Osteuropa – Von Kostümen, Konflikten und Kulturräumen (02/2015)
Auf Darwins Spuren
Christoph Dieffenbacher
Zoologen und Evolutionsforscher der Universität Basel tauchen in den grossen Seen Ostafrikas nach Buntbarschen, um diese morphologisch und genetisch zu untersuchen. (Fotos: Robert Huber, Adrian Indermaur)
Auf Darwins Spuren: Zoologen und Evolutionsforscher der Universität Basel tauchen in den grossen Seen Ostafrikas nach Buntbarschen, um diese morphologisch und genetisch zu untersuchen. (Foto: Adrian Indermaur)link.zoom
Einer von vielen: Mehr als 200 verschiedene Buntbarsch-Arten aus dem Tanganjikasee sind wissenschaftlich erfasst. Dazu kommen Dutzende von unbeschriebenen Arten, wie Fisch Nummer LGC5 (Petrochromis sp. «rainbow») aus der Basler Sammlung. Ziel des vom Europäischen Forschungsrats (ERC) mit 2 Mio. Euro geförderten Projektes «Cichlid X» ist es, die Gesamtheit aller Tanganjika-Buntbarsche zu erforschen. (Foto: Adrian Indermaur)link.zoom
Expedition zum Süsswasser-Meer: Der ostafrikanische Tanganjikasee ist mit einer Länge von über 650 Kilometern und einer Tiefe von knapp 1500 Metern das grösste Süsswasservorkommen auf dem afrikanischen Kontinent. Unter Biologen ist der See für seine besonders vielfältige Fauna an Buntbarschen bekannt. Um die vielen Buntbarsch-Arten untersuchen zu können, nutzen die Basler Zoologen ein umgebautes Fischerboot. Die Expeditionen der Forscher führen sie zu den entlegensten Regionen des Tanganjikasees, wie etwa zu den Mahale-Bergen in Tanzania. (Foto: Adrian Indermaur)link.zoom
Der Strand wird zum Labor: Die frisch gefangenen Buntbarsche werden vermessen, abgewogen und fotografiert. Bevor die Fische für weitere Untersuchungen konserviert werden, entnehmen ihnen die Forscher eine DNA-Probe. Das seltsame Treiben der Basler Wissenschaftler führt nicht selten zur allgemeinen Belustigung einer ganzen Kinderschar. (Foto: Adrian Indermaur)link.zoom
Ein bisschen Afrika in Basel: Zurück am Fachbereich Zoologie der Universität Basel werden die Buntbarsche sortiert und in die stetig wachsende Sammlung integriert. Im Labor werden die Fische anschliessend einem computertomografischen Scan unterzogen, um ihre speziellen Anpassungen an die Umwelt zu erforschen. Ausserdem wird das Genom einer jeden Art sequenziert. (Fotos: Robert Huber)link.zoom
Vor über 150 Jahren erkannte der englische Naturforscher Charles Darwin, dass sich Lebewesen durch Anpassung an ihre Umwelt verändern. Indem sie sich an unterschiedliche Lebensräume anpassen, können auch ganz neue Arten entstehen. So haben sich allein in den grossen Seen Ostafrikas – im Tanganjika-, Malawi- und Viktoriasee – fast 2000 neue Arten von Buntbarschen gebildet.
Diese tropischen Süsswasserfische, wie sie auch in unseren Aquarien umherschwimmen, sehen ganz unterschiedlich aus: Ihre Grundform ist oval, etwas langgestreckt und seitlich abgeflacht, ihre Mäuler je nach Nahrung anders geformt.
«Die Buntbarsche sind faszinierende Modellorganismen für mich, um nachzuvollziehen, wie biologische Vielfalt entsteht», sagt der Zoologe und Evolutionsforscher Prof. Walter Salzburger von der Universität Basel. Es gebe auf der Erde wohl keinen anderen Ort als die afrikanischen Seen, wo sich durch Anpassung an unterschiedliche ökologische Nischen so viele Arten in einer derart grossen Vielfalt gebildet haben – und das vergleichsweise explosionsartig.
Salzburger, gebürtiger Tiroler, fliegt mit seinem Team jedes Jahr mindestens zweimal für einige Wochen nach Ostafrika, wo die Zoologen nach den Buntbarschen tauchen, sie in Netze treiben, angeln, mit Fallen fangen oder sie den einheimischen Fischern abkaufen, um die Barsche später morphologisch und genetisch zu untersuchen. Nicht selten landet ein Fisch auch einmal in einer Bratpfanne und wird von den Basler Gästen zum Abendessen verspeist.
Walter Salzburger kam 2007 als Assistant Professor an das Zoologische Institut der Universität Basel. Der Zoologe fokussiert seine Forschung auf die Evolution von Buntbarschen. Ein zweites Forschungsfeld von Walter Salzburger sind Wirbeltiere im alpinen Raum.