Bluttest gibt Auskunft über Alzheimer und Parkinson
Die Messung bestimmter Proteine im Blut und in der Hirnflüssigkeit kann über den Verlauf von Demenzerkrankungen zuverlässig Auskunft geben. Wichtig ist ein solcher Test vor allem für die Entwicklung neuer Therapien, berichten Neurologen von Universität und Universitätsspital Basel mit internationalen Kollegen in der Fachzeitschrift «Neuron».
10. Juni 2016
Demenzerkrankungen wie Alzheimer und Parkinson – auch neurodegenerative Erkrankungen genannt – sind oft mit Beschädigungen von Nervenzellen im Gehirn verbunden. Neurologen des Universitätsspitals und der Departemente für Biomedizin und Klinische Forschung der Universität Basel konnten nun bestimmte fadenförmige Proteine identifizieren, die dabei freigesetzt werden: die leichten Neurofilamente. Sie stammen aus dem Innern von Nervenzellen, sind Teile des Zellskeletts und verleihen diesem Form und Stabilität. Neurofilamente können bei neurodegenerativen Erkrankungen nun in der Gehirnflüssigkeit und in geringerer Konzentration auch im Blut nachgewiesen werden.
Krankheitsverlauf verfolgen
«Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich mit der Bestimmung der Neurofilament-Konzentration der Krankheitsverlauf verfolgen lässt. Mit der Methode sind zuverlässige Messungen sowohl im Tiermodell als auch beim Menschen möglich», kommentiert PD Dr. Jens Kuhle, Gruppenleiter im Departement für Klinische Forschung in Basel. Dadurch lassen sich die Befunde aus Tiermodellen auf klinische Studien übertragen und deren Ergebnisse besser miteinander vergleichen – entscheidend für die Entwicklung neuer Therapien.
Bekannt ist von früheren Forschungen der Universität Tübingen, dass sich in Gehirnen von Mäusen mit neurodegenerativen Erkrankungen bestimmte Proteine wie Alpha-Synuclein, Tau oder Beta-Amyloid häufen. Diese werden mit der Schädigung von Nervenzellen bei neurodegenerativen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Bei solchen Tieren, aber auch an Proben von erkrankten Menschen haben die Forscher jetzt die Konzentration der Neurofilamente in Blut und Gehirnflüssigkeit gemessen.
Messwerte je nach Hirnschäden
Bei den Mäusen zeigte sich ein enger Zusammenhang zwischen der Konzentration der Neurofilamente in der Gehirnflüssigkeit und im Blut. Die Messwerte waren zudem umso höher, je mehr die Hirnschäden vorangeschritten waren. Wurden die krankhaften Veränderungen der Versuchstiere verstärkt oder gezielt gebremst, so stieg oder sank die Konzentration der Neurofilamente. Bei Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson oder Demenz korrelierten die Messwerte im Blut und Gehirnflüssigkeit ebenfalls stark und lagen zudem höher als bei gesunden Personen.
Die Studie der Basler und Tübinger Forscher weist nach, dass die Blutwerte zuverlässig Auskunft über die Neurodegeneration im Gehirn geben. Damit kann auf eine Untersuchung der Gehirnflüssigkeit verzichtet werden, die von den Betroffenen oft als belastend erlebt wird und nicht beliebig wiederholbar ist. «Wenn wir in Zukunft mit einfachen Blutproben auskommen, wäre das besonders wichtig für klinische Studien», erläutert Kuhle. «Etwa wenn es darum geht, bei Patienten möglichst zuverlässig eine schützende oder therapeutische Wirkung von Medikamenten nachzuweisen.»
Originalbeitrag
Mehtap Bacioglu, Luis F. Maia, Oliver Preische, Juliane Schelle, Anja Apel, Stephan A. Kaeser, Manuel Schweighauser, Timo Eninger, Marius Lambert, Andrea Pilotto, Derya Shimshek, Ulf Neumann, Philipp J. Kahle, Matthias Staufenbiel, Manuela Neumann, Walter Maetzler, Jens Kuhle, Mathias Jucker
Neurofilament light chain in blood and CSF as marker of disease progression in mouse models and in neurodegenerative diseases
Neuron (2016), doi: 10.1016/j.neuron.2016.05.018
Weitere Auskünfte
PD Dr. Jens Kuhle, Departement Biomedizin von Universitätsspital und Universität Basel, Tel. +41 61 328 71 91, E-Mail: jens.kuhle@usb.ch