Personalvermittler: Job-Hopper haben schlechte Karten auf dem Arbeitsmarkt
Wer als junger Erwachsener in wechselnden Jobs oder in Jobs ausserhalb des erlernten Berufs arbeitet, mindert bei Bewerbungen seine Chancen. Massnahmen, Arbeitslose möglichst rasch, unspezifisch und befristet wieder zu beschäftigen, könnten sich daher nachteilig auswirken. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Universität Basel, für die Angaben von Personalvermittlern aus vier Ländern ausgewertet wurden.
24. August 2017
Im Rahmen des EU-Forschungsprojekts «Negotiate – Overcoming early job-insecurity in Europe» liessen Soziologen der Universität Basel Umfragen bei Personalabteilungen und -vermittlern in Bulgarien, Griechenland, Norwegen und der Schweiz durchführen. In der Schweiz wurden 2016 dafür 550 Personalvermittler aus den Branchen Mechanik, Finanz- und Versicherungswesen, Gastronomie, Pflege sowie Informatik befragt. Die Studie wird vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation gefördert und steht unter Leitung von PD Dr. Christian Imdorf und Prof. Max Bergman.
Fiktive Lebensläufe
Ziel der Untersuchung war es, die beruflichen Perspektiven von jungen Erwachsenen beim Übergang von der Ausbildung in den Arbeitsmarkt in unterschiedlichen nationalen Arbeitsmärkten besser zu verstehen. Dabei hatten die Personalbüros je zehn Lebensläufe von fiktiven Bewerberinnen und Bewerbern zu bewerten, die eine abgeschlossene Ausbildung und fünf Jahre Berufserfahrung hatten. Die Dossiers enthielten variierte Informationen zu Ausbildung, Arbeitserfahrung und Geschlecht. Zudem wiesen sie zum Teil auch Perioden von Arbeitslosigkeit, nicht berufsspezifischer Arbeit oder auch häufigem Stellenwechsel auf.
Erste Analysen der schweizerischen Daten verweisen darauf, so Studienleiter Christian Imdorf, dass die Bedeutung von Arbeitslosigkeit in der Diskussion zu Arbeitsmarktchancen überschätzt wird. Andere Formen von Erwerbsunsicherheit – zum Beispiel nicht qualifizierte Arbeit in einem Callcenter oder häufiger Jobwechsel – werden von den Stellenvermittlern eher als problematisch eingeschätzt. Ebenso werden Nichterwerbsphasen als ungünstig gewertet, wenn dafür gesundheitliche Gründe angegeben werden oder wenn Arbeitslose an einem Beschäftigungsprogramm teilnehmen.
«Berufliche Sackgassen»
Trotz der unterschiedlichen Situationen auf dem Arbeitsmarkt in den vier untersuchten Ländern fielen die Studienresultate zum Teil ähnlich aus. Für die Schweiz seien die Ergebnisse vor allem für die Beurteilung von Arbeitsmarktmassnahmen wichtig, sagt Imdorf: «Massnahmen, die auf eine möglichst rasche Arbeitsmarktintegration von beruflich qualifizierten Arbeitslosen zielen, könnten ihr Ziel längerfristig verfehlen.» Vor allem befristete, ausbildungsfremde Beschäftigungen können für die Betroffenen zu «beruflichen Sackgassen» werden.
Weitere Auskünfte
PD Dr. Christian Imdorf, Universität Basel, Fachbereich Soziologie, Tel. +41 61 207 28 15, E-Mail: christian.imdorf@unibas.ch