Michael Hall erhält den Nakasone Award 2019
Das Human Frontier Science Program (HFSP) verleiht den Nakasone Award 2019 an Prof. Michael N. Hall vom Biozentrum der Universität Basel. Hall wird für seine Entdeckung des Enzyms TOR, einem zentralen Regulator für das Zellwachstum, geehrt. Die Entdeckung von TOR ermöglichte es den Wissenschaftlern, das Zellwachstum und seine Bedeutung für Entwicklung, Alterung und Krankheit besser zu verstehen.
02. Juli 2019
Der Preisträger des diesjährigen Nakasone Award wurde am Dienstag, dem 2. Juli, an der Weltkonferenz für Wissenschaftsjournalisten in Lausanne bekannt gegeben. «Die bahnbrechende Arbeit von Michael Hall erweitert die Grenzen der Wissenschaft und ermöglicht uns zu verstehen, wie das Zellwachstum die menschliche Entwicklung bestimmt, wie wir im Laufe unseres Lebens altern und wie es die Wahrscheinlichkeit beeinflusst, Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Herzkrankheiten zu entwickeln», sagt Warwick P. Anderson, Generalsekretär des Human Frontier Science Program (HFSP). «Halls herausragende Forschung hat ein völlig neues Forschungsfeld hervorgebracht mit weitreichenden Folgen für das wissenschaftliche Verständnis und die Verbesserung der Gesundheit.»
Der HFSP Nakasone Award wurde im Jahr 2010 ins Leben gerufen, um Wissenschaftler zu würdigen, die bahnbrechende Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Life Sciences erzielt haben. Der Award ist Ausdruck der Vision des ehemaligen japanischen Premierministers Nakasone, die Forschung durch die Gründung einer internationalen Wissenschaftsförderungsorganisation vorzutreiben. Prof. Michael Hall erhält den HFSP Nakasone Award 2019 für seine Erkenntnisse zum besseren Verständnis des Zellwachstums und dessen Rolle für das Altern und bei Krankheiten.
Die Entdeckung von mTOR
Michael Hall entdeckte mit TOR eine evolutionär konservierte Proteinkinase, die durch Nährstoffe aktiviert wird und das Zellwachstum zentral steuert. Dies veränderte das Verständnis der Wissenschaftler über das Zellwachstum grundlegend. Denn Zellwachstum ist nicht, wie lange Zeit angenommen, ein spontaner Vorgang, der einfach passiert, sondern ein stark regulierter, plastischer Prozess, der durch TOR-abhängige Signalwege gesteuert wird. TOR spielt eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung und beim Altern und ist an der Entstehung verschiedener Erkrankungen beteiligt, darunter Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Abstossungsreaktionen von Transplantaten, Fettleibigkeit und Diabetes. Diese Erkenntnisse finden bereits in der Klinik ihre Anwendung. So wird mit Rapamycin ein mTOR-Hemmstoff in drei der oben genannten Haupttherapiebereichen eingesetzt. Zudem werden einige neuartige mTOR-Inhibitoren derzeit als Krebsmedikamente genauer untersucht.
Aktuelle Forschung
Seit der Entdeckung von TOR hat sich die Forschung, die als Grundlagenforschung begann, auf die medizinische Forschung und die pharmazeutische Industrie ausgeweitet. Über 25 Jahre ist Michael Hall als einer der führenden Wissenschaftler auf diesem von ihm selbst begründeten und mittlerweile hart umkämpften Forschungsgebiet aktiv. In seinen jüngsten Arbeiten konzentriert er sich auf die mTOR gesteuerten Signalwege und ihre Rolle in stoffwechselaktiven Geweben und Tumoren.
Ziel der Forschung ist es zu verstehen, wie mTOR das Wachstum des gesamten Körpers sowie den Stoffwechsel steuert. Mit der Tumorforschung bei Mäusen und beim Menschen möchten Hall und sein Team die Mechanismen des Tumorwachstums aufklären und herausfinden, welche alternativen Wege Krebszellen bei der Entwicklung einer Resistenz gegen zielgerichtete Krebstherapien finden. In den vergangenen Jahren haben sich Halls Studien zu TOR immer weiter von der Hefe auf den Menschen verlagert. Sie leisten damit einen grossen Beitrag zur Aufklärung grundlegender und klinisch wichtiger biologischer Prozesse.
Vita
Michael N. Hall ist seit 1987 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Mitglied der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel. Von 2002 bis 2009 und von 2013 bis 2016 war er Vizedirektor des Biozentrums. Geboren in Puerto Rico erhielt der Schweizer Staatsbürger seinen Doktortitel in Harvard und absolvierte anschliessend seinen Postdoc am Institut Pasteur in Paris und an der University of California in San Francisco.
Weitere Auskünfte
Heike Sacher, Universität Basel, Biozentrum, Kommunikation, Tel. +41 61 207 14 49, E-Mail: heike.sacher@unibas.ch