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Familien im Wandel. (02/2020)

Ist die künstliche Intelligenz eine Klimasünderin, Herr Krysiak?

Text: Frank Krysiak

Braucht es eine gesetzliche Regulierung für den energieintensiven Einsatz von KI? Debatte zwischen einem Umweltökonomen und einer Informatikerin.

Prof. Dr. Frank Krysiak. (Illustration: Studio Nippoldt)
Prof. Dr. Frank Krysiak. (Illustration: Studio Nippoldt)

Die Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) hat sich stark beschleunigt. Aus einer Technologie, die früher überwiegend in Spezialbereichen eingesetzt wurde, sind Anwendungen entstanden, die das Potenzial haben, unser Alltagsleben stark zu verändern. Beispiele sind Sprachsteuerungen oder autonome Fahrzeuge. Mit diesem Fortschritt geht ein steigender Ressourcenverbrauch einher. Das Training von KI-Anwendungen erfordert einen hohen Energieeinsatz. Prognosen sehen KI daher mittelfristig als einen wesentlichen Treiber der weltweiten Elektrizitätsnutzung.

Dies steht (scheinbar) im Widerspruch zu der in vielen Industrieländern gewünschten Senkung der Energienachfrage. Einige Studien empfehlen daher, frühzeitig regulatorisch einzugreifen, zum Beispiel Effizienzstandards oder eine Versorgung von Rechenzentren mit erneuerbaren Energien vorzuschreiben.

Zunächst sollte man sich jedoch fragen, ob die Energienutzung für KI-Anwendungen wirklich ein Problem darstellt. Interessanterweise gibt es hierfür noch keine robusten Belege. Die Anwendungen von KI sind dafür zu vielfältig und lösen oft komplexe Verhaltensänderungen aus, die eine Abschätzung der Gesamtwirkung schwierig machen.

Als Beispiel seien autonome Fahrzeuge erwähnt. Auf der einen Seite erfordert diese Technologie einen intensiven Einsatz verschiedener KI-Anwendungen, mit hohem und wiederkehrendem Trainingsaufwand. Zum anderen haben autonome Fahrzeuge das Potenzial, den Gesamtenergieverbrauch im Mobilitätsbereich erheblich zu senken: Fallen die Kosten eines Chauffeurs weg, könnten öffentlicher Nahverkehr oder Taxifahrten zu deutlich geringeren Preisen angeboten werden. Es wird daher weniger attraktiv, ein eigenes Fahrzeug zu besitzen. Dies kann zu einer deutlichen Senkung des Energie- und Ressourcenverbrauchs in der Fahrzeugproduktion führen, da weniger (aber besser ausgelastete) Fahrzeuge zum Einsatz kämen. Im Gegenzug hierzu könnte die Nachfrage nach Mobilitätsdienstleistungen steigen, sodass der Gesamteffekt auf die Energienachfrage nicht leicht vorherzusagen ist.

Frank Krysiak ist Professor für Umweltökonomie an der Universität Basel und Leiter des Energieforschungszentrums SCCER CREST. Seine Forschung befasst sich mit der langfristigen Wirkung von Umwelt- und Energiepolitik auf technischen Fortschritt.

Weitere Artikel in der aktuellen Ausgabe von UNI NOVA.

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