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Mangels Interesse ungedruckt: Grösstes deutsches Wörterbuch des 18. Jahrhunderts in Basel

250 Jahre lang lagerten die umfangreichen Handschriften und Zettel unbeachtet im Keller der Universitätsbibliothek – nun machen Linguisten der Universität Basel das «Grosse Glossarium der deutschen Sprache» von Johann Jakob Spreng erstmals zugänglich. Mit seinen fast 100‘000 Einträgen wäre es das grösste deutsche Wörterbuch seiner Zeit geworden – doch für den Druck fanden sich nicht genug Käufer.

09. Mai 2018

Linguist avant la lettre und Aussenseiter: Johann Jakob Spreng, porträtiert von Johann Rudolf Huber, um 1740/45; Original in der alten Aula der Universität Basel. (Bild: Wikimedia Commons)
Wörtersammler und Aussenseiter: Johann Jakob Spreng, porträtiert von Johann Rudolf Huber, um 1740/45; Original in der alten Aula der Universität Basel. (Bild: Wikimedia Commons)

Doch vorerst rührte niemand das Material an. Die Bände wie die Schachtel mit den Zetteln und Notizen lagen fast 100 Jahre lang bei den Erben Sprengs. 1862 kam das Konvolut in die Handschriftenabteilung der Universitäts­bibliothek. Lange hatte es den Ruf, chaotisch und unvollständig zu sein; so fehlten auf den ersten Blick die Einträge für zehn Bände respektive Buchstaben. Erst als die Linguisten das Material auslegten und ordneten, stellten sie fest, dass die vermissten Wörter vollständig auf den Zetteln vorhanden waren. Diese steckten allerdings in über 1000 kleinen Couverts, die unter dicken Staubschichten durcheinanderlagen.

«Unentdeckter Schatz»

Löffler war vor wenigen Jahren auf den «unentdeckten Schatz» gestossen. Der Sprachwissenschaftler war dabei, über das älteste Baseldeutsche Wörterbuch «Idioticon Rauracum» zu recherchieren, das der gebürtige Basler Spreng ebenfalls verfasste und nun seit 2014 gedruckt vorliegt.

Nun ist man in der Universitätsbibliothek seit drei Jahren intensiv daran, sämtliche Bände und Zettel des «Glossariums» zu reinigen und zu digitalisieren. Löffler, Kollegen und Freiwillige schreiben die handschriftlichen Zettel ab und bringen sie in eine druckfertige Form. Etwa ein Drittel der Edition ist bisher geschafft – im Ganzen werden es bis zum geplanten Abschluss in etwa drei Jahren geschätzte 4500 zweispaltige Druckseiten sein.

Dass Spreng für sein Wörterbuch damals nicht genug Interessenten fand, könnte laut Löffler daran liegen, dass er als ausserordentlicher Professor an der Universität ohne Salär – zuerst für Deutsche Rhetorik und Poesie, später für Schweizergeschichte und Griechisch – als Aussenseiter galt. Das Bewusstsein für das neue Deutsch als Hochsprache oder gar als Wissenschaftssprache war noch nicht verbreitet: «Spreng war seiner Zeit um Jahrzehnte voraus.»

Der Gelehrte litt dauernd unter Geldnot und hatte als Brotberuf bis zum Schluss die Stelle des Waisenhauspfarrers inne. Dazu kamen 1763 ein Skandal und ein Publikationsverbot, da sich der Professor in frivolem Ton über katholische Heiligenlegenden ausgelassen haben soll.

Ausstellung zu Leben und Werk

Unter dem Titel «Ein sprachlicher Jahrhundertschatz wird gehoben» organisiert die Universitätsbibliothek Basel (UB) zum diesjährigen 250. Todestag von Spreng vom 30. Mai bis 1. September 2018 eine Ausstellung. Gezeigt werden in Vitrinen und auf Schautafeln ausser den Arbeiten zum «Glossarium» und zum «Idioticon» weitere Materialien wie Bücher, Gedichte, Predigten und Bittbriefe an die Obrigkeit. So soll unter anderem auch ein Probeband zur künftigen ersten Edition von Sprengs Wörterbuch zum Blättern aufgelegt werden. Eröffnung mit Einführungsvortrag ist am 30. Mai 2018 um 18 Uhr im Ausstellungsraum der UB.


Weitere Auskünfte

Prof. em. Dr. Heinrich Löffler, Universität Basel, Projektleiter der Edition «Grosses Glossarium der deutschen Sprache», Tel. +41 71 460 07 60, mobil: +41 79 307 18 64, E-Mail: heinrich.loeffler@unibas.ch 

Bildmaterial

Ein druckfähiges Bild zu dieser Medienmitteilung findet sich in der Mediendatenbank.

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