SNSF Consolidator Grants für zwei Forscher

Mit den Consolidator Grants fördert der SNF hochqualifizierte junge Forschende, die ihre wissenschaftliche Unabhängigkeit festigen möchten. Von den insgesamt 19 Projekten, die der SNF bewilligt hat, gehen zwei an die Universität Basel.

Das Forschungsprojekt des Historikers Dr. Moritz von Brescius untersucht die Ursprünge des exzessiven Ressourcenverbrauchs im 20. Jahrhundert am Beispiel des tropischen und synthetischen Kautschuks in ständiger Konkurrenz mit anderen Rohstoffen. Das Projekt nutzt das industrielle «Battle of Materials» als Perspektive, um die Entstehung einer folgenreichen Denkweise nachzuzeichnen: die Erfindung des «Unterkonsums» von Rohstoffen im 20. Jahrhundert. Die Arbeit zeichnet den Aufstieg und die Macht des Komplexes Forschung und Entwicklung (R&D) nach und untersucht, wie private Rohstoffproduzenten, Regierungen, Unternehmen, Forschungsinstitute und Marketingexperten in Europa, den USA und ihren Kolonien nach neuen Anwendungen und Märkten für Rohstoffe suchten – insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Krisen und Überproduktion. Die Arbeit zeigt, wie verschiedene Akteure Kautschuk als vielseitiges Material förderten und damit zu materiellen Pfadabhängigkeiten, einem sprunghaften Anstieg der Ausbeutung und Übernutzung von Ressourcen sowie zur «Great Acceleration» der menschlichen Auswirkungen auf globale Umwelten im 20. Jahrhundert beitrugen.

Moritz von Brescius studierte Geschichte an der Freien Universität Berlin und an der Universität Oxford. Er promovierte 2015 am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz mit einer Arbeit, die mit drei Preisen ausgezeichnet wurde. Anschliessend war er als Postdoc an den Universitäten in Konstanz und Bern sowie an der Harvard University tätig. Seit 2021 leitet er als Ambizione-Fellow des SNF eine Forschungsgruppe am Historischen Institut der Universität Bern. Er wird sein Projekt am Europainstitut der Universität Basel im Juli 2025 aufnehmen.

Das Projekt des Informatikers Prof. Dr. Aurélien Lucchi zielt darauf ab, die Methoden zum Training von tiefen neuronalen Netzen zu verbessern, die derzeit die Fortschritte in der künstlichen Intelligenz (KI) vorantreiben. Gegenwärtig erfordert das Training dieser neuronalen Netze das Sammeln grosser Datenmengen und die Auswahl zahlreicher Hyperparameter – ein Prozess, der häufig auf Versuch und Irrtum beruht und nicht vor menschlicher Voreingenommenheit gefeit ist. Das Projekt wird diese Herausforderungen angehen, indem es das Verständnis der Auswirkungen dieser Hyperparameter vertieft und automatische Methoden für ihre Auswahl entwickelt. Ziel ist es, die Optimierung von KI-Modellen energieeffizienter und zuverlässiger zu machen.

Aurélien Lucchi ist seit 2022 Assistenzprofessor für Data Analytics Systems an der Universität Basel. Nach seiner Promotion im Jahr 2014 an der EPFL war er zunächst als Postdoc und ab 2018 als Senior Researcher am Departement Informatik der ETH Zürich tätig. Er verfügt über eine breite akademische Erfahrung in verschiedenen Bereichen des maschinellen Lernens und der Optimierung. Sein Projekt am Departement Mathematik und Informatik der Universität Basel beginnt im Oktober 2024.