Vier ERC Advanced Grants für die Forschung in Basel
Der Europäische Forschungsrat (ERC) zeichnet vier Basler Wissenschaftler mit hoch dotierten Förderbeiträgen aus. Ihre Projekte werden an drei assoziierten Instituten der Universität Basel durchgeführt: dem Institut für Molekulare und Klinische Ophthalmologie Basel (IOB), dem Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) sowie dem Friedrich Miescher Institute for Biomedical Research (FMI). Die Forschenden erhalten insgesamt rund 9,5 Millionen Euro über fünf Jahre.
31. März 2020
Die ERC Advanced Grants des Europäische Forschungsrats zählen zu den renommiertesten Auszeichnungen für Grundlagenforschung: 1881 Anträge wurden im Rahmen der diesjährigen Ausschreibung eingereicht, 185 davon konnten sich durchsetzen und werden finanziert. Gefördert wird Spitzenforschung, die innovative und risikoreiche Wege begeht. Die Fördersumme für ein einzelnes Projekt liegt im Durchschnitt bei 2,5 Millionen Euro. Seit der ersten Ausschreibungsrunde 2007 sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Basel konstant erfolgreich aus dem hochkompetitiven Auswahlprozess hervorgegangen.
Institut für Molekulare und Klinische Ophthalmologie Basel
Prof. Dr. Botond Roska erforscht Netzhauterkrankungen und entwickelt neue Methoden zur Therapie von Sehbehinderungen. Erst kürzlich ist es ihm gelungen, Tausende menschliche Netzhaut-Organoide im Labor zu kultivieren. Diese «Netzhaut in der Petrischale» wird nun eingehend untersucht, um ein detailliertes Verständnis der Funktionsweise von gesunder und erkrankter Netzhaut zu erlangen. Trotz der immensen Anzahl an Nervenzellen, die am Sehprozess beteiligt sind, haben die meisten Augenleiden, die zur Erblindung führen, ihren Ursprung in einzelnen Zellen. Sein ERC-Projekt «HURET» soll die Machbarkeit der zelltyp-spezifischen Wiederherstellung der Sehfähigkeit im nahen Infrarotbereich in der menschlichen Netzhaut bestätigen. Prof. Roska erhält für sein Projekt rund 2,5 Millionen Euro.
Botond Roska ist seit 2014 Professor an der Medizinischen Fakultät der Universität Basel und seit 2018 Co-Direktor des IOB.
Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut
Die Forschung von Prof. Dr. Sébastien Gagneux konzentriert sich auf den Erreger der Tuberkulose, das Mycobacterium tuberculosis (Mtb). Sein ERC-Projekt untersucht, wie Resistenzen gegen neue Antibiotika entstehen. Dafür gilt es herauszufinden, wie sich die Mtb-Bakterien im Laufe der Zeit im Inneren von Patienten entwickeln und an welchem Punkt sie von einem Patienten zum nächsten springen. Die Ergebnisse werden nicht nur für die Therapie von Tuberkulose, sondern auch für die Behandlung von anderen Krankheiten, die von Medikamentenresistenzen betroffen sind, von entscheidender Bedeutung sein. Gagneuxs Projekt wird mit 2,5 Millionen Euro gefördert.
Sébastien Gagneux ist Leiter der Abteilung Medizinische Parasitologie und Infektionsbiologie am Swiss TPH sowie seit 2015 Professor für Infektionsbiologie an der Universität Basel.
Friedrich Miescher Institute for Biomedical Research
Prof. Dr. Dirk Schübeler erforscht die Regulation von Genen. Dabei befasst er sich insbesondere mit dem Einfluss von Chromatin auf Transkriptionsfaktoren (TFs), welche die Genexpression aktivieren oder verhindern. Sein ERC-Projekt geht der Frage nach, welche epigenetischen Mechanismen die Struktur des Chromatins beeinflussen und dadurch den Zugang der TFs vereinfachen oder erschweren. Auf diese Weise sollen bestehende Chromatinbarrieren besser verstanden und charakterisiert werden, um zu klären, wie TFs diese Barrieren überwinden. Dies stellt einen entscheidenden Schritt zu einem umfassenden Verständnis der Rolle des Chromatins bei der Regulation der Genaktivität in grossen eukaryotischen Genomen dar. Prof. Schübeler erhält für sein Projekt rund 2,3 Millionen Euro.
Dirk Schübeler ist Forschungsgruppenleiter am FMI und seit 2011 Titularprofessor für Epigenetik an der Universität Basel.
Das ERC-Projekt von Prof. Dr. Nicolas Thomä wird den genauen Mechanismus untersuchen, über den Transkriptionsfaktoren (TFs) auf die nukleosomale DNA zugreifen. Obwohl es sich um eine grundlegende Frage der Genomregulierung handelt, gibt es derzeit keine detaillierte molekulare Begründung für diesen Prozess. Im Rahmen des geförderten Projekts wird er untersuchen, wie es TFs gelingt, mit der nukleosomalen DNA zu interagieren, und wie die Struktur und Architektur der Nukleosomen durch die TF-Bindung beeinflusst wird. Thomä plant, neue Werkzeuge von der Biochemie über die Kryo-Elektronenmikroskopie bis hin zu Zellstudien zu verwenden, um atomare Modelle von TFs zu erstellen, die sich mit Chromatin beschäftigen, sowie von Enzymen, die Nukleosomen bewegen können. Prof. Thomä erhält für sein Projekt rund 2,2 Millionen Euro.
Nicolas Thomä ist seit 2006 Forschungsgruppenleiter am FMI.