Zehn Jahre Fachstelle für Nachhaltigkeit: Vom Vegi-Zmittag zur Klimaneutralität
Nachhaltigkeit ist heute an der Universität Basel fest etabliert. Das ist auch das Verdienst der Fachstelle für Nachhaltigkeit, die vor zehn Jahren ihre Arbeit aufgenommen hat. Das Team im Generalsekretariat stösst Initiativen an, erfasst zentrale Kennzahlen, setzt strategische Projekte um und unterstützt die AG Nachhaltigkeit der Studierenden.
04. Mai 2022
Den Anfang machte 2010 ein Forderungsbrief des damaligen studentischen Vereins für Nachhaltigkeit «SDUBS», der von der Universitätsleitung positiv aufgenommen wurde. Die Grundlagen für die Einrichtung der Fachstelle lieferte anschliessend das «Projekt nachhaltige Universität Basel», welches 2011 von Studierenden des Masters in Sustainable Development unter Leitung von Dr. Denise Bienz erarbeitet wurde. Sie übernahm dann auch im Januar 2012 die erste Leitung der Fachstelle und entwickelte grundlegende Strategien, Kommunikationskanäle und Projekte.
Wenig später stieg Arne Menn als erster Praktikant bei der Fachstelle für Nachhaltigkeit ein, 2018 übernahm er die Leitung des Teams von seiner Vorgängerin. Im gleichen Jahr kam Prof. Dr. Jens Gaab als Delegierter für Nachhaltigkeit hinzu, der das Team besonders in strategischen Fragen unterstützt. 2022 nun können sie das zehnjährige Bestehen der Einrichtung feiern. Seither wurde Nachhaltigkeit Schritt für Schritt in universitäre Strategien und Arbeitsabläufe integriert.
Strenge Standards für die Verpflegung
Zur ersten grossen öffentlichen Sichtbarkeit kam es im Herbstsemester 2012, als eine studentische Initiative die Einführung einer rein vegetarischen Mensa in Basel forderte. Das radikale Anliegen schlug in den lokalen Medien Wellen und gipfelte darin, dass Fleischliebhaber und ‑liebhaberinnen an einer Protestaktion auf dem Petersplatz den Grill anwarfen und Gratiswürste verteilten.
Mit dem Projekt «Biss für Biss ein Klimagenuss» konnte die Fachstelle zusammen mit dem Caterer der Universitätsbetriebe aber ein nachhaltiges, innovatives Verpflegungskonzept entwickeln, welches in der schweizerischen Hochschullandschaft einzigartig war. Heute bietet die Mensa täglich mindestens ein vegetarisches Menü an. Die Standards zu CO2-Emissionen, Verpackung, Food-Waste, Fairtrade oder Tierwohl werden zudem regelmässig überprüft und, wo möglich, verschärft.
Katapult für grüne Projekte
Um clevere Nachhaltigkeitsideen der Studierenden abzuholen und umzusetzen, gab es während fünf Jahren das sogenannte «Boost»-Programm mit Finanzspritzen in der Höhe von je 5000 Franken. Ein Projekt nahm beispielsweise die Abfalltrennung an der Universität unter die Lupe – was dazu führte, dass in zentralen Gebäuden wie dem Kollegienhaus mehr Wertstoffsammelstellen eingerichtet wurden.
Ein Beispiel aus der sozialen Nachhaltigkeit ist der «Offene Hörsaal»: Geflüchtete mit akademischem Hintergrund können im Rahmen des Programms für Hörerinnen und Hörer Vorlesungen besuchen und am Sprachenzentrum der Universität einen Sprachkurs absolvieren.
Seit 2019 gruppierten sich die interessierten Studierenden neu in der «AG Nachhaltigkeit». «In meinem Biologiestudium lernte ich, wie dramatisch der Einfluss des Menschen auf die Umwelt ist – und dass es höchste Zeit ist, jetzt zu handeln», sagt Jeannine Fluri, die vor drei Jahren die AG mitgründete und heute im Vorstand mitarbeitet.
Die Fachstelle greift den Studierenden unter die Arme, indem sie die monatlichen Meetings organisiert, Events veranstaltet und bei der Umsetzung von Projekten hilft. «Diese Unterstützung gibt der AG Kontinuität, auch wenn wir mal eine Flaute haben oder einzelne Aktive ausscheiden», sagt Fluri, die selbst nur noch bis Ende Jahr an der Universität ist.
«Mit viel (erneuerbarer) Energie in die Zukunft»
Auf Leitungsebene werden Arbeit und Wirkung der Fachstelle geschätzt: «Die Fachstelle diente von Beginn an als Katalysator für Initiativen im Bereich der Nachhaltigkeit. Heute wirkt sie in die verschiedensten Bereiche der Universität hinein und nimmt wichtige Koordinationsfunktionen wahr», so Dr. Stefano Nigsch, Generalsekretär der Universität. Wichtigstes Instrument ist dafür der alle zwei Jahre erscheinende Nachhaltigkeitsbericht, der zentrale Kennzahlen erfasst sowie Ziele und Massnahmen definiert.
Das aktuelle Team mit Arne Menn, Franziska Kastner, Carina Weingaertner und Ivo Bosshard sowie Prof. Jens Gaab als Delegierter für Nachhaltigkeit hat vom Rektorat kürzlich den Auftrag erhalten, zu erarbeiten, wie und bis wann eine klimaneutrale Universität möglich ist. «Mit Fernwärme in den meisten Liegenschaften, Strom aus europäischer Wasserkraft und dem kontinuierlichen Aufbau eigener Photovoltaikanlagen haben wir eine gute Ausgangsbasis», so Arne Menn.
Doch die verbleibenden Treibhausgase insbesondere durch Flugreisen und die sogenannten «grauen Emissionen» für eingekaufte Produkte und Dienstleistungen seien eine enorme Herausforderung. Sicher ist, auch für die nächsten zehn Jahre hat die Fachstelle genügend Aufgaben, die Universität nachhaltiger zu gestalten.