«Tauben bitte nicht füttern!» – Start der Basler Taubenaktion 2016
In verschiedenen Quartieren der Stadt Basel hat der Bestand an Strassentauben eine Grösse erreicht, die das Tierwohl gefährdet und zu Verschmutzungen und hygienischen Problemen führt. Heute startet eine Aufklärungskampagne, die sich gegen die unkontrollierte Fütterung von Tauben richtet. Ziel ist ein kleiner, aber gesunder Taubenbestand. Die wissenschaftlichen Grundlagen für eine dauerhafte Regulation des Basler Strassentaubenbestands liefern Experten der Universität Basel.
14. April 2016
Kaum ein anderes Stadttier lebt so eng mit dem Menschen zusammen wie die Strassentaube. In Basel leben heute zwischen 5000 und 8000 Tauben. Der grosse Taubenbestand führte zuletzt zu Problemen, insbesondere in Parkanlagen, an den Bahnhöfen sowie im Kleinbasel und in den Quartieren Gundeldingen und St. Johann.
Werden die Tauben gefüttert, können sie ganzjährig brüten, so dass die Population stetig zunimmt. Mit dem Anstieg geht eine Verschmutzung von Gebäuden, Denkmälern und Grünanlagen einher. Zudem wird das Auftreten verschiedener Parasiten und Krankheitserreger begünstigt, die auch auf den Menschen übergreifen können. So wurde 2015 ein junger Mann in seiner Wohnung in Basel mehrfach von Taubenzecken befallen, was zu einer ernsthaften allergischen Reaktion führte.
Unter der dichten Population leiden aber vor allem die Tauben selber: Sie sind Stress, Krankheiten und Parasiten ausgesetzt. Dazu drohen ihnen Gefahren von nicht tierschutz-gerechten Abwehrsystemen wie Spikes mit scharfen Spitzen und nicht korrekt montierten Netzen, mit denen Hauseigentümer versuchen, ihre Gebäude zu schützen.
Taubenfüttern verursacht Übervölkerung
«Die Grösse einer Taubenpopulation wird durch die Nahrungsmenge bestimmt», sagt Daniel Haag-Wackernagel, Professor für Biologie in der Medizin am Departement Biomedizin der Universität Basel. «Diese fällt in Form von natürlicher Nahrung, von Abfällen sowie vor allem durch die Fütterung an», so der Taubenexperte, der die Basler «Arbeitsgruppe Strassentauben» leitet (siehe Box).
Das Überangebot an Futter, das vor allem im Kleinbasel und im Gundeldingerquartier besteht, ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Veränderte Essgewohnheiten führen zu mehr Abfällen, die den Tauben als Nahrung dienen. Zudem wird vermehrt von Menschen aus anderen Kulturkreisen Taubenfutter ausgebracht, was insgesamt zu einer Erhöhung des Taubenbestands geführt hat.
Nahrungsangebot reduzieren
Wer füttert, fördert die Übervölkerung bei den Tauben, und ist indirekt für Verschmutzungen sowie für die Ausbreitung von Parasiten und Krankheitserregern verantwortlich. Gleichzeitig zeigen wissenschaftliche Studien, dass die Taubenbestände nur nachhaltig verkleinert werden können, wenn das Nahrungsangebot reduziert wird.
Deshalb hat die «Arbeitsgruppe Strassentauben» beschlossen, 2016 eine Aufklärungsaktion durchzuführen, welche die unkontrollierte Fütterung den Tauben ins Visier nimmt. Die «Basler Taubenaktion» wurde heute an einer Medienkonferenz von Dr. Lukas Engelberger, Vorsteher des Gesundheitsdepartements Basel-Stadt, und Prof. Dr. Daniel Haag-Wackernagel vorgestellt.
«Wir wollen einem kleinen und gesunden Taubenbestand eine friedliche Koexistenz mit dem Menschen ermöglichen», fasste Regierungsrat Lukas Engelberger an der Medienkonferenz das gemeinsame Ziel zusammen. Übermässiges Taubenfüttern sei falsche Tierliebe, die dem Tier mehr schade als nütze.
Mit Plakaten, Flyern und einer ausführlichen Broschüre über das Leben der Strassentaube soll der Bevölkerung wieder in Erinnerung gerufen werden, dass ein zu grosses Nahrungsangebot für die Tauben und Menschen problematisch ist. Mit Informationen in mehreren Sprachen sollen insbesondere auch nicht Deutsch sprechende Bevölkerungsgruppen erreicht werden.
Basler Erfolgsmodell
Mit dieser Strategie zur Regulierung des Taubenbestands hat Basel gute Erfahrungen gemacht: Ende der Achtzigerjahre wurde die erste Taubenaktion lanciert, die auf einer Analyse der ökologischen Zusammenhänge basierte. Mit dem Slogan «Tierschutz ist: Tauben nicht füttern!» gelang es, breiten Bevölkerungskreisen zu vermitteln, dass eine unkontrollierte Fütterung den Tieren schadet. In der Folge halbierte sich die Population innert vier Jahren. Der Erfolg der Aktion gewann internationale Anerkennung, und zahlreiche Städte im In- und Ausland haben sich am Basler Projekt orientiert.
Weitere Auskünfte
- Prof. Dr. Daniel Haag-Wackernagel, Universität Basel, Departement Biomedizin, Tel. +41 61 267 39 46, E-Mail: daniel.haag@unibas.ch
- Dr. med. vet. Michel Laszlo, Leiter Kantonales Veterinäramt, Kantonstierarzt, Tel. +41 61 385 32 14, E-Mail: michel.laszlo@bs.ch
Illustrationen
Druckfähige Bilder zu dieser News finden sich in der Mediendatenbank.
Arbeitsgruppe Strassentauben
Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern folgender Einrichtungen zusammen:
- Gesundheitsdepartement des Kantons Basel-Stadt, Medizinische Dienste und Kantonales Veterinäramt
- Kantonspolizei Basel-Stadt, Tierwesen
- Stadtgärtnerei Basel
- Tierschutz beider Basel
- Universität Basel, Departement Biomedizin