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Fuchs und Hase in der Quantenwelt

Eine Illustration einer Räuber-Beute-Interaktion mit einem weißen Hasen über einem braunen Fuchs. Beide Tiere sind mit Kreisen und Pfeilen gekennzeichnet: abwärtsgerichtete Pfeile auf dem Hasen, aufwärtsgerichtete Pfeile auf dem Fuchs.
Mithilfe von Atomspins (kleine Pfeile in Kreisen) kann ein Quantenfuchs realisiert werden, der einen Quantenhasen jagt. (Illustration: Universität Basel, Tobias Nadolny)

Forscher der Universität Basel zeigen, dass auch Quantensysteme antagonistische Wechselwirkungen haben können – ein Akteur zieht den anderen an, doch umgekehrt kommt es zur Abstossung. Solche Wechselwirkungen könnten mithilfe gekoppelter Atome realisiert werden.

23. Januar 2025 | Oliver Morsch

Eine Illustration einer Räuber-Beute-Interaktion mit einem weißen Hasen über einem braunen Fuchs. Beide Tiere sind mit Kreisen und Pfeilen gekennzeichnet: abwärtsgerichtete Pfeile auf dem Hasen, aufwärtsgerichtete Pfeile auf dem Fuchs.
Mithilfe von Atomspins (kleine Pfeile in Kreisen) kann ein Quantenfuchs realisiert werden, der einen Quantenhasen jagt. (Illustration: Universität Basel, Tobias Nadolny)

Im Physikunterricht haben wir gelernt, dass sich gleiche elektrische Ladungen abstossen, aber ungleiche sich gegenseitig anziehen. Wichtig ist dabei das Wörtchen «gegenseitig»: Ladung A zieht Ladung B an, und Ladung B zieht Ladung A an. Das klingt intuitiv und einleuchtend. In der Natur kommt es aber auch häufig vor, dass diese Gegenseitigkeit nicht gegeben ist, zum Beispiel bei Jäger und Beute: Der Fuchs wird vom Hasen angezogen und jagt ihm nach, der Hase aber rennt vor dem Fuchs davon. Das führt – solange der Fuchs den Hasen nicht gefangen hat – zu einer Dynamik, die man auch in anderen Systemen mit sogenannten aktiven Agenten beobachten kann, etwa bei Nanopartikeln oder in Kolloiden, also Teilchen, die innerhalb eines Mediums fein verteilt sind.

Die Physiker Tobias Nadolny, Prof. Christoph Bruder und Dr. Matteo Brunelli an der Universität Basel haben nun gezeigt, dass es solche antagonistischen, also gegensätzlichen Wechselwirkungen (A zieht B an, B stösst A ab) theoretisch auch in der Quantenwelt geben kann. In ihrer kürzlich im Fachjournal «Physical Review X» veröffentlichten Arbeit geben sie zudem ein Rezept dafür, wie antagonistische Quanten-Wechselwirkungen auch praktisch realisiert werden könnten.

Antagonistische Wechselwirkung in offenen Quantensystemen

«Es war nicht klar, ob es in der Quantenphysik antagonistischen Wechselwirkungen geben kann, da die mathematischen Formeln typischerweise zu einer gegenseitigen Wechselwirkung führen», sagt der Doktorand Tobias Nadolny. Um dennoch eine quantenphysikalische Jäger-Beute-Situation zu schaffen, griffen die Forscher auf offene Quantensysteme zurück. In solchen Systemen kann den Quantenteilchen ständig von aussen Energie zugeführt werden, zum Beispiel in Form von Licht, sodass sie «aktiv» werden. Zudem müssen sich die Teilchen auf ganz bestimmte Weise gegenseitig beeinflussen, um eine antagonistische Wechselwirkung zu erzeugen.

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