Auf den Spuren der Apartheid.
Franziska Rüedi ist Historikerin und berichtet aus Johannesburg. Seit ihrem ersten Studientag an der Universität Basel ist bereits einige Zeit vergangen und doch erinnert sie sich gerne an diese frühen Studienjahre und die Begegnungen mit ihrem Mentor.
Für Geschichte habe ich mich schon als Kind interessiert, und nach Südafrika zog es mich bereits mit 18 Jahren. Die Studienwahl fiel mir deshalb leicht, und so begann ich 2001 in Basel, die Geschichte Afrikas zu studieren. Prof. Patrick Harries, der eben aus Südafrika hierher berufen worden war, wurde einer meiner wichtigsten Mentoren. Wie viele andere Studierende profitierte ich von seinen lebhaften und spannenden Vorlesungen und Seminaren. Nach dem Abschluss des Masterstudiums freute ich mich deshalb, als Assistentin an seiner Professur arbeiten zu können. In meiner Position als Dozentin lernte ich viel über die tägliche Arbeit an der Universität.
Nach einem Jahr reiste ich nach England, um an der Universität Oxford mit einer Arbeit zu politischen Aufständen in den 1980er-Jahren in Südafrika promoviert zu werden. Die Zeit in der Stadt der Dreaming Spires war für mich sehr bereichernd und intensiv. Schon bald war mir das Abendessen im Talar im mittelalterlichen Speisesaal des Colleges nicht mehr fremd – die lateinischen Gebete verstand ich allerdings nie so richtig. Nach Südafrika flog ich regelmässig, um während monatelanger Forschungsaufenthalte die Daten für meine Arbeit zu sammeln. Nach dem Doktorat liess ich dann den kühlen Norden hinter mir und zog nach Johannesburg. Diese Metropole ist das Gegenteil von Basel und Oxford: chaotisch, riesig und in ständigem Wandel.
Die Arbeit hier an der University of the Witwatersrand ist abwechslungsreich und bringt mich mit Menschen und Inhalten in Kontakt, die meine weltanschaulichen Ansichten weiterhin prägen. Mündliche Interviews mit ehemaligen Freiheitskämpfern etwa, die über die Zeit des Widerstands gegen das Apartheidregime berichten, geben Einblick in die Unterdrückung und die tägliche Gewalt, die die Zeit der Rassentrennung charakterisierten. Obwohl Südafrika 1994 ein demokratisches Land mit einer Mehrheitsregierung wurde, ist das Erbe der Apartheid noch täglich spürbar. Armut und fehlende Gleichberechtigung bestimmen weiterhin das Leben der Mehrheit der Bevölkerung. Basel besuche ich weiter regelmässig – und freue mich, dank meinem starken Fokus auf Afrika hier die verschiedenen Welten vereinen zu können.
Franziska Rüedi ist Historikerin und Postdoktorandin an der University of the Witwatersrand in Johannesburg. Mit einem Stipendium des Schweizerischen Nationalfonds forscht sie über die Beziehung zwischen Inhalt, Entstehung und Verbreitung von Gerüchten sowie politisch motivierter Gewalt während der Übergangszeit zur Demokratie in Südafrika.
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