Begeistern statt kritisieren
Vom 24. bis 29. März 2025 findet zum siebten Mal die Nachhaltigkeitswoche der Universität Basel statt. Die Studierenden des Organisationsteams setzen dieses Jahr einen Schwerpunkt auf Gemeinschaft und Gemeinsamkeiten. Und sie laden Teilnehmende dazu ein, in sich zu gehen und eigene Verhaltensmuster zu überdenken.
17. März 2025 | Samuel Schlaefli
Auch dieses Jahr haben die Besucherinnen und Besucherder Nachhaltigkeitswoche wieder die Qual der Wahl: Über 20 Veranstaltungen rund ums Thema Nachhaltigkeit stehen auf dem Programm. Darunter Velo-Workshops, Kleidertausch, ein Apéro mit geretteten Lebensmitteln, ein Fermentierungs-Workshop, ein Pub-Quiz mit anschliessendem Konzert und «Plastic Jogging», bei dem das persönliche Engagement gegen Plastikmüll mit Fitness kombiniert wird.
Joe Zelda Green studiert im zweiten Semester Psychologie an der Universität Basel und ist dieses Jahr zum ersten Mal bei der Organisation der Nachhaltigkeitswoche dabei. Und dies gleich als Co-Leiterin, zusammen mit Jonas Hüllstrung. «Mein Interesse am Thema Nachhaltigkeit ist mit dem Studium noch einmal stark gewachsen», sagt sie.
Gegen Klimaangst und Polarisierung
Das Motto der diesjährigen Nachhaltigkeitswoche lautet «Together for our planet». «Wir wollen mit der Nachhaltigkeitswoche ein Miteinander und eine Gemeinschaft kreieren», sagt Joe Green. Damit soll der Klimaangst, aber auch der Polarisierung in der Gesellschaft etwas entgegengesetzt werden.
In einem Workshop am Freitagvormittag wird zum Beispiel wertschätzende Kommunikation geübt. Diese stärkt die Bereitschaft zu Verständnis und Kooperation, heisst es im Programm. Dabei gehe es nicht allein darum, nett zu anderen zu sein, sondern auch klar zu kommunizieren, womit man einverstanden ist und womit nicht, erklärt Joe Green. Ziel sei es, die eigene Wirksamkeit in der Welt zu stärken.
Auch am Mittwochabend geht es um Kommunikation, diesmal jedoch um die Überwindung kommunikativer Hürden in der Klimakrise. Dafür haben das Organisationsteam eine interaktive Diskussion mit Aktivistinnen und Aktivisten verschiedener Generationen geplant. Am Dienstag und Donnerstag findet jeweils eine Mittagsmeditation in Zusammenarbeit mit dem buddhistischen Zentrum «Kalyana Mitta» in Basel statt. Dies war Joe Green ein besonderes Anliegen: «Ich finde es wichtig, dass wir Langsamkeit fördern und unseren Alltag entschleunigen. So finden wir Zeit und Ruhe, um unser eigenes Verhalten zu reflektieren und unseren Alltag nachhaltiger zu gestalten».
Start-up-Weekend und Studierendenkonferenz
Joe Green und ihren Kolleginnen und Kollegen war es zudem wichtig, Synergien mit weiteren Organisationen zu schaffen, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen. So findet in Anschluss an die Nachhaltigkeitswoche das «Start-up Weekend Circular Economy Basel» statt, ein dreitägiger Workshop, während dem Kreative übers Wochenende ihre Idee zu einem Geschäftsmodell entwickeln, das sie anschliessend einer Jury mit Fachpersonen präsentieren.
Ebenfalls Teil der Nachhaltigkeitswoche ist dieses Jahr die internationale Studierendenkonferenz, die vom 24. bis 28. März 2025 in Basel stattfindet und an der im Rahmen der Initiativen Eucor & EPICUR Studierende aus mehreren europäischen Ländern teilnehmen werden. Sie steht unter dem Motto «Let’s think beyond the Bin: Reimagining consumption for a sustainable future» und richtet sich an alle, die sich mit dem Thema Konsum auseinandersetzen und Ideen für eine nachhaltigere Zukunft diskutieren wollen.
Die Nachhaltigkeitswoche wird von einem zehnköpfigen Organisationsteam geplant und mit weiteren Volunteers durchgeführt. Einige sind bereits am Ende des Studiums, andere habe es gerade erst begonnen. Einige kümmern sich um einen bestimmten Programmpunkt, andere um die Logistik oder den Bereich Social Media. Joe Green ist fast überall involviert. «Seit wir im September mit der Organisation begonnen haben, begleitet mich die Nachhaltigkeitswoche jeden Tag», erzählt sie. «Ständig kommen mir neue Ideen, was man noch machen könnte.» Wichtig ist ihr dann der Austausch im Team, um zu diskutieren, was machbar ist und Lösungen für Probleme zu finden.
«Food save» statt «food waste»
Joe Green wünscht sich, dass die Besuchenden die Veranstaltungen der Nachhaltigkeitswoche mit einem Gefühl der Liebe und Fürsorge für den Planeten Erde verlassen. «Ich merke in meinem Umfeld, dass einige in eine Rechtfertigungshaltung verfallen, wenn ich über mein Engagement spreche. Ich will aber niemanden kritisieren, sondern für Veränderungen begeistern.»
In den vergangenen sechs arbeitsintensiven Monaten habe sie viel gelernt und zum Teil auch ihr eigenes Verhalten geändert. «Ich kaufe meine Kleidung nun meist in Second-Hand-Läden und esse konsequent vegetarisch.» Zu letzterem hat auch der Austausch mit der Gruppe von «Plant Based Universities Basel» beigetragen, die sich für eine pflanzenbasierte Verpflegung an Universitäten einsetzen. Sie werden während der Nachhaltigkeitswoche eine Degustation von veganen Snacks organisieren. Auch ihre Sprache hat Joe Green angepasst. Sie spreche heute nicht mehr von «food waste», sondern von «food save». «Das klingt viel positiver und motiviert, selbst Lebensmittel zu retten», ist die 26-Jährige überzeugt.
Nachhaltigkeitswoche 2025
Das detaillierte Programm der Nachhaltigkeitswoche ist auf der Webseite der Nachhaltigkeitswoche und auf Instagram zu finden. Die Nachhaltigkeitswoche ist ein Projekt der AG Nachhaltigkeit. Die Aktionsgruppe Nachhaltigkeit sucht laufend Studierende und Doktorierende, die sich in Projekten engagieren und die Universität Basel nachhaltiger gestalten möchten. Seit Herbst 2023 können Studierende für ihr Engagement in studentischen Organisationen auch Kreditpunkte erwerben.