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Das Departement Biomedizin soll Leuchtturm für translationale Forschung werden

Prof. Dr. Ivan Martin
Prof. Dr. Ivan Martin. (Foto: Universität Basel, Oliver Hochstrasser)

In einem Jahr wird Prof. Dr. Ivan Martin die Leitung des Departement Biomedizin von Prof. Dr. Radek Skoda übernehmen. Unter Skodas Leitung ist das DBM gewachsen und hat seine wissenschaftliche Leistungskraft gesteigert. Im Interview erklärt Martin, wie er plant, die zweite Raketenstufe zu zünden.

05. Juni 2020

Prof. Dr. Ivan Martin
Prof. Dr. Ivan Martin. (Foto: Universität Basel, Oliver Hochstrasser)

Herr Martin, Sie sind seit der Gründung vor 20 Jahren Teil des Departements Biomedizin. Wie haben Sie das DBM in dieser Zeit erlebt?

Das Besondere am DBM ist die Kombination aus Grundlagenforschung auf höchstem Niveau und dem Bezug auf unerfüllte klinische Bedürfnisse innerhalb eines einzigen Departements. Eine so erfolgreiche Umsetzung dieser sogenannten «translationalen Forschung» ist einzigartig in der Schweiz. Ich hätte mir für meine Forschung keine bessere Umgebung wünschen können, weil sie genau diese zwei Pfeiler hat, die auch das DBM ausmachen: Wir betreiben Grundlagenforschung zur Entwicklung von Geweben, nutzen diese Erkenntnisse aber auch, um Gewebe für medizinische Anwendungen zu züchten, beispielsweise um Knorpelschäden an Knie oder Bandscheibe zu reparieren.

Das Koordinationsgremium hat Sie vor wenigen Tagen zum neuen DBM-Leiter ab Juni 2021 bestimmt. Wo sehen Sie Ihre grössten Aufgaben?

Der derzeitige DBM-Leiter Radek Skoda hat in seiner bisherigen Amtszeit enormes geleistet, indem er das Departement zusammen mit dem Leitungsteam zu einem der grössten biomedizinischen Forschungszentren der Schweiz entwickelt hat. Diese Entwicklung möchte ich weiter vorantreiben, um das DBM auch international als Leuchtturm für translationale Forschung noch sichtbarer zu machen. Aufgrund der engen Kooperationen zwischen Forschenden und Ärztinnen und Ärzten innerhalb des DBM, aber auch mit anderen Departementen und Institutionen im grösseren Rahmen des Life Science Clusters, bietet Basel eine einzigartige Landschaft für die translationale Forschung. Wir könnten hier den Standort für das nächste Harvard oder die nächste Mayo-Clinic aufbauen, und das DBM spielt dabei eine zentrale Rolle.

Das sind hoch gesteckte Ziele.

Ich bin überzeugt von dem enormen Entwicklungspotenzial, das sich aus der engen Verknüpfung von Grundlagenforschung und experimenteller klinischer Forschung ergibt. Allerdings ist das DBM heute sehr heterogen und über fünf Standorte verstreut, die jeweils ihre etwas eigene Kultur haben. Das fördert den Austausch zwischen den Forschungsgruppen nicht gerade. Das Departement muss noch mehr zusammenwachsen.

Wie möchten Sie das angehen?

Gemeinsam genutzte Strukturen und Facilities können Orte für den Austausch über Forschungsgebiete hinweg werden. Dazu wird auch die räumliche Situation stark beitragen, wenn alle DBM-Forschungsgruppen zusammen in den Neubau ziehen, der am heutigen Standort des Biozentrums entstehen soll. Eine meiner Hauptaufgaben sehe ich darin, die DBM-Forschungsgemeinschaft auf diesen Zusammenzug vorzubereiten.

Wie könnte das aussehen?

