Was kommt nach dem Jus-Studium? Ein Überblick über Berufsperspektiven
Wer Jus studiert, wird Anwalt? Das muss nicht sein: Das Jus-Studium bietet eine Vielfalt an Berufsperspektiven. Das Studium setzt den Fokus auf die Ausbildung und auf den Erwerb der Grundlagen für eine erfolgreiche Eingliederung in die Welt der Juristerei.
Das Jusstudium öffnet viele Tore in die Berufswelt. «Was kann ich alles werden? Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen?» Und viele weitere solcher Fragen sind mir lange Zeit ein Rätsel gewesen. Nach dem Bachelorstudium konnte ich mir eine Vertiefungsrichtung aussuchen und da bin ich bereits auf die erste Frage gestossen: «Wie finde ich meinen Schwerpunkt?» Um diese Frage zu beantworten, habe ich persönlich versucht zu überlegen, wo es mich nach dem Masterstudium hinführen soll. Egal, mit welchem Schwerpunkt ich meinen Master absolviere: Es stehen mir viele Wege noch offen. Für einige Berufe ist es aber gut, bereits gewisse Vertiefungsrichtungen in Betracht zu ziehen.
Die Vertiefungsrichtung
Ich wusste nach meinem Kurzpraktikum in einer Wirtschaftskanzlei, dass ich auch das Anwaltspatent erwerben will. Dass aber die Wirtschaftswelt nicht die gleiche Sprache spricht wie ich, ist mir sehr schnell klar geworden. So umfangreich und spannend auch der Wirtschaftsrechtsmaster ausgestaltet ist, zu meinen Interessen passte er nicht.
So entschied ich mich für den Generalis, der in erster Linie den Fokus auf die Anwaltsprüfung legt. Unsere Fakultät bietet aber die tolle Möglichkeit, den Schwerpunkt im Laufe des Masterstudiums noch zu ändern, sofern die Kreditpunkte stimmen. In Art. 5 der Wegleitung 1 findet ihr weitere Infos dazu.
Jurist*in
Nach Abschluss des Masterstudiums steht jede*r die Berufswelt als Jurist*in offen. Wenn nach dem langen Studium der Wunsch da ist, Praxisluft zu schnuppern, dann ist das der ideale Weg in die erste richtige Anstellung nach der Ausbildung. Verschiedene Unternehmen, Banken oder Versicherungen bieten Traineeships oder auch Stellen für Absolvent*innen an.
Nach mehrjähriger Berufserfahrung steht dann die Option im Raum, sich weiterzubilden. Zum Beispiel kannst du dich zur Steuerexpert*in oder Unternehmensberater*in ausbilden. Weiter bestehen auch diverse CAS-, DAS- und MAS-Studien.
Anwaltspatent
Anwält*innen erwerben sich nach dem Masterstudium das sogenannte Anwaltspatent. Das ist in der Schweiz kantonal geregelt und orientiert sich am jeweiligen kantonalen Anwaltsgesetz und dem Bundesgesetz über die Freizügigkeit der Anwältinnen und Anwälte (BGFA). Voraussetzung, die Prüfungen abzulegen ist unter anderem ein mehrmonatiges Volontariat.
Je nach Kanton bestehen verschiedene Ausgestaltungen. So müsst ihr für den Kanton Baselland ein 12-monatiges Volontariat absolvieren, wobei mindestens sechs Monate im Kanton Baselland sein müssen. Für den Kanton Basel-Stadt besteht anderseits keine solche örtliche Begrenzung. In Zürich muss das Volontariat im Netto 12 Monate betragen, also abzüglich der Ferien. Es ist also sinnvoll, sich zu überlegen, wo ihr die Prüfung absolvieren wollt und euch entsprechend über das nötige Volontariat zu informieren.
Auch das Notariat bedingt eine zusätzliche Ausbildung und ist kantonal geregelt. Sie gibt die Kompetenz, öffentliche Beurkundungen von Rechtsgeschäften wie einem Erbvertrag zu machen.
Nicht-juristische Berufe
Ein Jusstudium zwingt natürlich nicht, die klassischen Berufe auszuüben. Im Studium verfestigen sich die Skills im analytischen Denken, das genaue Formulieren von Gedanken und das strukturierte Arbeiten. Diese Skills sind beispielsweise auch im Management, Personalwesen, Marketing, Politik oder im Consulting äusserst wichtig, um bloss einige wenige Berufsoptionen zu nennen.
Lehre und Forschung
Wenn jemand während des Studiums Spass am Verfassen von Arbeiten hat und mehr über die rechtliche Entwicklung wissen möchte, dann bieten viele Hochschulen Anstellungen für eine Dissertation oder als wissenschaftliche Mitarbeitende an. Die Arbeit bietet Raum, sich mit einem spezifischen Themengebiet vertieft auseinanderzusetzen und sich in der Lehre zu engagieren.
Gericht
Am Gericht besteht die Möglichkeit, direkt bei den Streitigkeiten zwischen den Parteien tätig zu sein. Dafür gibt es das Richteramt am Bezirksgericht oder auch das Amt als Friedensrichter*in und auf weiteren Instanzen und sachlichen Zuständigkeiten. Für dieses Amt gibt es keine klassische Fortbildung. In der Regel beginnt ihr als Praktikant*in oder Gerichtsschreiber*in und die meisten absolvieren nach dem Volontariat die Anwaltsprüfung. Richter*innen werden vom Volk gewählt – das bedingt eine politische Parteiangehörigkeit.
Bei der Staatsanwaltschaft werden öffentliche Anklagen in Strafverfahren gemacht. Sie arbeitet dabei mit der Polizei zusammen, um beispielsweise Beweise zu sichern. Voraussetzung ist ein Masterabschluss in Jus und Berufserfahrung bei der Staatsanwaltschaft als Praktikant*in oder auch Gerichtsschreiber*in. Je nach Kanton bestehen weitere Voraussetzungen wie das Anwaltspatent.
Infos
Für weitere Berufsoptionen und detaillierte Übersichten könnt ihr euch hier informieren oder Kontakt aufnehmen mit dem Career Service Center unserer Uni.
Früh war Christin klar, dass sie etwas machen will, mit dem sie anderen helfen kann. Im Jurastudium merkte sie dann, dass sie zwar sehr viel Literatur lesen muss, aber auch oft diskutiert wird – ganz zu ihrer Freude. Wenn sie nun doch einmal die Nase voll von den vielen hundert Seiten hat, dann entspannt sie sich gerne bei einem guten Film, gemütlich bei Freunden, in der Welt der Kunst oder beim Reisen in ferne Länder oder in ihre Heimat Indien.