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Hell und Dunkel. (02/2024)

Gibt es guten und schlechten Stoffwechsel?

Text: Matthias Betz

Manche Menschen scheinen essen zu können, was sie wollen, und bleiben schlank. Andere nehmen schon vom blossen Anschauen einer gehaltvollen Mahlzeit zu. Was steckt dahinter? Und lässt sich der Stoffwechsel mit bestimmten Präparaten beschleunigen?

Illustration eines etwas beleibteren Mannes und einer schlanken Frau auf einer Wippe in Form eines Zentimetermasses, unter ihnen liegen Lebensmittel am Boden
(Illustration: Daniel Garcia)

Jede Gewichtszunahme ist auf einen Überschuss an aufgenommener gegenüber verausgabter Energie zurückzuführen. Das klingt erstmal einfach, ist aber aus Sicht der Physiologie, also der Wissenschaft von den Stoffwechselvorgängen im Organismus, recht kompliziert.

Die Systeme, die unseren Appetit und damit die Energiezufuhr regulieren, sitzen im Hypothalamus. Das ist die Steuerungszentrale im Hirn für alle automatischen Vorgänge im Körper, wie etwa Atmung und Verdauung. Die Mechanismen im Hypothalamus spielen eine entscheidende Rolle dabei, unser Gewicht zu regulieren, wie Forschende in den letzten Jahrzehnten immer genauer aufgeschlüsselt haben. Die Resultate dieser Forschung sind auch in die nun so erfolgreichen Medikamente zur Gewichtsreduktion geflossen: Sie setzen an der Steuerungszentrale des Appetits an.

Der Grundumsatz ist nicht konstant.

Wie auf der anderen Seite der Energieverbrauch des Körpers reguliert wird, ist noch weit weniger gut erforscht. Der Energieumsatz setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen: zum einen aus der Energie, die wir für Bewegung benötigen, zum anderen aus dem Bedarf an Energie in Ruhe, dem sogenannten Grundumsatz. Dieser ist bei den meisten Menschen heutzutage die grösste Komponente des Energiebudgets und wird durch den Energiebedarf elementarer Stoffwechselvorgänge bestimmt, zum Beispiel den Auf- und Abbau von Eiweiss oder Fett. Anders als es der Name suggeriert, ist der Grundumsatz nicht konstant. Er kann sinken, etwa wenn wir weniger essen, um abzunehmen.

Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass Menschen, die leicht Gewicht zunehmen, ihren Grundumsatz tatsächlich tiefer absenken können, wenn sie fasten. Wie der Körper dies reguliert, ist noch nicht vollständig verstanden. Es ist derzeit auch noch nicht klar, ob dies ein entscheidender Faktor für die Entwicklung von Übergewicht ist oder ob die unterschiedliche Regulation des Appetits nicht den grösseren Einfluss hat.

Ein sicheres und verträgliches Medikament, das den Energieumsatz steigert, also den Stoffwechsel beschleunigt, ist aktuell noch nicht verfügbar. Die in Annoncen oder im Internet beworbenen Extrakte oder Nahrungsergänzungsmittel beeinflussen den Energieumsatz aus wissenschaftlicher Sicht jedenfalls nicht.


Quellen erschienen in

Nature Metabolism (2024), doi: 10.1038/s42255-024-01106-8

Science Translational Medicine (2023), doi: 10.1126/scitranslmed.adh4453


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