Wir müssen in den Köpfen unserer Forschenden noch besser verankern, dass es eine Bereicherung sein kann, nicht nur die eigenen Seminare, sondern auch die der anderen Forschungsbereiche zu besuchen. Zum Beispiel ist vor rund fünf Jahren aus einer gemeinsamen Vortragsreihe des DBM und des Friedrich Miescher Instituts ein Projekt entstanden, für das meine Gruppe einen Synergy Grant des Europäischen Forschungsrats erhalten hat. Das zeigt, dass Treffen mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Themenbereichen zu spannenden neuen Projektideen führen können.

In diesem Fall war das sogar ein Austausch über die Institutionsgrenzen hinweg.

Genau. Und neben der stärkeren Vernetzung innerhalb des Departements möchte ich auch diese Vernetzung mit anderen Institutionen fördern. Da haben wir nicht nur das Biozentrum, das Universitätsspital und das Universitäts-Kinderspital in unmittelbarer Nachbarschaft des Neubaus. Ich könnte mir auch eine stärkere Zusammenarbeit mit der ETH Zürich vorstellen. Beispielsweise könnte eine Forschungsgruppe des Basler ETH-Departements Biosysteme (D-BSSE) Räumlichkeiten im Neubau des DBM beziehen und umgekehrt. Das würde den Austausch zwischen dem DBM und dem D-BSSE stärken.

Das DBM soll also zu einem noch stärker vernetzten translationalen Forschungs-Powerhouse werden. Welche Rolle soll es künftig in der Lehre spielen?

Das Departement ist bisher als Raum für Master- und Doktoratsstudierende nicht optimal definiert. Es gibt zwar an der Universität Basel Graduiertenprogramme für Grundlagenwissenschaften, für Medizin und Biomedical Engineering, aber ich würde gerne ein solches auch für die translationale Forschung schaffen – gemeinsam mit anderen Departementen. Aus meiner Sicht gilt es, diese enge Verknüpfung von Grundlagenforschung und experimenteller klinischer Forschung auch in der Lehre zu leben.

Sie haben sich viel vorgenommen. Wie geht es mit Ihrer eigenen Forschung weiter, wenn Sie die Leitung des DBM übernehmen?

Meine Forschungsgruppe umfasst etwas mehr als 30 Personen. Schon heute könnte ich das alleine kaum managen, aber ich habe zwei erfahrene Forschende an meiner Seite, die auch Titularprofessuren innehaben und mich unterstützen. Sie werden künftig noch mehr Verantwortung übernehmen.

Wie schaffen Sie in Ihrer Freizeit den Ausgleich zu den anspruchsvollen Aufgaben in Ihrer Forschung und künftig auch der Departements-Leitung?

Es ist kein typisches Hobby, aber ich helfe meiner Frau am Wochenende in ihrer Eisdiele in Oberwil und verkaufe Glacé. Zu unseren Kunden gehören dabei auch Kollegen vom DBM, mit denen sich so inspirierende Gespräche in ganz anderem Rahmen ergeben. Ich hoffe, dass ich das auch noch fortsetzen kann, wenn ich in einem Jahr den Staffelstab von Radek Skoda übernehme.

Das Departement Biomedizin

Das Departement Biomedizin wurde unter dem Namen «Departement für Klinisch Biologische Wissenschaften» im Jahr 2000 von der Universität, dem Universitätsspital und dem Universitäts-Kinderspital gegründet. Kerngedanke war, die Brücke zwischen vorklinischer und klinischer Forschung zu schlagen und die Zusammenarbeit der jeweiligen Forschungsgruppen zu intensivieren. Ende 2007 erhielt das Departement seinen aktuellen Namen, um die enge Verknüpfung zwischen Grundlagenforschung und klinischer Forschung noch stärker zu verdeutlichen. Das Departement umfasst aktuell 66 Forschungsgruppen. Forschungsschwerpunkte sind Onkologie, Immunologie, Neurobiologie sowie Stammzellen und regenerative Medizin.

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