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Mini-Lungen enthüllen Rätsel: So infizieren Krankheitserreger die Lunge

Der Krankenhauskeim Pseudomonas aeruginosa im menschlichen Gewebemodell
Der Krankenhauskeim Pseudomonas aeruginosa durchbricht die Abwehrlinie des Lungengewebes. (Aufnahme im menschlichen Gewebemodell mit dem Rasterelektronenmikroskop: Benoit Laventie, Biozentrum, Universität Basel)

Wie gelingt es Krankheitserregern die Lunge zu infizieren? Mithilfe menschlicher Mini-Lungen kam ein Team der Universität Basel der Strategie eines gefährlichen Keims nun auf die Spur. Dieser hat es auf bestimmte Zellen in der Lunge abgesehen und eine Taktik entwickelt, um die Abwehrlinie zu durchbrechen.

10. Juni 2024 | Katrin Bühler

Der Krankenhauskeim Pseudomonas aeruginosa im menschlichen Gewebemodell
Der Krankenhauskeim Pseudomonas aeruginosa durchbricht die Abwehrlinie des Lungengewebes. (Aufnahme im menschlichen Gewebemodell mit dem Rasterelektronenmikroskop: Benoit Laventie, Biozentrum, Universität Basel)

Anfang des Jahres veröffentlichte die WHO eine Liste mit zwölf der weltweit gefährlichsten Krankheitserreger, die gegen eine Vielzahl von Antibiotika resistent sind. Darunter befindet sich auch das Bakterium Pseudomonas aeruginosa. Es ruft lebensbedrohliche Lungenentzündungen hervor und ist besonders in Spitälern gefürchtet. Vor allem Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sind gefährdet. Bei Patientinnen und Patienten, die künstlich beatmet werden, verlaufen Infektionen mit diesem Keim oftmals tödlich. Die Sterblichkeitsrate beträgt bis zu 50 Prozent.

Die Lunge ist keine unüberwindbare Barriere

Die Erreger haben vielfältige Strategien entwickelt, um die Lunge und den Körper zu infizieren. Forschende um Prof. Dr. Urs Jenal vom Biozentrum der Universität Basel haben nun mithilfe von Mini-Lungen, welche sie im Labor aus menschlichen Stammzellen entwickelt haben, neue Erkenntnisse über das Infektionsgeschehen gewonnen. In der Fachzeitschrift «Nature Microbiology» beschreiben sie, wie es Pseudomonas gelingt, die oberste Schicht des Lungengewebes zu durchbrechen und in tieferliegende Bereiche vorzudringen. Die Arbeit entstand im Rahmen des Nationalen Forschungsschwerpunktes NCCR «AntiResist».

Unsere Lungen sind mit einer dünnen, dicht gepackten Zellschicht ausgekleidet, welche das tieferliegende Lungengewebe schützt. Zudem ist dieses Gewebe von Schleim bedeckt, welcher Fremdstoffe wie Mikroorganismen abfängt und der durch spezialisierte Zellen aus den Atemwegen entfernt wird. Für eindringende Keime ist diese Zellschicht deshalb eine nahezu undurchdringliche Barriere. Pseudomonas hat jedoch einen Weg gefunden diese zu überwinden. Wie dies dem Keim gelingt, war lange Zeit ein Rätsel.

Mini-Lunge gibt neue Einblicke in Infektion beim Menschen

«Wir haben Mini-Lungen gezüchtet, die den Infektionsverlauf in Patientinnen und Patienten ziemlich realitätsnah abbilden», erklärt Jenal. «So sind wir dem Erreger auf die Spur gekommen. Er nutzt die Becherzellen, die den Schleim produzieren, als Eintrittspforte, als Trojanische Pferde. Obwohl diese Becherzellen nur einen kleinen Teil der Lungenschleimhaut ausmachen, gelangen die Keime durch sie hinter die Abwehrlinie und öffnen die Tore.»


Originalpublikationen

A. Leoni Swart, Benoît-Joseph Laventie, Rosmarie Sütterlin, Tina Junne, Luisa Lauer, Pablo Manfredi, Sandro Jakonia, Xiao Yu, Evdoxia Karagkiozi, Rusudan Okujava and Urs Jenal.
Goblet cell invasion promotes breaching of respiratory epithelia by an opportunistic human pathogen.
Nature Microbiology (2024), doi: 10.1038/s41564-024-01718-6

Andreas Kaczmarczyk, Simon van Vliet, Roman Peter Jakob, Raphael Dias Teixeira, Inga Scheidat, Alberto Reinders, Alexander Klotz, Timm Maier, Urs Jenal.
A genetically-encoded biosensor to monitor dynamic changes of c-di-GMP with high temporal resolution.
Nature Communications (2024), doi: 10.1038/s41467-024-48295-0

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