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Hochschullehre unter Corona: Von Routinierten und Ausweichenden

Menschen bei einer Videokonferenz mit ihren Kollegen zuhause. (Illustration: rexandpan/Adobe Stock)
Viele Dozierende nutzten die Coronapandemie, um innovative Lehrmethoden auszuprobieren. (Illustration: rexandpan/Adobe Stock)

Wie haben Dozierende die plötzliche Umstellung auf Online-Lehre während der Coronapandemie gemeistert? Diese Frage untersuchten Forschende der Universität Basel in Zusammenarbeit mit Eucor – The European Campus. Die Antwort: mehrheitlich gut, wenn auch mit gemischten Gefühlen.

06. Oktober 2022 | Béatrice Koch

Menschen bei einer Videokonferenz mit ihren Kollegen zuhause. (Illustration: rexandpan/Adobe Stock)
Viele Dozierende nutzten die Coronapandemie, um innovative Lehrmethoden auszuprobieren. (Illustration: rexandpan/Adobe Stock)

Plötzlich ging es schnell: Ende Februar 2020 rief der Bundesrat angesichts der Coronapandemie die besondere Lage aus, Mitte März erfolgte ein schweizweiter Lockdown, der auch die Hochschulen betraf: Präsenzunterricht wurde verboten, und Dozierende mussten beinahe von einem Tag auf den anderen online unterrichten.

Ein Team von Forschenden des Instituts für Bildungswissenschaften (IBW) der Universität Basel hat in den vergangenen zweieinhalb Jahren zusammen mit Eucor – The European Campus untersucht, wie Dozierende diesen abrupten Übergang zur Online-Lehre gemeistert haben. Die Umfrage ist Teil einer länderübergreifenden Studie, die den Einsatz von Bildungstechnologien und die Voraussetzungen für Online-Lehre an den Hochschulen vergleicht.

Zu Beginn herrschte Aufbruchstimmung

Insgesamt wertete das vom IBW koordinierte Forschungsteam knapp 800 Fragebögen von Dozierenden der Universitäten Basel, Haute-Alsace, Strassburg, Duisburg-Essen und Westminster aus. In Basel beteiligten sich 162 Dozierende an der Umfrage, wobei die Teilnahme freiwillig war und in die stressreiche Zeit des ersten digitalen Semesters fiel.

Die Auswertung zeigt, dass sich der Grossteil der Befragten zwar zu den Digital Natives zählt, vor der Pandemie aber nur selten digitale Tools im Unterricht einsetzten. Die Umstellung meisterte die Mehrheit der Dozierenden gut: «Es herrschte eine Art Aufbruchstimmung», sagt Tomas Kaqinari, wissenschaftlicher Mitarbeiter am IBW und Mitglied des Forschungsteams. «Viele Dozierende sahen die Umstellung als Chance, digitale Tools und innovative Lehrmethoden auszuprobieren.»

Einige fühlten sich jedoch von der Situation überfordert und fürchteten, dass der Lernerfolg der Studierenden leiden werde. Zentrale Herausforderungen waren hier der höhere Arbeitsaufwand und der fehlende Kontakt zu Studierenden und Kollegium.

Vier Typen von Dozierenden

Das Forschungsteam hat im Zusammenhang mit dem Wechsel auf Online-Lehre vier Typen von Dozierenden identifiziert.

  • Gemäss Kaqinari gehören rund 45 Prozent zu den «Presenters»: «Für sie stand die Wissensvermittlung im Vordergrund.» Inhalte wurden nun via digitale Tools wie Zoom oder Lernplattformen wie ADAM weitergegeben.
  • Die mit 22 Prozent zweitgrösste Gruppe der «Strivers» war bestrebt, zusätzlich zur Wissensvermittlung durch Diskussionsforen und Chats einen Rahmen für sozialen Austausch zu schaffen.
  • 20 Prozent der Befragten gehören zu den «Routineers»: «Diese Gruppe hatte bereits Erfahrung mit Online-Lehre und nutzte während der Schliessung eine breite Palette von digitalen Tools», erklärt Kaqinari. Sie sah in der Umstellung denn auch am ehesten eine Chance und möchte die technischen Möglichkeiten in der Lehre weiterhin nutzen.»
  • Die kleinste Gruppe bildeten mit 13 Prozent die «Evaders». Sie sind quasi das Gegenstück der «Routineers» und empfanden den Online-Unterricht als frustrierend und ungenügend. Die Nutzung der digitalen Möglichkeiten beschränkten sie aufs Nötigste. «Sie beurteilten auch den technischen Support durch die Universität als nicht brauchbar, während die Routinierten ihn als nützlich bezeichneten», so Kaqinari.

Wie gut die Dozierenden digitale Lernmethoden in ihren Unterricht integrierten, hänge auch stark von ihrer Selbsteinschätzung ab: «Je überzeugter die Dozierenden von ihrer Fähigkeit waren, erfolgreich online lehren zu können, desto mehr verschiedene Online-Tools haben sie verwendet.» Das habe natürlich auch mit Erfahrung zu tun. Deshalb erstaunt es nicht, dass sich die Routinierten diesbezüglich weit mehr zutrauten als die «Evaders».

Gut zwei Jahre nach dem Lockdown stellt sich die Frage, inwiefern die Erfahrungen der erzwungenen Umstellung auf online die universitäre Lehre heute beeinflussen. Die meisten Dozierenden schätzen, dass sie sowohl persönlich als auch die Universitäten für künftige Krisensituation vorbereitet sind. Plattformen wie Zoom oder Teams werden weiter genutzt, und an der Universität Basel wurden Räume für hybriden Unterricht ausgestattet. Kaqinari: «Die Vorteile der Online-Tools werden heute vermehrt als Ergänzung zum konventionellen Unterricht genutzt.»

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