Und wie wohnst du? Zu Besuch bei der Biologie-Studentin Anna
Die Biologie-Studentin Anna wohnt zur Zeit zur Untermiete bei ihrem Vater. Für sie ist es wichtig, ihrem Vater monatlich Miete zu zahlen. So fühlt sie sich unabhängiger. Bloggerin Saskia hat Anna zum Gespräch über ihre Wohn- und Lebenssituation getroffen.
Da ich mit Grippe im Bett liege, besuche ich die 25-jährige Anna virtuell per Zoom-Meeting. Bereits zu Beginn zeigt sie mir offenherzig ihre Wohnung, die einem grossen Studio gleicht. Das Schlafzimmer, eine kleine Küche und ein Bad lassen sich durch die Kamera im Hintergrund erkennen. Das Herzstück der Wohnung ist laut Anna jedoch das Wohnzimmer, welches von ihr zugleich als Büro benutzt wird. Anna zeigt auf einen Tisch mit drei Monitoren und meint: «Das ist meine Kommandozentrale. Von da aus gebe ich wöchentlich mehrere Stunden Nachhilfe.»
Anna lebt seit Mai letzten Jahres als Untermieterin in der Wohnung ihres Vaters in Maulburg, Deutschland. Wie wichtig ihr Selbständigkeit und Unabhängigkeit sind, wird im Gespräch schnell deutlich: «Für mich ergibt es Sinn, dass ich für die Miete einen Betrag bezahle, obwohl die Wohnung meinem Vater gehört. Ich bin so viel unabhängiger, als wenn ich alles offeriert bekommen würde.»
Anna wohnte zuvor bei ihrem Grossvater, von dem sie auch grossgezogen wurde: «Mein Opa ist immer für mich da und auch heute noch eine wichtige Bezugsperson.» Während sie weitererzählt, strahlen ihre Augen und auch wenn sie von schwierigen Episoden ihres noch jungen Lebens berichtet, spürt man ihre Zuversicht und ihren Optimismus.
Anna studiert Biologie an der Universität Basel. Die ersten zwei Studienjahre hat sie sich nun auf drei Jahre gestreckt. So bleibt ihr genug Zeit für ihre Arbeit als Nachhilfelehrerin. «Durch mein Teilzeitstudium kann ich mich auch problemlos um meinen Zwergspitz Amy kümmern, die jeden Tag ihren Auslauf braucht», erzählt sie.
Neben der Versorgung ihrer Hündin sind auch Lebenshaltungskosten für Anna ein grosses Thema. Diese stemmt sie nämlich grösstenteils allein durch die etwa wöchentlich neun Stunden Nachhilfe, die sie in Mathematik und anderen Fächern gibt. Das dritte Bachelorjahr, das Anna nun im Studium erwartet, bereitet ihr diesbezüglich allerdings etwas Bauchschmerzen. Dann wird die Nebenbeschäftigung nämlich zur grossen Herausforderung. Anna erläutert: «In den letzten beiden Semestern des Bachelors sind lange Blockkurse geplant, davor habe ich Respekt.» Zu ihrer finanziellen Entlastung hofft sie deshalb auf ein Stipendium der Universität.
Bleibt Anna noch etwas Zeit neben all ihren Verpflichtungen, so trifft man sie meist einige Male pro Woche im Fitnessstudio oder mit ihrem Freund beim Abendessen. Ausserdem unternimmt Sie gerne Kurztrips mit ihren Freundinnen. Auf die Frage, ob Anna noch lange zur Untermiete bei ihrem Vater wohnen wolle, meint sie: «Wahrscheinlich werde ich nach dem Abschluss meines Studiums und mit dem ersten richtigen Lohn in eine andere Wohnung ziehen. Bis dahin aber geniesse ich mein grosses Studio zu einem guten Preis.»
Neugierig und unvoreingenommen durchs Leben ziehen: Diesem Motto versucht Saskia treu zu bleiben. Neben den faszinierenden Vorlesungen in der Biologie geniesst sie auch gerne ruhige Stunden im Garten oder eine Abkühlung beim Rhyschwimmen. Den kleinen und grossen Wundern des Lebens auf den Grund zu gehen und schriftlich weiter zu teilen, ist ihre Passion. Daneben erlebt sie den üblichen Alltag einer jungen Erwachsenen mit vielen Interessen. Beim Gärtnern oder Kochen im Studierendenwohnheim, beim Wandern in den Bündner Bergen oder dem Tanzen und Feiern auf Festen: Saskia ist bei allem gerne dabei und ihr wird selten langweilig.