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Wie neue Wirkstoffe schädliche Immunreaktionen bremsen

Molekulare Struktur von Compstatin
Erst 2021 kam mit der Wirkstoffklasse der Compstatine eine neue Therapie auf den Markt, um schädliche Immunreaktionen des Komplementsystems zu hemmen. (Bild: D. Ricklin, Hintergrund: Adobe Stock)

Das Komplementsystem ist Teil des angeborenen Immunsystems. In einigen Fällen schadet es aber dem Körper, weil eine ungewollte Komplementaktivierung zu vielen Autoimmun- und chronisch entzündlichen Erkrankungen beiträgt. Forschende haben nun molekulare Details einer kürzlich zugelassenen Wirkstoffklasse beschrieben, die das Komplementsystem hemmen kann. Dank der Ergebnisse lassen sich solche Hemmstoffe weiter optimieren.

16. November 2022 | Angelika Jacobs

Molekulare Struktur von Compstatin
Erst 2021 kam mit der Wirkstoffklasse der Compstatine eine neue Therapie auf den Markt, um schädliche Immunreaktionen des Komplementsystems zu hemmen. (Bild: D. Ricklin, Hintergrund: Adobe Stock)

Eigentlich verteidigt das Komplementsystem den Körper gegen mikrobielle Eindringlinge. Jedoch kann es aus verschiedenen Gründen auch körpereigene Zellen angreifen und somit zu klinischen Komplikationen beitragen. Diese reichen von altersbedingten und chronisch entzündlichen Erkrankungen wie der Makuladegeneration bis hin zur Abstossung von Organtransplantaten. In diesen Fällen wäre es medizinisch sinnvoll, das Komplementsystem mit Medikamenten kontrolliert herunterzufahren.

Trotz der breiten Palette an medizinischen Anwendungsmöglichkeiten gab es lange nur eine einzige Wirkstoffklasse an sogenannten Komplementinhibitoren, die überdies auch nur für einige wenige und sehr seltene Erkrankungen zugelassen sind. Erst 2021 kam mit der Compstatin-Klasse eine neue Therapieoption auf den Markt, die einen zentralen Faktor des Komplementsystems lahmlegt. Die Entdeckung und Entwicklung dieser Wirkstoffklasse geht auf Forschung der Gruppe um Professor John Lambris an der University of Pennsylvania, USA, zurück.

Eine Forschungsgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Daniel Ricklin an der Universität Basel hat nun in Zusammenarbeit mit Lambris und einem internationalen Forschungsteam die Wirkweise dieser Compstatine detailliert untersucht. Im Fachblatt Nature Communications beschreiben die Forschenden, wie verschiedene Varianten dieser Wirkstofffamilie mit dem zentralen Faktor des Komplementsystems interagieren und wie genau sie auf molekularer Ebene wirken.

Wirkstoffe optimieren und Forschung erleichtern

Zum einen bieten die Ergebnisse die Grundlage, Wirkstoffe aus der Compstatin-Familie weiter zu optimieren. «Und zum anderen helfen uns die Erkenntnisse zu verstehen, warum die Compstatine hochspezifisch auf das menschliche Komplementsystem wirken», erklärt Ricklin.


Originalpublikation

Christina Lamers et al.
Insight into mode-of-action and structural determinants of the compstatin family of clinical complement inhibitors
Nature Communications (2022), doi: 10.1038/s41467-022-33003-7

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