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«Zwei NFS-Zusprachen setzen in Basel wissenschaftliche Schwerpunkte mit hoher gesellschaftlicher Relevanz»

Prof. Dr. Torsten Schwede, Vizerektor Forschung der Universität Basel. (Foto: Universität Basel, Florian Moritz)
Prof. Dr. Torsten Schwede, Vizerektor Forschung der Universität Basel. (Foto: Universität Basel, Florian Moritz)

In der aktuellen Ausschreibungsrunde für Nationale Forschungsschwerpunkte (NFS) hat die Universität Basel zwei Projekte ins Rennen geschickt – und für beide Anträge den Zuspruch erhalten. Leading House für die beiden Grossprojekte sind die Departemente Biozentrum und Physik. Vizerektor Torsten Schwede spricht über die Vorbereitungen zu diesem Erfolg und die langfristigen Ziele der beiden Projekte.

16. Dezember 2019

Prof. Dr. Torsten Schwede, Vizerektor Forschung der Universität Basel. (Foto: Universität Basel, Florian Moritz)
Prof. Dr. Torsten Schwede, Vizerektor Forschung der Universität Basel. (Foto: Universität Basel, Florian Moritz)

Herr Schwede, heute hat der Bund sechs Nationale Forschungsschwerpunkte bewilligt. Gleich zwei der Zusprachen und damit 34 Millionen Franken gehen in den nächsten vier Jahren nach Basel. Wie ist das gelungen?

Es ist der wissenschaftlichen Spitzenleistung unserer Forschenden zu verdanken, dass wir für zwei Projekte Zusprachen erhalten haben. Die Vorhaben und ihre Leitungsteams wurden im Rahmen eines kompetitiven internen Verfahrens ausgewählt, das die Universität in Erwartung des Calls von 2017 durchgeführt hat. Im Zuge dieser Evaluation, begleitet durch die Forschungskommission, wurden die zwei wissenschaftlich vielversprechendsten und gesellschaftlich relevantesten Projekte ausgewählt. Danach hat das Rektorat die Forschenden bei der Antragsstellung gezielt unterstützt. Insgesamt wurden in dieser Runde 54 Projekte eingereicht und durch den Schweizerischen Nationalfonds begutachtet.

Beide Projekte sind auf eine Laufzeit von zwölf Jahren ausgelegt. Was soll in dieser Zeit erreicht werden?
Es gibt sehr konkrete Zielsetzungen. Der NFS «AntiResist» hat zum Ziel, neue Wirkmechanismen für Antibiotika zu entdecken, um so eine der grossen globalen Herausforderungen im Gesundheitsbereich anzugehen. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Grundlagenforschung, klinischer Forschung an den Universitätsspitälern und industriellen Partnern können realistische und damit aussagekräftige Modelle für bakterielle Infektionen entwickelt werden. Mit «AntiResist» soll unter Leitung von Christoph Dehio am Biozentrum der Universität Basel in Zusammenarbeit mit Partnern an den Universitätsspitälern Basel und Zürich, den beiden ETH, der Universität Lausanne sowie der Ben-Gurion Universität ein interdisziplinäres Zentrum für die Entwicklung neuer Strategien im Kampf gegen antibiotikaresistente Keime entstehen.

Und was sind die Ziele des NFS «SPIN»?

Quantencomputer sind, nach den Gesetzen der Physik, die leistungsfähigsten Computer, die denkbar sind. Viele der bislang verwendeten Technologien für Quantencomputer basieren auf supraleitenden Schaltkreisen, Kernspinresonanz oder Ionenfallen und eignen sich nicht, um in der Grösse und in dem Umfang gebaut zu werden, wie sie letztlich für einen praktisch nutzbaren Quantencomputer gebraucht werden. «SPIN» zielt auf die Entwicklung eines praktisch nutzbaren Quantencomputers auf Basis von Siliziumhalbleitern, eine Technologie die bereits beim klassischen Computer ihre Skalierbarkeit unter Beweis gestellt hat. Die Forschungsgruppen am Department Physik unter der Leitung von Richard Warburton und Daniel Loss verfolgen in Zusammenarbeit mit den Partnern an der ETH Zürich und der EPFL sehr ehrgeizige Ziele. Da die reproduzierbare und skalierbare Herstellung von Qbit auf siliziumbasierten Halbleitern sehr anspruchsvoll ist, braucht dieses Vorhaben einen starken industriellen Partner. Hier bewährt sich die langjährige Zusammenarbeit mit IBM Research-Zürich als industrienahem Forschungspartner, die uns eine international einzigartige Möglichkeit zur Entwicklung von Prototypen und praktisch anwendbarer Technologie eröffnet.

Die Universität Basel hat im Herbst ihre Strategie 2022-2030 präsentiert. Wie passen die neuen NFS da hinein?

Diese Projekte folgen unserem strategischen Ziel, exzellente Forschungscluster weiter zu stärken. Beide für die NFS zuständigen Departemente haben ihre Themenbereiche langfristig gezielt entwickelt. So hat etwa das Biozentrum über Jahren systematisch eine «Focal Area» in der Infektionsbiologie aufgebaut. Hier sind die richtigen Forschungsgruppen zusammengekommen und Kollaborationen mit dem Universitätsspital Basel wurden intensiviert, um die kritische Masse an Know-how, Expertise und Technologie zu entwickeln, die es braucht, um einen NFS schlagkräftig aufstellen zu können. Auch am Departement Physik hat der Erfolg eine Vorgeschichte: dem Departement ist es gelungen, im Laufe der Jahre systematisch ein Forschungscluster im Bereich Quantenphysik und Nanotechnologie mit weltweiter Ausstrahlung aufzubauen. Das spiegelt sich unter anderem auch im Erfolg beim Einwerben von kompetitiven Drittmitteln, auf nationaler wie auch auf europäischer Ebene. Die beiden NFS-Zusprachen sind die Krönung einer langfristigen strategischen Entwicklung.  

Sie haben von der gesellschaftlichen Relevanz der beiden Projekte gesprochen. Welchen Mehrwert bringen die Projekte für die Region Basel und die Schweiz?

Die Stärke dieser beiden NFS liegt darin, dass sie koordiniert Spitzenforschung betreiben um hochrelevante Themen anzugehen, die unserer Gesellschaft einen Schritt in die Zukunft ermöglichen. Mit dem NFS «AntiResist» schaffen wir die wissenschaftlichen Voraussetzungen für die Entwicklung dringend benötigter Antibiotika, stärken den für unsere Region wichtigen Forschungsstandort in den Life Sciences und entwickeln innovative Technogien für die biomedizinische Forschung. Das Zentrum für Quantencomputing wird in der Schweiz einen weltweit einmaligen Know-how-cluster in einer Schlüsseltechnologie für die Zukunft der Digitalisierung bilden. Die beiden Zentren werden so dazu beitragen, wissenschaftlich und technologisch eine internationale Führungsrolle zu übernehmen und hochqualifizierten Nachwuchs auszubilden. Beides ist für die Schweiz wichtig, um im Wettbewerb langfristig bestehen zu können.

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