Die gemütlichsten Cafés in Basel
Ich kenne mich ja nicht besonders mit (gutem) Kaffee aus, denn für mich gibt es nicht wirklich schlechten Kaffee (eine Studierendenkrankheit vielleicht?). Wenn ich ehrlich bin, dann ist es aber auch nicht das warme Brühgetränk, das mich immer wieder in ein Café zurückführt, sondern die Atmosphäre – die muss stimmen. Ich stelle euch hier die gemütlichsten Basler «Kafis» zum Verweilen, Lesen oder Büffeln vor.
Um nicht einfach nur meine persönlichen Lieblingskafis vorzustellen, sondern auch die gemütlichsten Cafés in Basel ausfindig zu machen, starte ich eine kleine Online-Umfrage und recherchiere im Internet. Einige der unten genannten Kafis habe ich aufgrund der Empfehlungen zum ersten Mal aufgesucht. Diejenigen, die ich nicht mehr aufsuchen konnte, mir aber empfohlen wurden, habe ich zusätzlich noch aufgeführt.
Café-Bar Elisabethen
Aufgrund einer Empfehlung meiner Mitbewohnerin besuche ich das Café in der Elisabethenkirche zusammen mit ihr das erste Mal. Bei gutem Wetter sind selbst die Tische draussen vor der Kirche immer gut besetzt. Das Café hat ein spezielles Flair: Die dicken Kirchenmauern und die andächtigen Buntglasfenster der Kirche verleiten zunächst zur Ruhe, doch die ausgelassene Stimung des Cafés nimmt einen dann doch schnell ein.
Zwischen den Gemäuern lässt es sich gut quatschen und ausruhen. Und nicht nur Kaffee kann man im Elisabethen geniessen, auch feine Mittagsmenus und verschiedene Bioprodukte wie auch Weine stehen zur Auswahl.
Ängel oder Aff
Den bekannten roten Engel gibt es zwar leider nicht mehr (zumindest nicht mehr ganz, wie dann das nächste Café auf der Liste zeigt), doch Ängel oder Aff hat kaum etwas von der Beliebtheit des ursprünglichen Cafés verloren. Die ruhige Lage im Innenhof des Andreasplatzes inmitten der Altstadt ist perfekt für einen kleinen Ausflug in der Lernpause. Bei gutem Wetter lässt es sich auch super bei den äusseren Sitzplätzen lernen, die Sonne scheint einem im Sommer direkt ins Gesicht.
Im Winter vertreibt die farbliche Wärme des Cafés jedes regnerische Trist. Spätestens bei den Teeeiern in Äffchenform ist selbst miese Laune schon wieder etwas gehoben. Mein absolutes Lieblingsgetränk hier ist jedoch die Schale, die in einer riesigen Tasse serviert wird – zu wenig Kaffee kriegt man hier sicher nicht.
Jêle Café
Etwas abseits des Stadtgetummels inmitten des St. Johanns befindet sich das Jêle. Es gehört einem sympathischen Wiener, der nicht nur grandiosen Kaffee mit extravagantem Milchschäumchen macht, sondern in seinem Café ein gutes Stück Cafégeschichte beherbergt: Hier sitzt man auf der ehemaligen Holzbank des roten Engels und die kleinen Marmortische wurden ebenfalls übernommen.
Das Jêle ist in seiner Gemütlichkeit auch etwas skurril (im guten Sinne!): Man fragt sich, ob auf dem Klavier, das als Flyerständer zu dienen scheint, wohl an einsamen Abenden noch gespielt wird, oder ob die zum Lesen bereitstehenden Soziologiebücher wohl noch aus den Studienzeiten des Cafébesitzers stammen. Alles in allem kann man hier in aller Ruhe und zu leiser Jazzmusik seinen Gedanken nachhängen.
Capri Bar
Die Capri Bar befindet sich in Klybeck und besitzt nur wenige Plätze. Man munkelt, dass man dort den besten Espresso trinkt (da ich kein Espresso-Fan bin, kann ich das leider nicht verifizieren). Was mich immer wieder zur Capri Bar zurückführt, ist zum einen das riesige Fenster, durch welches man die Passant*innen beobachten kann und die Konventionslosigkeit. Man kann dort auch gut und gerne mal die Füsse auf die Bank hochnehmen. Der absolute Bonuspunkt: Jeden ersten Sonntag im Monat gibt’s dort den veganen Brunch für schlappe 10 Franken, inklusive Heissgetränk.
Auf der Kleinbasler Seite des Rheins wurde mir auch immer wieder das Café Frühling nahegelegt – der Café wie auch das breite Frühstücksangebot seien unschlagbar.
