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Stehenbleiben ist keine Option

Prof. Dr. Torsten Schwede, Vizerektor Forschung der Universität Basel und ab Januar 2025 Präsident des Nationalen Forschungsrats des SNF (Bild: © SNF, Adrian Moser)

Prof. Dr. Torsten Schwede, amtierender Vizerektor Forschung der Universität Basel, wird per 1. Januar 2025 sein Amt als neuer Präsident des SNF-Forschungsrats antreten. Für ihn ist es essenziell, dass die Universität Basel trotz Budgeteinschränkungen weiterhin neue Forschungsbereiche erschliessen und sich international profilieren kann.

Herr Schwede, Sie haben als Vizerektor an der Universität Basel in der Forschung wichtige Impulse gesetzt. Wie sehen sie die Rolle der Uni Basel im internationalen Wettbewerb?

In Forschungsrankings schliesst die Universität Basel regelmässig in den Top 100 ab. International als forschungsintensive, leistungsfähige Universität wahrgenommen zu werden, ist uns sehr wichtig. Für eine Universität unserer Grösse ist es jedoch anspruchsvoll, da vertreten zu sein, denn viele Rankings sind grössenabhängig. In verschiedenen etablierten Themenbereichen können wir heute Spitzenleistungen erbringen und das wird auch wahrgenommen, wie kürzlich durch die Zusprache von unseren beiden nationalen Forschungsschwerpunkten in den Life Sciences und der Quantenphysik. Gleichzeitig müssen wir aber auch neue Themenbereiche erschliessen können. Das geht häufig nur durch zusätzliche finanzielle Unterstützung von aussen. Meine Stelle zum Beispiel wurde vor 25 Jahren durch eine Spende der beiden grossen Basler Pharmafirmen ermöglicht. Diese Spende ermöglichte es der Universität, den neuen Bereich Bioinformatik erfolgreich aufzubauen und zu etablieren. Mein Team forscht zum Beispiel zur Proteinstrukturvorhersage – ein Technologie die kürzlich mit Hilfe der KI eine kleine Revolution in den Life Sciences ausgelöst hat.

Wie sieht es mit den staatlichen Geldern aus?

Diese werden leider immer knapper, und auf die globale und kantonale wirtschaftliche Lage hat man als Universität wenig Einfluss. Natürlich versuchen wir, der Politik immer wieder aufzuzeigen, wie wichtig die Universität Basel für die lokale Wirtschaft ist. Und dass ohne Grundfinanzierung keine Spitzenforschung möglich ist. Trotz steigender Kosten und sinkender Einnahmen muss sich die Universität Basel aber akademisch weiterentwickeln. Wir erleben gerade eine rasante technologische Entwicklung, sowohl im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) und Digitalisierung als auch bei neuen experimentellen Möglichkeiten. Neben der Dialogsuche mit der Politik ermöglichen uns dann vor allem private Drittmittelgeber, zukunftsweisende wissenschaftliche Projekte ausserhalb der strukturellen Grundfinanzierung umzusetzen.

Welche Projekte wären ohne private Förderung nicht möglich gewesen?

Es gibt an der Universität viele spannende Themen, die erst durch private Förderung ermöglicht wurden. Das kann die Einzelförderung einer Professur auf einem bestimmten Thema sein, wie zum Beispiel die Schaulager-Professur für Kunsttheorie. Oder das Europainstitut, welches nur dank privater Förderung ins Leben gerufen werden konnte. Hervorheben möchte ich auch das Departement für Biomedical Engineering mit dem äusserst erfolgreichen MIRACLE-Projekt, das von der Werner Siemens-Stiftung gefördert wird. Die Bedeutung von privater Förderung wird sicherlich weiter zunehmen. Denn je enger die staatliche Grundfinanzierung ist, umso mehr wird sich diese auf die bestehenden Kernbereiche fokussieren müssen. Als Universität muss man aber mit der Zeit gehen und neue Themenbereiche erschliessen. Stehenbleiben ist keine Option.

Sie haben beim Schweizerischen Nationalfonds (SNF) einen tiefen Einblick in die Forschungsförderung. Welche Chancen und Herausforderungen gibt es für die Universität Basel in diesem Bereich?

In den letzten Jahren ist das Antragsvolumen stark gewachsen, doch das Budget des SNF steigt nicht gleich schnell an. Dadurch sinkt die Erfolgsquote für die Forschenden. Dies ist für alle Universitäten eine grosse Herausforderung. Wir sind stolz darauf, dass sich unsere Forschenden an der Universität Basel in diesem steigenden Wettbewerb so gut behaupten und bei der Einwerbung von Drittmitteln an der Spitze der Schweizer Hochschulen stehen. Auch in der letzten Ausschreibungsrunde der Nationalen Forschungsschwerpunkte (NFS) waren wir sehr erfolgreich. Wir bekamen zwei Schwerpunkte zugesprochen: einen zur Forschung an antibiotikaresistenten Krankheitserregern und einen zweiten im Bereich Quantencomputing. Unser Erfolgsrezept war, dass wir uns genau überlegt haben, welche Projekte wir ins Rennen schicken. Diese Projekte haben wir dann mit voller Überzeugung unterstützt und eingereicht. Es sind zudem gesellschaftlich und wissenschaftlich besonders relevante Themen.

Wie hat sich Ihre Forschung am Biozentrum entwickelt?

Ich bin seit 2018 Vizerektor Forschung und hatte deshalb in den letzten Jahren wenig Zeit für meine eigene Forschung. Unser Thema, die Proteinstrukturvorhersage, wurde vor einigen Jahren durch Methoden der KI völlig auf den Kopf gestellt. Ich habe das Glück, dass sehr talentierte Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in meiner Gruppe diese Forschung weiter vorantreiben. Wir konnten so diese neuen KI Techniken erfolgreich aufnehmen und dadurch die Forschungsrichtung der Gruppe nochmals neu definieren.

Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen für die Uni Basel für die Zukunft?

Es ist eine grosse Herausforderung, die Universität trotz eingeschränkter Budgets akademisch weiterzuentwickeln. So haben zum Beispiel Methoden der künstlichen Intelligenz und die Digitalisierung grundsätzlich alle Fachbereiche erfasst. Der technologische Fortschritt ermöglicht in vielen Bereichen eine effizientere Forschung mit völlig neuen methodischen Ansätzen. Diese neuen Methoden müssen aber ebenfalls erforscht, entwickelt und unterrichtet werden. Und die Anwendungen von KI dürfen nicht naiv erfolgen, sondern müssen kritisch begleitet werden. Denn auch das ist eine Aufgabe der Universität, solche Themen im Dialog mit der Gesellschaft zu hinterfragen und zu diskutieren.

Viele gesellschaftlich wichtige Herausforderungen überspannen die klassischen fakultären Strukturen - denken wir an KI, Nachhaltigkeit, Pandemien oder Klimawandel – und benötigen daher interdisziplinäre Formen der Zusammenarbeit. Die Universität wird in Zukunft gefordert sein, auf relevante Entwicklungen schneller und flexibler als bisher zu reagieren.

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