SNF fördert Basler Editionsprojekte mit fünf Millionen Franken
Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) unterstützt ab 2017 sieben Editionsprojekte an der Universität Basel mit fünf Millionen Franken. Dies ermöglicht die Arbeit an den Gesamtausgaben von Anton Webern und Jacob Burckhardt sowie die Publikation weiterer historischer Schriften.
17. Oktober 2016
Editionen machen historische Dokumente für weitere Forschung zugänglich. Das Spektrum reicht von geschichtlichen Quelleneditionen bis zu Werk- und Briefeditionen spannender Persönlichkeiten. Forschende aller geisteswissenschaftlichen Disziplinen haben ein Interesse an der historisch-kritischen Auseinandersetzung mit Text-, Bild- oder auch Musikdokumenten.
Nach einer Evaluation neuer und laufender Editionsprojekte hat der SNF 23 Projekte zur Förderung in der Beitragsperiode 2017–2020 ausgewählt. Bei der Erschliessung des Materials werden die Möglichkeiten der digitalen Bearbeitung und Publikation genutzt. So sind die Ausgaben im Sinne des Open Access gebührenfrei und einfach zugänglich und erleichtern somit die Nutzung für weitere Forschung. Die folgenden Editionen werden an der Universität Basel gefördert:
Gesamtausgaben von Anton Webern und Jacob Burckhardt
Der SNF fördert die Anton Webern-Gesamtausgabe mit 1,3 Millionen Franken. Die historisch-kritische Notenedition beinhaltet nicht nur die von Webern selbst zum Druck beförderten Werke, sondern auch deren unpublizierte Fassungen, zu Lebzeiten unveröffentlichte Kompositionen, Jugend- und Studienkompositionen sowie Fragmente, Skizzen und Bearbeitungen. Die Anton Webern-Gesamtausgabe hat eine möglichst lückenlose Dokumentation der Biographie des Komponisten, der Entstehungs-, Publikations- und Aufführungsgeschichte seiner Werke zum Ziel. Nach der Erarbeitung durch den Fachbereich Musikwissenschaft erscheint die Edition in einer Print-/Online-Hybrid-Ausgabe.
Die kritische Ausgabe der Werke des Basler Kultur- und Kunsthistorikers Jacob Burckhardt (1818–1897) wird mit 1,1 Millionen Franken gefördert. Dies ermöglicht der Forschergruppe der Departemente Geschichte und Altertumswissenschaften die Erarbeitung, Kommentierung und Publikation der Bände 24, 25 und 27. Diese umfassen Burckhardts Vorlesungsnotizen aus dem Nachlass zur «Geschichte des Mittelalters» sowie der «Geschichte der Neuzeit». Die Publikation der drei Bände trägt zur Vollendung der auf 28 Textbände ausgelegten und bisher zu drei Vierteln fertiggestellten Jacob Burckhardt-Gesamtausgabe bei und erscheint sowohl gedruckt als auch digital.
Bernoulli-Briefe und Nietzsche-Manuskripte
Die kommentierte Online-Edition der Bernoulli-Briefwechsel hat die Korrespondenzen der Basler Mathematiker und Physiker des 17. und 18. Jh. Daniel I, Jacob II, Johann I, Johann II, Nicolaus I, Nicolaus II Bernoulli sowie von Jacob Hermann zum Gegenstand. Die Briefe sind eine wichtige wissenschafts- und kulturhistorische Quelle, die vom Bernoulli-Euler-Zentrum zum ersten Mal in einer kritischen Edition angereichert mit den Bildern der Originalhandschriften erschlossen wird.
Das vom Fachbereich neuere deutsche Literaturwissenschaft betreute Editionsprojekt Der späte Nietzsche veröffentlicht Friedrich Nietzsches Nachlass von Frühjahr 1885 bis Januar 1889. Zusammen mit der originalgetreuen Nachahmung auf CD-ROM dokumentiert die differenzierte Transkription in Buchform Nietzsches späten Nachlass, wie er in Notiz- und Arbeitsheften sowie losen Blättern im Weimarer Goethe- und Schiller-Archiv vorliegt.
Literarischer Nachlass von Karl Barth und kritische Robert Walser-Ausgabe
In der Karl Barth-Gesamtausgabe werden die Texte des Schweizer Theologen (1886–1968) kritisch kommentiert und sowohl für die wissenschaftliche Beschäftigung aufbereitet als auch für einen grösseren Interessenkreis lesbar und verständlich gemacht. In das am Karl Barth-Zentrum für reformierte Theologie angesiedelte Projekt fliessen Predigten, akademische Werke, Vorträge und kleinere Arbeiten, Gespräche sowie Briefe ein.
Grundgedanke der kritischen Robert Walser-Ausgabe ist die editorische Konzentration auf Textgenese, Schrift und Kontextualität. Sie dokumentiert Walsers Werk konsequent nach den Erstdrucken und den Handschriften. Das am Fachbereich Germanistik angegliederte Projekt ist als Verbindung von Print-Ausgabe und elektronischer Edition konzipiert und gliedert sich in acht Abteilungen mit insgesamt ca. 50 Bänden.
Mittelalterliche Handschriften
Vom SNF gefördert wird auch das Projekt Katalogisierung der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften in der Schweiz, das von Dr. Ueli Dill, Präsident des gleichnamigen SAGW-Kuratoriums und Leiter der Abteilung Handschriften und Alte Drucke an der Universitätsbibliothek Basel, eingereicht wurde. Das Kuratorium begleitet kleinere und mittlere Bibliotheken und Archive bei der Erfassung und Katalogisierung der mittelalterlichen Handschriften, plant und koordiniert die Arbeiten und sorgt für eine nach einheitlichen Grundsätzen gestaltete Edition der Kataloge.