Eine Ökonomin gegen die Ungleichheit.
Pia Schneider beschäftigt sich seit drei Jahren als leitende Ökonomin bei der Weltbank mit Gesundheitsfragen. An der Universität Basel studierte sie Wirtschaft und wurde an der London School of Hygiene and Tropical Medicine in Gesundheitsökonomie promoviert.
Ich bin seit 15 Jahren bei der Weltbank als Ökonomin im Bereich Gesundheit tätig. Hauptziel der 1944 gegründeten Weltbank ist die Bekämpfung der Armut und Ungleichheit. Bis 2030 sollen die extreme Armut auf drei Prozent reduziert und der Wohlstand der ärmsten 40 Prozent der Bevölkerung erhöht werden. Die Weltbank unterstützt Entwicklungsländer und Länder mit mittlerem Einkommen, indem sie ihnen günstige Kredite gewährt und technische Hilfe anbietet. Dies gibt mir tiefe Einblicke in die Gesundheitssysteme und in die sozioökonomischen, finanziellen und politischen Umstände in verschiedenen Ländern. Mit unseren Analysen und Finanzierungsprogrammen stehen wir im Dialog mit Regierungen und ihren Entscheiden – eine spannende Sache.
Heute arbeite ich vor allem in Ostafrika und im südlichen Afrika, in den Golfstaaten und Europa. Eben haben wir die Gesundheitssysteme von Namibia und Saudi-Arabien analysiert. Die Regierungen nehmen unsere Arbeit in der Regel sehr ernst und übernehmen unsere Empfehlungen oft in ihre Programme. Laut dem neusten «Human Capital Index» der Weltbank können mehr als die Hälfte aller Kinder auf der Welt nicht ihre vollen Möglichkeiten ausschöpfen, weil die Regierungen nicht genug in Bildung und Gesundheit investieren. In Europa leite ich eine Studie zur Migration von Gesundheitspersonal vom Westbalkan in die EU und die Schweiz. Der Arbeitsmarkt im Gesundheitswesen ist wirklich global – in den Golfstaaten werden etwa 90 Prozent der Ärzte und Pflegenden im Privatsektor international rekrutiert.
Da ich nach dem Studium international arbeiten wollte, war 1994 meine erste Stelle als Delegierte beim IKRK: je sechs Monate in Südafrika und im damaligen Zaire. Nach einem Kurzprojekt in Basel und einem Praktikum in einer Spitalverwaltung in Portland (Oregon) arbeitete ich in den USA bei einer Versicherung und bei einer Consulting-Firma. In Kigali entwickelten wir für das Gesundheitsministerium ein Krankenkassen-Pilotprojekt für die arme Bevölkerung in Ruanda.
2004 bewarb ich mich bei der Weltbank und erhielt dort eine Stelle als Ökonomin in der Europa- Abteilung. Damals waren die Reformen in Osteuropa für die EU-Beitrittsländer ein wichtiges Thema, ebenso die Wirtschaftskrise und ihre Folgen in den Jahren 2008/09. Darauf leitete ich in der Unabhängigen Evaluationsabteilung der Weltbank zwei Evaluationen: eine über die Jugendarbeitslosigkeit und eine über die Gesundheitsfinanzierung. Für mich ist es das Wichtigste, dass mehr Menschen aus tieferen Einkommensklassen einen besseren Zugang zu qualitativ guter medizinischer Versorgung haben. Das ist das Ziel meiner Arbeit.
Pia Schneider arbeitet seit 2004 bei der Weltbank, bei der sie sich seit drei Jahren als leitende Ökonomin mit Gesundheitsfragen beschäftigt. An der Universität Basel studierte sie Wirtschaft mit Lizenziatsabschluss 1993 und wurde an der London School of Hygiene and Tropical Medicine in Gesundheitsökonomie promoviert.
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