Im Einsatz für Menschen mit Behinderung: Prof. Markus Schefer im Porträt
Markus Schefer kennen die meisten Jus-Studierenden bereits als Dozenten. Was begeistert ihn sonst noch neben dem Unterrichten? In diesem Beitrag erzählt er aus seiner beruflichen Laufbahn und was ihn dazu motiviert, sich für den UNO-Behindertenrechtsausschuss einzusetzen.
Ich bin im Lift der juristischen Fakultät und fahre rauf zu den Büros der Dozierenden. Das letzte Mal standen mündliche Prüfungen an, als ich mich in diesen Gängen bewegte – und ich war wesentlich angespannter als ich es jetzt bin. Ich treffe mich mit Prof. Dr. iur. Markus Schefer LL.M.
Die Frage «Wen soll ich am besten portraitieren?» war schnell mit Prof. Schefer beantwortet. Ich hatte ihn zu Beginn meines Studiums in der Staatsrechtsvorlesung als Dozenten. Angefragt habe ich ihn aber nicht, weil sich viele von euch für Staatsrecht interessieren. Sondern viel mehr, weil er neben dem Unterrichten ein Engagement in der UNO hat. «Spannend!», dachte ich mir. Fragen wie: Wie ist er zur UNO gekommen? Warum Ius? Was hat er so erlebt?, schossen mir bei der Vorbereitung durch den Kopf.
Ich klopfe an der Tür und da macht mir Markus Schefer auf. Mitten in einem Telefonat und mit einem breiten Lächeln im Gesicht, bittet er mich rein und bietet mir einen Stuhl an. Ich muss schon zugeben, ich bin etwas aufgeregt und frage mich, wie ich wohl am besten beginnen soll. Da kommt mir Prof. Schefer entgegen und bricht das Eis mit der Frage, wie ich zum «Beast-Blog» gekommen bin. Ich erzähle ihm kurz was ich so mache und da beginnt auch schon das Gespräch.
Schefer kennt mein «Zuhause»
Er erzählt mir, dass er schon an verschiedenen Orten doziert hat, wie etwa in Paris, St. Gallen und auch Kochi. «Ah Kochi!», sage ich. Kochi befindet sich in dem Teil von Indien, von dem ich ursprünglich stamme. Ich verbringe oft meine Semesterferien in Kochi und will natürlich mehr darüber wissen, wie er samt der Familie die Zeit in dieser Kultur empfand.
Ganz neugierig und auch etwas stolz höre ich ihm aufmerksam zu. «Meine Töchter haben in relativ kurzer Zeit versucht, etwas Hindi und die lokale Sprache Malayalam zu lernen», erzählt er. Ich bin baff: Schefer kennt meine Muttersprache, die unbekannter wohl nicht sein kann nach meinem Empfinden. Viele wissen nämlich gar nicht, dass Indien nicht nur die Sprache Hindi hat, sondern mehr als 100 verschiedene.
Er erzählt mir mit spürbarer Faszination, was er alles gelernt hat über das Zusammenleben der verschiedenen Religionen, Kulturen, Sprachen und politischen Ideologien. «Ich habe die enorme religiöse Vielfalt Indiens und ganz besonders Keralas gesehen. Diese Vielfalt und die mit ihr einhergehende Frage des Zusammenlebens haben in Indien kaum einen Bezug zu aktuellen Migrationsbewegungen. Dies ist bei uns heute anders, wo religiöse Konflikte regelmässig einen engen Bezug zur Migration ausweisen. Das war sehr spannend für mich», führt Schefer aus.
Weshalb ein Jusstudium?
«Ich wollte entweder Physik oder Ius studieren und da fiel die Entscheidung auf das Jurastudium», berichtet Schefer. Ausschlaggebend sei der Kontakt mit Menschen gewesen. «Es ist eine Gesellschaftswissenschaft, bei der ich mich mit der Ordnung von Leuten in einer Gesellschaft und deren Zusammenleben befasse. Das kam mir etwas lebendiger vor.»
Einen Plan B habe er dabei nicht gehabt. «Ich gehöre nicht zu den Leuten, die in Rückfallpositionen denkt», sagt der 57-Jährige. Ich spüre in seinem selbstbewussten Auftreten und der Art, wie gelassen und doch sehr gezielt und überlegt er auf meine Fragen antwortet, dass Markus Schefer eine sehr starke Persönlichkeit ist mit viel Know-How aus den Erlebnissen seiner beruflichen Karriere.
Für seine Karriere ist der Appenzeller weit gereist: Er hat in Bern, Berkeley und Georgetown studiert und wurde in Bern promoviert. Seit 2001 ist er an der Uni Basel Professor für Staats- und Verwaltungsrecht.
UNO-Behindertenrechtsausschuss
Im UNO-Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen ist Schefer seit 2019 Mitglied. Letzten Juni bewarb er sich erfolgreich für eine zweite Amtszeit. Eine Herzensangelegenheit für ihn: «Ich wollte nicht nur dozieren und Literatur publizieren, sondern auch etwas tun, was den Menschen konkret und sichtbar hilft. So legte ich meinen Schwerpunkt auf die Rechte vom Menschen mit Behinderungen. Wissen Sie, es ist nicht eine Auseinandersetzung, die bloss Betroffene und ihre Angehörigen führen sollten. Wir als Gesellschaft sind gefragt, denn der Umgang mit Behinderungen betrifft uns alle», erklärt der Staatsprofessor.
Tipps vom Profi
Zum Schluss möchte ich von Herrn Schefer noch wissen, ob er einen Tipp für das Jus-Studium hat: «Die Fächer so breit wie möglich auswählen und sich erst später spezialisieren», meint er. So denke man sich in eine breite Materie hinein und habe auch eine breitgefächerte Ausbildung. «Um zu wissen, wo die eigenen Fähigkeiten liegen und am besten eingesetzt werden können, muss jeder Mensch erkennen, was die Welt zu bieten hat», meint er zum Abschluss des Interviews.
Früh war Christin klar, dass sie etwas machen will, mit dem sie anderen helfen kann. Im Jurastudium merkte sie dann, dass sie zwar sehr viel Literatur lesen muss, aber auch oft diskutiert wird – ganz zu ihrer Freude. Wenn sie nun doch einmal die Nase voll von den vielen hundert Seiten hat, dann entspannt sie sich gerne bei einem guten Film, gemütlich bei Freunden, in der Welt der Kunst oder beim Reisen in ferne Länder oder in ihre Heimat Indien.