit weiteren Interessierten die Geschichte des umstrittenen Politikers aufgearbeitet und können diese nun präsentieren. Am 8. Oktober 2021 öffnet die Ausstellung Auf der Suche nach Fritz Platten in der Universitätsbibliothek Basel ihre Türen.

Studierende Aline und Basil hängen einen Banner auf. (Foto: Universität Basel)
Studierende Aline und Basil beim Aufbau ihrer Ausstellung. (Foto: Universität Basel)

Neue Erfahrungen für die Beteiligten

Aline Corpataux studiert Geschichte und Geographie und ist über ein Buch auf Fritz Platten gestossen. Als der Name kurz darauf im Vorlesungsverzeichnis auftaucht, überlegt sie nicht lange und meldet sich an, um mehr über die Geschichte des Arbeiterführers zu erfahren. Das erste Semester des Forschungsseminars war stark auf die Recherche von Informationen, Bildern und Geschichten fokussiert.

«Die Recherchearbeit war spannend. Das Interessanteste war die Geschichte mit dem plombierten Wagen, die davon berichtet, wie Platten im Frühjahr 1917 eine Zugfahrt für Lenin aus dem Züricher Exil zurück ins revolutionäre Russland organisierte», berichtet Aline. Sie hat bei der Produktion eines kurzen Films für den Epilog mitgearbeitet, in dem Zeitzeugen und Historikerinnen über Fritz Platten aus heutiger Perspektive reflektieren. «Das war für mich bis jetzt das Beste an meinem Studium», resümiert Aline.

Katarina Pencic, Studentin der Osteuropa-Studien, ist der Nachlass des Sohns Fritz Nicolaus Platten besonders in Erinnerung geblieben. Die Zeit reichte nicht aus, sämtliche Dokumente zu untersuchen: «Das war der Moment, als mir die Grösse des Nachlasses und die Menge an Material bewusst wurde. An dieser Ausstellung mitarbeiten zu können war für mich persönlich eine grosse Bereicherung und Abwechslung zum Studium», betont Katarina.

Von der Idee zur eigenen Ausstellung

Gemeinsam mit Prof. Dr. Benjamin Schenk vom Departement Geschichte hat die Doktorandin Rhea Rieben das Seminar organisiert und die Ausstellung kuratiert – ein Projekt, bei dem sich Theorie und Forschung sowie die Arbeit im Archiv den Studierenden vermitteln lassen. In Zusammenarbeit mit Szenografie und Grafik konnte die Kuratorin aber auch selbst neue Erfahrungen beim «Arbeiten im Raum» sammeln und ihre Ideen zur Ausstellung umsetzen.

Wer war Fritz Platten?

Fritz Platten war einer der bekanntesten und radikalsten Schweizer Kommunisten seiner Zeit. Er gehörte zur «Zimmerwalder Linken», einer radikalen Minderheit um Lenin. 1919 wirkte er in Moskau bei der Gründung der Komintern, einem internationalen Zusammenschluss kommunistischer Parteien, mit. 1921 war er Gründungsmitglied der Kommunistischen Partei der Schweiz (KPS) und wanderte zwei Jahre später mit Gleichgesinnten in die Sowjetunion aus. Im Zuge des «Grossen Terrors», einer Verfolgungskampagne in der Sowjetunion, wurde er 1938 verhaftet und zu vier Jahren Lagerhaft verurteilt. Unter ungeklärten Umständen kam er 1942 im Gulag ums Leben.

Grundlage der Ausstellung bildet der Nachlass von Fritz Nicolaus Platten, der als Sohn des Kommunisten zu Lebzeiten Material zur Biografie seines Vaters gesammelt und aufgearbeitet hat. 2005 wurde sein Nachlass der Universitätsbibliothek Basel übergeben und steht seitdem der Forschung zur Verfügung. Der Titel «Auf der Suche nach Fritz Platten. Die Schweiz und der Kommunismus im 20. Jahrhundert» spielt auf die unterschiedlichen Bilder seiner Person an, die im kulturellen Gedächtnis überliefert wurden. Ein Besuch der Ausstellung soll Aufschluss über diese Person geben und dabei den Blick auf eine grössere Geschichte freigeben.

Ab dem 8. Oktober präsentieren sich ausgewählte Teile des Nachlasses erstmals der Öffentlichkeit.


Auf der Suche nach Fritz Platten. Die Schweiz und der Kommunismus im 20. Jahrhundert. Ausstellung in der UB Hauptbibliothek vom 8. Oktober 2021 bis 23. Februar 2022. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8.00–20.00 Uhr, Samstag 12.00–17.00 Uhr.

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