Was Treppensteigen mit Nachhaltigkeit zu tun hat
Die «Denk-weiter-Wochen» an der Universität Basel thematisieren ganz unterschiedliche Facetten von Nachhaltigkeit. Auch Bewegung gehört zu einer nachhaltigen Lebensweise. So könnte zum Beispiel die Bewahrung von körperlicher Autonomie bis ins hohe Alter dazu beitragen, das Gesundheitssystem zu entlasten.
27. April 2017
Klimawandel, Bildung und Ernährung sowie Nachhaltigkeit als (Ersatz-)Religion – derzeit wird das Thema Nachhaltigkeit an der Universität Basel aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.
Auch individuelle Bewegung ist Teil einer nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung. Professor Lukas Zahner, Leiter des Bereichs Bewegungs- und Trainingswissenschaft am Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit, erklärt den Zusammenhang von Bewegung und Nachhaltigkeit am Beispiel älterer Menschen, für die der langfristige Erhalt ihrer Autonomie von grosser Bedeutung ist.
Mit Autonomie ist aus bewegungswissenschaftlicher Sicht die Fähigkeit gemeint, sich selbstständig bewegen zu können, was zu einem grossen Teil von der Kraft der Beinmuskulatur abhängt. Mit zunehmendem Alter nehmen der Muskelanteil und damit auch die Kraft ab. Es ist jedoch bekannt, dass nur etwa die Hälfte des Kraftverlusts biologisch bedingt ist, die Muskulatur also bis ins höchste Alter trainiert werden und damit die Kraftfähigkeit lange erhalten bleiben kann.
Vorsorge ist besser als Nachsorge
Neue Studienergebnisse zeigen, dass Personen mit einem Kraftdefizit bis zu fünfmal häufiger stürzen. Aus volkswirtschaftlicher Sicht werden deshalb präventive Bewegungsförderungsprogramme immer wichtiger. «Wenn wir die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft betrachten, so wage ich zu behaupten, dass die Finanzierbarkeit unseres Gesundheitssystems wesentlich davon abhängt, ob möglichst viele Menschen lange körperlich autonom bleiben», so Professor Zahner. Wird die Autonomiegrenze weit herausgezögert, bleibt der Anteil an pflegebedürftigen Menschen folglich geringer.
Stairways to your Health
Die heutige Gesellschaft ist mit Rolltreppen, Liften und Fahrzeugen stark auf die körperliche Entlastung ausgerichtet. Laut Professor Zahner gehe dieser Trend aus bewegungswissenschaftlicher Sicht genau in die falsche Richtung. Zurzeit findet deshalb am Bio- und Pharmazentrum die Challenge «Stairways to your Health» statt, bei der Personen dazu aufgerufen sind, die Treppe anstelle des Aufzugs zu benutzen. Denn Treppensteigen stellt eine gute Möglichkeit zur Belastung der Muskulatur im Alltag und damit zum Erhalt der körperlichen Autonomie dar. Wer mehr über die Auswirkungen von Treppensteigen auf Fitness und Gesundheit erfahren will, ist heute, Donnerstag 27. April zum Vortrag von Dr. Lars Donath eingeladen (keine Anmeldung nötig).
Denk-weiter-Wochen
Der «Tatort Nachhaltigkeit» wartet auch weiterhin mit einer Vielzahl spannender Aktionen und Diskussionen auf. Professor Zahner gibt einen Einblick in sein aktuelles Forschungsprojekt, das sich mit dem Problem der körperlichen Inaktivität befasst. Es werden dazu noch Personen im Alter von 20 bis 65 Jahren gesucht, die an der Studie mit Bewegungs-Coaching teilnehmen. Im Rahmen der «Lecture Series 2017 des Upper Rhine Cluster for Sustainability Research» gibt es eine Veranstaltung zur Steuerung der Energiewende. Ausserdem bieten die Mensen der Universität Basel ein Recycling-Buffet und eine Burgerparty aus Resten an.
24. April bis 5. Mai, Denk weiter … Tatort Nachhaltigkeit, Universität Basel, Kollegienhaus, Petersplatz 1, Basel.