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Warum wir auf Social Media Zugehörigkeit inszenieren

Zahlreiche Hände mit Smarphone, filmen ein Konzert.
Wer ständig auf den sozialen Medien zeigt, wie gross sein Freundeskreis ist, hat womöglich DTBP (Bild: Unsplash)

Bisher fokussiert die Forschung zu sozialen Medien vor allem darauf, wie häufig Personen diese Plattformen nutzen. Forschende der Universität Basel und der Universität Koblenz-Landau haben ein neues Konstrukt entwickelt, um zu messen, weshalb Leute so viel Zeit auf diesen Plattformen verbringen – und welche Inhalte sie posten.

28. November 2022 | Catherine Weyer

Zahlreiche Hände mit Smarphone, filmen ein Konzert.
Wer ständig auf den sozialen Medien zeigt, wie gross sein Freundeskreis ist, hat womöglich DTBP (Bild: Unsplash)

Gehören Sie zu den Leuten, die auf Instagram oder Facebook gern Fotos posten und dabei Leute verlinken? Am liebsten mit einem Zusatz wie «#bestfriends» oder «Freunde für immer»? Dann haben Sie hoch ausgeprägtes DTBP; «Desire To Belong Publicly», übersetzt etwa «Wunsch nach öffentlicher Zugehörigkeit».

Das Konstrukt des DTBP ist neu, entwickelt von Forschenden der Universität Basel und der Universität Koblenz-Landau. «Damit schlagen wir eine Brücke zwischen dem realen Leben und den sozialen Medien», sagt Sozialpsychologin Christiane Büttner. Die Doktorandin an der Psychologischen Fakultät der Universität Basel hat gemeinsam mit ihren Kolleginnen Dr. Fanny Lalot und Prof. Dr. Selma Rudert einen neuen Bereich in der Forschung rund um Social Media unter die Lupe genommen: Warum und wie nutzen Privatpersonen die sozialen Medien? Bisher wurde vor allem die Dauer der Plattform-Nutzung untersucht. Die Resultate sind jüngst im Journal «Computers in Human Behavior» erschienen.

Andere sollen sehen, wie gross der Freundeskreis ist

Je wichtiger es den Nutzenden ist, auf Social Media ihre sozialen Interaktionen aus dem echten Leben darzustellen, desto höher fällt der DTBP-Wert aus. Qualitative Posts betonen, wie eng das soziale Band mit spezifischen Personen ist. Bei quantitativen Posts geht es hingegen darum, einen möglichst breiten Freundeskreis zu präsentieren. Am Ende sei die Motivation immer die gleiche: «Wie inszeniere ich mein reales Leben so auf Social Media, dass andere sehen, dass ich ein tolles soziales Netz habe?», fasst Büttner zusammen.

Das hat auch einen tieferen Sinn: Einerseits können mit solchen Posts existierende soziale Bande gestärkt werden. Andererseits können andere User daraus schliessen, dass die Person, die etwas postet, sehr gut sozial vernetzt ist. Das kann sich positiv auf die Beliebtheit und Attraktivität der postenden Person auswirken.

Abhängigkeits-Tendenzen werden vorhersehbar

Dass die Forscherinnen mit ihrem Konstrukt auf dem richtigen Weg sind, zeigen die Interpretationen, die sie durch DTBP vornehmen können: «Wenn wir den DTBP-Wert kennen, können wir zum Beispiel vorhersagen, ob es bei den betroffenen Personen eine Tendenz zur Abhängigkeit von Social Media gibt», sagt Büttner.

Mit DTBP können sie aber nicht nur Prognosen über eine erhöhte Suchtgefährdung machen, sondern auch Interventionen ableiten: «Wenn klar ist, durch welche Posts man langsam in eine Abhängigkeit von Social Media rutscht, kann man jungen Userinnen und Usern auch zeigen, wie sie die Plattformen nicht nutzen sollen», so Büttner.

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