Unternehmen Mitte
Zum Unternehmen Mitte habe ich eine Art Hassliebe: Manchmal, wenn ich hier lernen will, nervt der grosse Trubel der täglichen 1000 Gäste dann doch schon ein wenig. Findet man jedoch eine ruhige Ecke in der riesigen Halle des ehemaligen Hauptsitzes der Schweizer Volksbank, lassen sich der Lärm und die Echos gut ausblenden und ganze Nachmittage und Abende hier verbringen. Zudem verführt an ausgelassenen Abenden der alte Schwarzweiss-Fotoautomat zum Festhalten von Blödeleien mit Freund*innen.
Andererseits macht die Mitte als kreativer Ort einen sehr symphatischen Eindruck: Regelmässig werden freie Yoga-, Meditations- und Tanzkurse angeboten oder kleinere Theaterstücke aufgeführt. Auch das Erfolgsmodel „Freie Konsumation“, wobei jeder selbst entscheiden kann, ob und wann er etwas konsumieren will, ist bewundernswert und erfrischend anders.
Chez Velo
Das Chez Velo kenne ich eigentlich nur als Fahrradladen vom Vorbeilaufen, niemals hätte ich gedacht, dass man hier auch Kaffee trinken kann. Doch eine kleine Recherche ergibt, dass das Café bereits vom Tagesanzeiger zu einem der schönsten Cafés in Basel gewählt wurde. Das einzige, was darauf hinweist, dass sich im Fahrradgeschäft auch noch ein kleines Café befindet, ist das unscheinbare Schild mit den Preisen direkt an der Eingangstür. Ich setze mich also zum ersten mal hinein und bestelle.
Das Café ist in vielerlei Hinsicht speziell: Der Besitzer bedient gleich nebenan fröhlich weiter seine Kunden, über mir hängt ein ganzes Velo an der Wand; vor, hinter und neben mir befinden sich Velosattel und -helme. Der kleine Laden bietet maximal für drei Gäste Platz zum Kaffee trinken. Ich sitze bei meinem Besuch alleine hier, schnappe mir eine der aufliegenden Reportagen und lese etwas. Durch das Alleinsein fühlt man sich zurückgeworfen auf sich selbst und kommt zur Ruhe. Perfekt, wenn du eine Pause für dich brauchst.
Zum Kuss
Das auf den ersten Blick vielleicht etwas trist wirkende, freistehende Café Zum Kuss gleich im Park gegenüber vom Bahnhof ist besonders an sonnigen Tagen mehr als gut besetzt. Und das nicht zu unrecht: Der Kaffee ist lecker, die selbstgemachten Limonaden kann ich auch empfehlen. Ein grosses Plus hier: Du bekommst bei der Bestellung nicht nur ein kleines Gläschen Wasser zum Kaffee, wie das sonst so üblich ist, sondern gleich eine ganze Karaffe, was ich persönlich wirklich super finde.
Die Atmosphäre draussen lädt zum Verweilen ein. Drinnen herrscht durch die hohe Decke, den Kunstwerken an den Wänden und den auf den Klos (zumindest auf den Frauenklos) zum Mitnehmen bereitstehenden Chupa Chups eine gute Mischung von Ausgelassenheit und Eleganz. Die bis an die Decke reichenden Regale mit verschiedensten Getränken und Drinks bieten dementsprechend eine reiche Auswahl. Wählst du dir etwas Spezielleres aus, darfst du dem Kellner oder der Kellnerin dabei zusehen, wie er das Getränk mit der Leiter holen geht.
Finkmüller
Das letzte Café wurde mir empfohlen: Das Finkmüller. Es hat drei Standorte, einen an der Klybeckstrasse, einen bei der Erlenmatt und einen weiteren in der Markthalle, den ich aufsuche. Das grosszügige Kafi sieht zunächst einmal wie eine Upcycling-Werkstatt aus: Die Tische sind Holzlagerkisten, die Sessel und Sofas vermutlich aus dem vergangenen Jahrhundert. Kein Stuhl gleicht dem anderen, Regale und Bar wurden aus Weinkisten und Holzpaletten gebaut.
Die Atmosphäre ist inspirierend und freundlich: Während ich diesen Artikel schreibe, lässt der Kellner einen Gast an den Teekräutern schnuppern, eine Mutter schaut mit ihrem Kind bunte Büchlein an. Und zudem schmeckt der Kaffee nicht ohne Grund einfach super: Er wird in der hauseigenen Rösterei wöchentlich frisch geröstet.
Dieser Artikel erschien 2018 auf dem Beast-Blog der Universität Basel. Er wurde für Campus Stories aktualisiert. Andjelka schrieb bis 2019 für den Beast-Blog.