x
Loading
+ -

Ehemaliger Universitätsrat Urs Wüthrich verstorben

Der ehemalige Baselbieter Regierungsrat Urs Wüthrich ist Mitte Juli unerwartet verstorben. Er wurde 68 Jahre alt. Wüthrich gehörte von 2003 bis 2015 dem Regierungsrat des Kantons Basel-Landschaft und dem Universitätsrat an.

22. August 2022

Urs Wüthrich-Pelloli (1954–2022)
Urs Wüthrich-Pelloli (1954–2022). (Foto: Universität Basel, Christian Flierl)

Urs Wüthrich war während seiner ganzen Zeit als Baselbieter Regierungsrat ein engagiertes Mitglied des Universitätsrats. Gleich zu Beginn seiner Regierungszeit konnte er an einer für die Universität beinahe existentiellen Entwicklung erfolgreich mitwirken: In seiner Funktion als Bildungsdirektor seines Kantons hatte er Einsitz in das regierungsrätliche Lenkungsgremium Partnerschaftsverhandlungen, in dem alle bikantonalen Projekte abgesprochen und vorbereitet werden. Das prominenteste Dossier war damals jenes der Verhandlungen über die gemeinsame Trägerschaft der Universität und in dessen Folge auch über die Fachhochschule beider Basel, der heutigen Fachhochschule Nordwestschweiz.

Urs Wüthrich vertrat dort die Interessen seines Kantons hartnäckig und mit Sachverstand, was die Anliegen der Hochschulen betraf. Dabei verlor er die überregionale Perspektive nie aus den Augen. Bildungspolitik hatte für ihn auch eine interkantonale und eidgenössische Komponente. So betonte er immer die Bedeutung der Hochschulen für den Wirtschafts-und Kulturstandort über die beiden Trägerkantone hinaus.

Wegbereiter der gemeinsamen Trägerschaft

Aufbauend auf die Vorarbeit seines Vorgängers Regierungsrat Peter Schmid – auch dieser ein Sozialdemokrat –, konnte er dem basellandschaftlichen Wahlvolk 2007 eine Vorlage über die gemeinsame Trägerschaft der Universität vorlegen. Sie wurde mit grosser Mehrheit angenommen; ein weit herum beachteter politischer Erfolg.

Die Bedeutung jenes Entscheides kann insbesondere für die Universität gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie konnte sich in den folgenden Jahren nicht zuletzt dank dieser erweiterten Trägerschaft zu einer absoluten Spitzenhochschule entwickeln. An diesem Erfolg hatte Urs Wüthrich wesentlichen Anteil. Er begab sich an jenem Abend des Abstimmungssonntags zusammen mit Rektor Loprieno auf die Sissacher Fluh und drückte so symbolisch seinen Stolz aus, dass nun auch der Landkanton eine eigene Universität bekam.

Engagierter Universitätsrat

Als Regierungsrat des Mitträgers Kanton Basel-Landschaft gehörte Urs Wüthrich dem Universitätsrat während seiner ganzen Regierungszeit, also von 2003 bis 2015 an. Auch hier vertrat er selbstverständlich die Perspektive seines Kantons, etwa wenn es um die Integration der vom Kanton Basel-Landschaft gegründeten und finanzierten Stiftung «Mensch, Gesellschaft, Umwelt» ging. Wie wichtig ihm dieses Gremium war, zeigte er nicht zuletzt damit, dass er an den monatlichen Abendsitzungen praktisch nie fehlte und sich an den Beratungen stets aktiv beteiligte. Hier zeigte sich in erster Linie der dossiersichere Bildungspolitiker.

Homme de Lettres

Auch wenn er selbst keine akademische Laufbahn absolviert hatte, so zeigte er doch eine grosse Affinität für den breiten Wirkungsbereich der Universität. Als versierter autodidaktischer Homme de Lettres brachte er sich in die Debatten des Universitätsrats kenntnisreich und mit manchmal scharfem Witz ein.

Er getraute sich, den politischen Strömungen entgegen zu treten, welche die Universität rein auf den Nutzen ausrichten und zum Beispiel Theologie wie Geisteswissenschaften abschaffen oder zurückstufen wollten. Auch die Tradition der Universität war ihm wichtig. Dabei war er nie verbissen und behielt auch in schwierigen politischen Auseinandersetzungen seinen feinen Humor. Die Universität hatte in ihm einen verständnisvollen und äusserst verlässlichen Weggefährten und Botschafter.

Die Universität erinnert sich an Urs Wüthrich als liebenswürdigen Kollegen und an seine offene und zugängliche Menschlichkeit. Auch bei geselligen Anlässen des Universitätsrats war er wenn immer möglich präsent und bereicherte die Runde mit seiner Genussfreude und seinen Gesprächsbeiträgen. Auch nach seinem Rücktritt aus dem Regierungsrat und somit dem Universitätsrat nahm er an verschiedenen universitären Anlässen teil. Als Präsident des Fördervereins der Universität blieb er ihr auch in ehrenamtlicher Arbeit verbunden.

Bis zuletzt verfügte Wüthrich über eine energievolle, lebensbejahende Präsenz. Umso bestürzter ist die Universität über seinen plötzlichen und überraschenden Tod. Urs Wüthrich hat sich um die Universität Basel verdient gemacht, sie wird ihn in dankbarer Erinnerung behalten.

nach oben