LSD-Mikrodosierung bei ADHS: Kein Nutzen in einer placebokontrollierten Studie
LSD ist als halluzinogene Droge bekannt. Inzwischen hat die medizinische Forschung aber auch ihr Potenzial entdeckt, um psychische Erkrankungen wie Depression und Angstzustände zu behandeln. Forschende der Universität Basel haben nun untersucht, ob die Substanz auch ADHS-Symptome lindern könnte.
31. März 2025 | Shania Imboden
Die Geschichte von LSD begann 1943 in Basel, als Albert Hofmann die psychoaktive Wirkung der Substanz erstmals erkannte. Die Droge verändert innert kurzer Zeit nach Einnahme die Wahrnehmung, Gefühle und den Gedankenfluss.
Mittlerweile hat die medizinische Forschung diese Substanz als potenzielle Therapieform für verschiedene psychische Erkrankungen erneut in den Fokus genommen. LSD ist in hohen Dosen bei psychischen Erkrankungen wie Angststörungen und Depression wirksam. Allerdings steht zur Diskussion, ob auch Mikrodosen ohne akute bewusstseinsverändernde Wirkung Krankheitssymptome lindern können.
Gezielte Dosierung
Forschende der Universität Basel am Universitätsspital und an den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel haben nun erstmals systematisch untersucht, ob eine Mikrodosierung von LSD die Symptome einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) verringern können. Im Fachjournal «JAMA Psychiatry» berichten sie von ihren Ergebnissen.
«Es gab Berichte, wonach Microdosing von Psychedelika, inklusive LSD, die ADHS-Symptomatik verbessern», erklärt Studienleiter Prof. Dr. Matthias Liechti die Motivation hinter der Arbeit. Mit seinem Team untersuchte Liechti diese angebliche Wirkung erstmals im Rahmen einer placebokontrollierten klinischen Studie.
An der sechswöchigen Studie nahmen 53 Probandinnen und Probanden im Alter von 18 bis 65 Jahren mit einer ADHS-Diagnose teil. In zwei zufällig eingeteilten Gruppen erhielten die Teilnehmenden zweimal pro Woche entweder ein Placebo oder eine niedrige Dosis LSD von 20 Mikrogramm. Bei dieser Menge trete bereits ein leichter psychedelischer Effekt auf, erläutert Matthias Liechti. Die Dosis lag damit im oberen Bereich einer sogenannten Mikrodosierung.
Die Dosis war hoch genug gewählt, um im Vergleich zu Placebo eine mögliche Wirkung auf die ADHS-Symptomatik zu zeigen, aber niedrig genug, um nur geringe halluzinogene Effekte zu verursachen, die den Alltag der Teilnehmenden beeinträchtigen würden. Schwere Nebenwirkungen oder gesundheitliche Komplikationen traten keine auf. Die Probandinnen und Probanden füllten alle zwei Wochen einen Fragebogen aus, um Veränderungen ihrer Symptome – beispielsweise Ablenkbarkeit – während der Studie und darüber hinaus zu erfassen.
Effekt von LSD
Alle Patientinnen und Patienten berichteten bereits nach zwei Wochen von einer Linderung ihrer ADHS-Symptome. Diese Wirkung war aber in der LSD- und der Placebo-Gruppe vergleichbar. Fast alle Teilnehmenden in beiden Gruppen waren überzeugt, LSD erhalten zu haben, auch wenn sie tatsächlich das Placebo erhielten.
LSD erwies sich somit nicht als wirksamer als ein Placebo. «Der Placebo Effekt war zwar deutlich, aber im Vergleich zu anderen Studien bei ADHS nicht aussergewöhnlich stark», sagt Matthias Liechti. Bei LSD seien die Erwartungen der Patientinnen und Patienten wahrscheinlich überhöht, weil es einen gewissen Hype um die Substanz gebe. Tatsächlich verbesserte sich die ADHS-Symptomatik deutlich stärker bei den Studienteilnehmenden, die glaubten, LSD erhalten zu haben als bei denjenigen, die glaubten, sie hätten ein Placebo erhalten.
«Die Erwartung eines Nutzens und der Placebo-Effekt sind also für die vermeintliche subjektive Wirkung verantwortlich und nicht die Substanz», so Studienerstautor Dr. Lorenz Müller. Das Resultat unterstreicht die Bedeutung von randomisierten placebokontrollierten Studien im Vergleich zu Studien ohne Kontrollgruppe. Liechti betont, dass bei anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen auch mikrodosiertes LSD eine Wirkung haben könnte.
Originalpublikation
Lorenz Mueller et al.
Safety and Efficacy of Repeated Low-Dose LSD for ADHD Treatment in Adults - A Randomized Clinical Trial
JAMA Psychiatry (2025), doi: 10.1001/jamapsychiatry.2025.0044