Sina Reinschmidt findet in der Mathematik den Ausgleich zum Fussball
Wenn Sina Reinschmidt gerade nicht auf dem Fussballplatz für ihren Verein Tore schiesst, büffelt sie an der Uni Basel Sport und Mathematik. Um ihre Trainings, Spiele und das Lernen unter einen Hut zu kriegen, braucht es ein Talent für Planung. Aber der Aufwand lohnt sich, ist sie überzeugt.
Sina Reinschmidt führt mich durch den Neubau des Departements für Sport, Bewegung und Gesundheit und zeigt mir, wo sie jeweils ihren Mittag verbringt. Zu unserer Rechten befinden sich die Sporthallen, daneben stehen Tische, wo sich ein paar Studierende unterhalten und Reinschmidt zuwinken. Sie erklärt, dass die Sportstudierenden viel Zeit miteinander verbringen: «Unsere Veranstaltungen finden eigentlich alle hier statt. Darum kennen wir uns untereinander.»
In einem Lernraum finden wir ein Plätzchen, um uns zu unterhalten. Reinschmidt stellt ihre grosse Sporttasche auf dem Tisch ab, später hat sie noch eine Sporteinheit hier an der Uni. Heute wird es Fussball sein, was ihr als Stürmerin beim FC Aarau gelegen kommt.
Die Zeit ist knapp
Reinschmidt wohnt noch zuhause bei ihren Eltern, das bietet sich an, weil sie sowieso einen grossen Teil ihrer Freizeit auf dem Fussballplatz in Aarau verbringt. Den Weg zur Uni kann sie locker als Pendlerin bestreiten, dafür braucht sie nicht allzu lange. Denn Zeit spielt eine grosse Rolle in ihrem Leben: Mit vier bis sechs Trainings und einem Spiel pro Woche ist ihre Freizeit ziemlich durchgeplant, da bleibt neben der Uni nicht mehr viel Zeit für anderes.
Früher hat sie neben dem Fussball auch noch Tennis gespielt, irgendwann musste sie sich dann aber zwischen den beiden Sportarten entscheiden, weil es zu anstrengend und zeitaufwändig wurde. Gemeinsam mit ihrer kleinen Schwester blieb sie beim Fussball, auch heute noch spielen die beiden im gleichen Team. Professionelle Fussballerin wird Reinschmidt aber nicht, obwohl sie beim FC Aarau Spitzensport betreibt: «Dafür bin ich zu alt. Wenn du nicht ins Ausland wechselst, bevor du zwanzig bist, sind die Chancen sehr klein.»
Ein Ausgleich für den Kopf
Die 21-jährige studiert im dritten Semester Sport, dieses Jahr hat sie neu noch mit Mathematik angefangen. Das gefällt ihr bisher sehr gut: «Es ist zwar anspruchsvoll und der Aufwand für einen Credit sehr gross. Aber es ist kopflastig, was ein toller Ausgleich zum Sport ist.» Die Idee für diese Kombination kommt von ihrem Vater, der selber auch diese beiden Fächer studiert hat.
Reinschmidt möchte später unterrichten, als Lehrerin ist ein Zweitfach neben dem Sport unentbehrlich. Aber während Mathe jetzt neu auch eine Rolle spielt, ist der Sport, besonders der Fussball, immer noch ihre Hauptleidenschaft. Wenn sie vom Training und ihrem Team erzählt, ist ihre Freude und Begeisterung spürbar.
Vor einem Jahr ist ihr Team in die höchste Liga der Schweiz aufgestiegen. Das Ziel des Klassenerhalts haben sie geschafft: «Wir sind ein cooles Team und sind nicht nur auf Leistung aus, die Freude ist schon auch wichtig. Aber dieses Jahr wollen wir einen höheren Tabellenplatz erreichen.»
Intensive Semester und kurze Ferien
Die Gefahr der Überlastung spürt Reinschmidt, die schon im Alter von acht Jahren mit Fussball angefangen hat, besonders während dem Semester. In den Semesterferien gibt es dann auch mal kleine Pausen, wobei sie nie zu lange weg sein darf: «Im Winter habe ich drei, im Sommer drei bis vier Wochen wirklich frei. Aber sobald die Fussballsaison anfängt, muss ich wieder in den Trainings sein.» Diese freien Wochen nutzt sie gerne, um zu verreisen, diesen Sommer verbrachte sie in Bali. Im Winter geht sie viel Skifahren und Snowboarden, die freien Wochen nutzt sie rege.
Obwohl Ferien und Freizeit eine Seltenheit sind, betont Reinschmidt, dass sie beim Fussball bleibt. Denn auch wenn sie manchmal spontane Ausflüge oder Treffen, die mit ihrem vollbepackten Terminkalender nicht möglich sind, vermisst, lohnen sich all die Trainings spätestens dann, wenn sie mit ihrer Schwester auf dem Platz steht: «Mit ihr zu spielen ist wirklich toll. Und zum Glück haben wir nicht die gleiche Position, dann müssen wir nicht um einen Stammplatz kämpfen.»
Wenn Sina nicht gerade einen der endlosen Texte fürs Studium liest, taucht sie gerne in Geschichten und Bücher aus den verschiedensten Genres ein und bleibt damit stets in der Welt der Sprachen, die sie studiert. Ist dann doch einmal eine Auszeit vom Lesen gefragt, verbringt sie ihre Zeit mit ausgiebigen Spaziergängen, gemeinsamen Strickabenden mit Freund*innen oder damit, sich beim Pilatestraining möglichst anstrengende Übungen auszudenken.