Master Changing Societies: ein Studium für die Zukunft
Der Masterstudiengang Changing Societies an der Universität Basel hat einen interessant klingenden Namen. Um herauszufinden, was genau hinter dem Master of Arts mit dem Untertitel Migration – Resources – Conflicts steckt, habe ich mich mit Freija Geniale unterhalten, die seit eineinhalb Jahren Changing Societies studiert.
Wirklich etwas vorstellen unter dem Namen des Studiengangs kann ich mir nicht, als ich mich an einem sonnigen Frühlingsnachmittag mit Freija Geniale auf einen Kaffee treffe. Zwar habe ich schon öfters vom Master Changing Societies gehört, aber noch nie mit einer Person gesprochen, die ihn tatsächlich absolviert. Umso mehr freue ich mich auf dieses Gespräch.
Freija hat in Fribourg Sozialarbeit und Sozialpolitik mit Zeitgeschichte im Nebenfach studiert. Dass sie danach nach Basel wechseln würde, um hier den Master zu beginnen, war schon früh klar, der Studiengang ist perfekt auf ihre Interessen zugeschnitten.
Die Anmeldung war kein Problem: «Zugelassen zum Masterstudiengang kann eigentlich jede*r mit einem sozialwissenschaftlichen Bachelorabschluss.» Wer im Bachelor beispielsweise Geschichte oder Englisch studiert hat, kann sich aber auch für den Master anmelden, dann braucht es im Voraus einfach noch ein paar fachspezifische Credits.
Wie funktioniert das Studium?
Mittlerweile studiert Freija im dritten Semester. Der Studiengang ist im Departement der Gesellschaftswissenschaften angesiedelt und ist interdisziplinär gesellschafts- und sozialwissenschaftlich. Die Studierenden können in allen Fächern der Gesellschaftswissenschaften Kurse belegen, was Freija sehr gefällt: «In meinen Augen ist es ein anderer Approach als üblich, weil man nicht ein Fach studiert, sondern Themenschwerpunkte und diese in all diesen verschiedenen Disziplinen und aus den unterschiedlichen Perspektiven kennenlernt.»
In den drei Modulen Migration, Resources und Conflicts muss sie jeweils zehn Credits sammeln, in zwei davon schreibt sie zusätzlich eine Seminararbeit. In Grundlagenkursen, die spezifisch für die Changing Societies-Studierenden konzipiert sind, wird ausserdem in die Methodik und in verschiedene Theorien eingeführt. Ein weiterer Fokus dieser Grundlagenkurse ist das Zusammenführen der drei Themenschwerpunkte. Die Auswahl an Kursen ist sehr gross: «Teilweise werden mir bis zu sechzig Veranstaltungen in einem Semester angezeigt», schwärmt Freija.
Der Unterricht
Von diesen Veranstaltungen sind die meisten Seminare, es werden nur sehr wenige Vorlesungen angeboten: «Dadurch gibt es sehr wenige Prüfungen, die Leistungsnachweise sind eher Papers und Vorträge. Oft sind es auch sehr sinnvolle Leistungsnachweise, weil man sich wirklich vertieft mit den Themen auseinandersetzen muss», so Freija.
Eine weitere Spezialität des Studiums seien die Research Labs: «Man muss zwei davon besuchen. Es ist eine Mitarbeit an einem Forschungsprojekt für sechs Credits.» Die Forschungsthemen und Aufgaben sind dabei sehr breit gefächert. Freija selbst ist beispielsweise bei einem Projekt der Gender Studies dabei: «Es geht um ein Solo-Theaterstück einer Performerin, die migriert und transgeschlechtlich ist und ihre Biografie und Identität in die Performance bringt. Im Projekt wird die sozialwissenschaftliche Art, marginalisierte Menschen zu interviewen und befragen, überdacht und hinterfragt.»
Anstelle der Research Labs können sich Studierende auch für ein Auslandforschungsprojekt anmelden. Diese Projekte sind im Fach der Ethnologie angesiedelt und befassen sich mit Feldforschung.
Zum Ziel im Studium sagt Freija: «Der Anspruch ist es, gesellschaftlichen Wandel zu analysieren. Der Fokus auf die drei Module kommt aus der Einschätzung, dass dies grosse gesellschaftliche Veränderungen unserer Zeit sind, die auch eng miteinander zusammenhängen.» Diese Zusammenhänge sollen von den Studierenden aus verschiedenen Perspektiven analysiert und verstanden werden.
Was kommt danach?
Freija selbst studiert eher langsam, weil sie daneben viel arbeitet. Das Studium sei aber genügend flexibel dafür. Viele ihrer Mitstudierenden arbeiten auch bereits in relativ hohen Stellenprozenten: «Die Möglichkeiten nach dem Studium sind sehr vielfältig. Grundsätzlich arbeiten viele für NGOs, Interessenverbände oder den Staat.» Besonders Organisationen, die sich mit Migration und Asyl auseinandersetzen, kommen für Absolvierende des Masters in Frage. Aber auch bei sozialwissenschaftlicher Forschung in Unternehmen oder im politischen Kontext sei man gut aufgehoben. Freija selbst arbeitet beim Kanton in der Prävention und Gesundheitsförderung in der Projektleitung.
Im Gespräch mit Freija merke ich, dass sie sichtlich zufrieden ist mit ihrem Studium. Sie schwärmt von Kursen, die sich mit dem Migrationssystem in der Schweiz befassen oder aufzeigen, dass der Zusammenhang von Migration und Klimakrise etwas anders gelagert ist, als viele oft denken. Und auch ein letztes kleines Nice to Have gibt es: «Das ganze Studium ist auf Englisch, dadurch macht man gleich noch eine Sprachausbildung mit.»
Wenn Sina nicht gerade einen der endlosen Texte fürs Studium liest, taucht sie gerne in Geschichten und Bücher aus den verschiedensten Genres ein und bleibt damit stets in der Welt der Sprachen, die sie studiert. Ist dann doch einmal eine Auszeit vom Lesen gefragt, verbringt sie ihre Zeit mit ausgiebigen Spaziergängen, gemeinsamen Strickabenden mit Freund*innen oder damit, sich beim Pilatestraining möglichst anstrengende Übungen auszudenken.