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Technische Fortschritte vorantreiben: Neuer Master in Biomedical Engineering

(Foto: Universität Basel, Florian Moritz)
Entwicklung künstlicher Muskeln zur Behandlung von Inkontinenz: Dazu stellen die beiden Masterstudenten an einer Ultrahochvakuum-Anlage nanometerdünne Polymembranen her. (Foto: Universität Basel, Florian Moritz)

Das Biomedical Engineering ist eine sich rasch entwickelnde Disziplin, die technische Werkzeuge und Methoden auf die medizinische Diagnostik und Behandlung anwendet. Im Herbst 2018 bietet die Universität Basel erstmals einen spezialisierten Masterstudiengang an.

02. März 2018

(Foto: Universität Basel, Florian Moritz)
Entwicklung künstlicher Muskeln zur Behandlung von Inkontinenz: Dazu stellen die beiden Masterstudenten an einer Ultrahochvakuum-Anlage nanometerdünne Polymembranen her. (Foto: Universität Basel, Florian Moritz)

Hightech-Operationssäle, in denen Roboter assistieren, künstliche Muskeln, Neuroprothesen – die Technisierung ist schon lange in der Medizin angekommen. Diagnose, Behandlung und Medikamentenentwicklung werden revolutioniert, die medizinischen Eingriffe effizienter und der Heilungsprozess verkürzt.

Massgeblich an diesem Fortschritt beteiligt ist die biomedizinische Technik. An der Medizinischen Fakultät der Universität Basel gibt es seit 2005 einen Forschungsschwerpunkt in diesem Bereich. Daraus ist vor vier Jahren das Departement Biomedical Engineering entstanden, kurz DBE. Am noch jungen Departement kann man ab diesem Herbst einen Master in Biomedical Engineering beginnen. Der spezialisierte Master richtet sich an Studierende mit einem Bachelorabschluss der Medizinischen Fakultät, der Ingenieurwissenschaften sowie bestimmter Fächern der Naturwissenschaften und ist auf drei Semester ausgelegt.

Vorkenntnisse komplementieren

«Das erste Semester ist dazu da, die Kompetenzen der Studierenden zu synchronisieren, die aus verschiedenen Fachrichtungen kommen», erklärt Ingenieurin Simone Hieber, die den Aufbau des Studiengangs koordiniert. Das bedeutet konkret, dass Studierende mit einem medizinischen Hintergrund Kurse in Mathematik, Mechanik und in Grundlagen der Programmierung belegen, während die aus dem naturwissenschaftlichen und technischen Bereich Kommenden in die Humanmedizin eingeführt werden. Zusätzlich erhalten beide Gruppen eine Einführung in die Grundlagen der biomedizinischen Technik.

Im zweiten Semester vertiefen sich die Studierenden in eines der beiden Hauptmodule «Biomaterials Science and Nanotechnology» oder «Image-Guided Therapy». In Ersterem geht es beispielsweise um die Erforschung von Materialien für die Entwicklung neuer Implantate wie künstlicher Muskeln oder um die Entwicklung von Nanocontainern, welche die Aufgabe haben, Medikamente an der richtigen Stelle im Körper freizusetzen.

Das Modul «Image-Guided Therapy » beschäftigt sich mit Chirurgierobotern, bildgebenden Verfahren wie Magnetresonanz und laseroptischen Techniken, die den Chirurgen bei einer Operation unterstützen: «Wo muss der Chirurg schneiden? Wo liegt der Tumor? Es werden Techniken entwickelt, die im Operationssaal die Arbeit erleichtern und sie effizienter machen», erklärt Hieber.

Praxisnahe Ausbildung

Nach der zweisemestrigen Grundausbildung wechseln die Studierenden im dritten Semester in die Praxis: Im Rahmen ihrer Masterarbeit arbeiten sie mit einer Forschungsgruppe am Departement oder im Spital zusammen.

Auch eine Einbindung in die Industrie kann sich Hieber vorstellen: «Wir haben im Haus einige Start-ups, die am Departement entstanden sind, und im Raum Basel gibt es etablierte Firmen der Medizintechnik. Da kann ich mir durchaus Kooperationen vorstellen.»

Eines der Projekte, an denen die Studierenden mitarbeiten werden, ist Miracle, kurz für Minimally Invasive Robot-Assisted Computer-guided Laserosteotome. In diesem Projekt arbeiten der Chirurg Hans-Florian Zeilhofer sowie der Ingenieur und Departementsleiter Philippe Cattin gemeinsam mit ihren Teams an der Entwicklung eines robotergesteuerten Lasers, der Knochen ohne Berührung schneiden kann. Vorteile dieser Vorgehensweise gegenüber der konventionellen Knochenchirurgie sind beispielsweise präzisere und kleinere Schnitte, beschleunigte Heilung und weniger Traumata.

Der neue Masterstudiengang ist als Vollzeitstudium geplant. «Die Ordnung lässt es zwar zu, dass man auch teilzeit studieren kann, aber das würde ich nicht empfehlen. Wir möchten die Studierenden lieber ganz hier haben, und dafür sind sie in drei Semestern fertig», so Hieber. Mit «hier» meint Hieber den Standort des DBE in Allschwil: «Die Veranstaltungen werden vor allem in Allschwil stattfinden.» Dadurch sind die Studierenden von Anfang an unter demselben Dach wie die zahlreichen Forschungsgruppen des Departements.

Wie der Name des Masters schon ahnen lässt, wird der Unterricht fast ausschliesslich auf Englisch stattfinden. «Wir wollen mit dem Studiengang ein Schweizer, aber auch ein internationales Publikum ansprechen, mit dem Ziel, Absolventen von schweizerischen Hochschulen auf ein globales Arbeitsumfeld vorzubereiten und Hochqualifizierte aus dem Ausland nach Basel zu holen», erklärt Hieber.

Biomedizintechniker sind gefragt

Über Jobs nach dem Studium müssen sich die Studierenden keine Sorgen machen, meint Hieber: «Im Anschluss an den Master gibt es viele Möglichkeiten. Man kann in der Forschung bleiben und doktorieren. Es gibt Möglichkeiten, in die lokale Medizintechnologie-Industrie zu gehen, oder man kann für Gesundheitsinstitutionen arbeiten, beispielsweise in einem Spital. Durch die fortschreitende Technisierung der Spitäler braucht es auch dort immer mehr Ingenieure.»

Biomedical Engineering lässt sich bereits an der ETH Zürich und an der Universität Bern studieren. Das sei keine Konkurrenz, vielmehr ergänzen sich die Standorte, sagt Hieber: «Unser Ziel ist es, viel Praxiswissen zu vermitteln. Die ETH ist im Vergleich akademischer und mehr auf Grundlagenforschung fokussiert. Mit Bern gibt es einige Parallelen, allerdings werden dort Medizinstudierende nicht direkt zugelassen.»

Cattin ergänzt: «Die Verknüpfung der Medizin mit den Nanowissenschaften und Ansätzen aus der künstlichen Intelligenz ist in Basel einzigartig.» Einzigartig sei auch das Konzept der beiden formalisierten Einführungsmodule für Mediziner und Nichtmediziner, sagt Hieber: «Das habe ich sonst noch nirgends gesehen, auch nicht in den USA.»

Noch bis Ende April kann man sich für den Masterstudiengang anmelden. Die ersten Anfragen von Interessenten seien bereits im Herbst eingetroffen, berichtet Hieber: «Wir planen, mit rund 20 Studierenden zu starten.»

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