x
Loading
+ -
Folge mir! (02/2022)

Aufklärung statt blinder Aktivismus.

Interview: Davina Benkert

Bettina Huber setzt sich für eine Welt ein, in der Tiere nicht ausgenutzt werden. Unter anderem will sie ein stärkeres Bewusstsein dafür schaffen, wie der Staat die Nahrungsmittelproduktion beeinflusst.

Bettina Huber und ihre Hündin.
Bettina Huber verbringt mit ihrer Hündin gerne Zeit an der frischen Luft. (Foto: Bettina Huber)

ALUMNIBASEL: Sie haben Philosophie und Hispanistik studiert und in Philosophie promoviert. Was hat Sie dazu bewogen?

BETTINA HUBER: Mich systematisch mit unterschiedlichen Fragestellungen auseinanderzusetzen und Begriffe zu analysieren, hat mir schon immer gefallen. Deshalb die Entscheidung, Philosophie zu studieren. Ein Austauschjahr in Ecuador während des Gymnasiums hat mein Interesse an der spanischen Sprache geweckt. Für meinen Master bin ich dann an die Universität Basel gekommen, weil mich die Ausrichtung des Fachbereichs Philosophie interessierte. Nach dem Master wollte ich meine philosophischen Studien weiter vertiefen und habe zum Thema der Würde von nichtmenschlichen Tieren meine Dissertation geschrieben. «Würde» wird in vielen verschiedenen Kontexten auf unterschiedliche Art verwendet. In meiner Forschung bin ich den Begriff analytisch angegangen. Mir war es wichtig, Struktur reinzubringen und einen präzisen Begriff zu erarbeiten.

AB: Wie sind Sie in die Kommunikationsbranche gerutscht?

BH: Während des Studiums machte mich eine Kollegin auf eine Stelle bei AlumniBasel aufmerksam. Im kleinen Team konnte ich viele verschiedene Aufgaben übernehmen, vor allem im Bereich Kommunikation. So sammelte ich erste wertvolle Berufserfahrung. Wie wir als Gesellschaft mit Tieren umgehen, beschäftigt mich schon lange. Deshalb war es auch für meine berufliche Zukunft mein Wunsch, die Bereiche Kommunikation, Tierwohl und Ethik zu verbinden. Kein leichtes Unterfangen. Ich hatte Glück, dass es mit der Stelle bei Swissveg auf Anhieb geklappt hat.

AB: Wie sieht Ihr beruflicher Alltag aus?

BH: Ich konzipiere und verwirkliche Kampagnen und Projekte zu den Themen Tierwohl, Umwelt und Gesundheit. Zudem bin für die Medienarbeit von Swissveg verantwortlich. Zunehmend kümmere ich mich auch um den Bereich Politik. Ausserdem berate ich im Rahmen des Projektes «Veggieday» Institutionen und Unternehmen, die ihr vegetarisches und veganes Angebot in der Kantine vergrössern und damit einen Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen.

AB: Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit besonders?

BH: Mir gefällt es, meine Erfahrung aus der Kommunikation mit dem projektbasierten Zugang aus meiner Diss zu kombinieren: Ich arbeite Ideen für Kampagnen aus, die wir im Team weiterentwickeln und umsetzen. Gerade dieses strategische und konzeptionelle Arbeiten macht mir grossen Spass. Im Sommer ist die erste Kampagne gestartet, die ich von A bis Z betreut habe.

AB: Worum geht es in dieser Kampagne?

BH: Es geht um politische Widersprüche in der Schweiz in den Bereichen Tierwohl, Gesundheit und Umwelt. Zum Beispiel konsumieren Menschen in der Schweiz mehr als das Dreifache der aus gesundheitlichen Gründen empfohlenen Menge Fleisch, wie das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen festhält. Trotzdem unterstützt das Bundesamt für Landwirtschaft Proviande, die Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft, mit hohen Beiträgen, die unter anderem in die Absatzförderung gehen. Wenn das Erreichen der Klimaziele hohe Priorität hat, dann sollte der Staat eine klimaschädliche Ernährung nicht mehr fördern. Wir haben eine Petition lanciert, um diesen Widerspruch aufzuheben.

AB: Was ist Ihre persönliche Motivation für Ihre Arbeit?

BH: Manchmal verliere ich angesichts der Klimakrise und unseres Umgangs mit Tieren die Zuversicht. Es hilft mir, durch meine tägliche Arbeit gemeinsam mit motivierten Menschen zur Lösung des Problems beizutragen. Wir können alle etwas bewirken. Ich möchte das Bewusstsein der Menschen in der Schweiz dafür schärfen. Denn es ist mir ein Anliegen, dass Menschen faktenbasiert entscheiden können. Mir ist es zudem wichtig, dass meine Arbeit mit meinen Werten im Einklang ist.

AB: Was ist Ihnen besonders wichtig im Leben?

BH: Ich will verbunden sein: im Job im Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen sowie mit der Welt, indem ich mich für die Tiere und unsere Umwelt einsetze, in meiner Freizeit im Beisammensein mit meinen Freunden und meiner Familie, in den Begegnungen mit Tieren und im Erleben der Natur. Ich verbringe viel Zeit draussen mit meiner Hündin Csikita und versuche, meine Umgebung und die Tiere darin zu beobachten und bewusst wahrzunehmen. Diese Eindrücke halte ich gerne auch fotografisch fest. Verbundenheit bedeutet für mich aber auch, bei mir selbst anzukommen. Beim Wandern oder wenn ich in der Küche neue vegane Dessertkreationen ausprobiere.

nach oben