Ein Studium, das bewegt: Sportstudierende im Einsatz beim Sportcheck

Bälle fangen, sprinten, laufen, rückwärts balancieren und seitwärts springen – für einmal beweisen sich Sportstudierende nicht für eine Prüfung, sondern vor den kritischen Augen neugieriger Primarschüler*innen. Chiara Ghirlanda begleitet den Sportcheck und erzählt von dieser wertvollen Praxiserfahrung.
Mit lautem Getrampel stürmen rund 20 Primarschüler*innen in die Turnhalle, versammeln sich im Kreis und warten gespannt. Der Sportcheck steht an!
Der Kanton Basel-Stadt führt in Zusammenarbeit mit dem Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit (DSBG) der Universität Basel eine umfassende Erhebung des Gesundheits- und Fitnesszustands aller Erst- und Fünftklässler*innen durch.
Doch bevor die eigentlichen Tests beginnen, steht ein spielerisches Aufwärmen auf dem Programm: Zähne putzen auf einem Bein, die Treppe hinauf- und hinunterflitzen und mit dem Velo zur Schule fahren – die alltäglichen Morgenroutinen werden zur Bewegungsabfolge. Eine kreative und spassige Einstimmung, die die Kinder sofort mitreisst.
Startschuss für mehr Fitness
Nach dem Aufwärmen teilen acht Sportstudierende die Kinder unter sich in fünf kleine Gruppen ein. Unter ihnen ist auch Chiara Ghirlanda, Masterstudentin des Studiengangs «Sport, Bewegung & Gesundheit: Studienrichtung Prävention und Gesundheitsförderung». Ihre Gruppe startet an der Station für die Hand-Augen-Koordination. Hier werfen die Erstklässler*innen einen Ball mit einer Hand gegen ein Brett und versuchen, ihn mit beiden Händen wieder aufzufangen. Chiara zählt dabei, wie viele Bälle sie in einer bestimmten Zeit gefangen haben. «Es ist wichtig, alles genau vorzumachen und die Kinder ausprobieren zu lassen», erklärt sie. Um den Kindern die Regeln besser zu verdeutlichen, zeigt Chiara bewusst auch kleine Fehler vor und erklärt, wie man damit umgeht: «Immer weitermachen und das Beste geben!»
«Weitermachen» spiegelt auch das langfristige Ziel des Sportchecks wider: jede Art von Bewegung kontinuierlich zu fördern. Die Eltern erhalten eine detaillierte Auswertung der Leistungen ihres Kindes mit individuellen Empfehlungen für verschiedene Sportförderprogramme des Kantons: den freiwilligen Schulsport, das Talentförderprogramm «Talent Eye» und das Bewegungsförderprogramm «Fun Fit». Gleichzeitig nutzt das Sportamt die Ergebnisse des Sportchecks, um das Angebot des freiwilligen Schulsports laufend weiterzuentwickeln und gezielt an die jeweiligen Bedürfnisse der Standorte anzupassen.
Sprung in die Praxis: Learning Contract
Seit Beginn ihres Studiums ist Chiara vom menschlichen Körper und seinen Bewegungen fasziniert. «Ich arbeite gerne mit Menschen zusammen. Ihnen etwas beizubringen, sie auf ihrem Weg zu begleiten und ihre Fortschritte zu sehen, bereitet mir Freude», sagt sie. Dieses Interesse motiviert Chiara, an Projekten wie dem Sportcheck teilzunehmen, wo sie wertvolle Erfahrungen in der Arbeit mit Menschen in verschiedenen Umfeldern sammeln kann.
Die Teilnahme erfolgt über einen Learning Contract (LC). Studierende können sich dafür bewerben, je nach Arbeitsaufwand Kreditpunkte sammeln und gleichzeitig in die Praxis eintauchen. «Solche Programme bieten die Möglichkeit, durch aktives Handeln neues Wissen zu erwerben und auf praxisnahe Weise Kreditpunkte für den Wahlbereich zu sammeln», so Chiara – eine willkommene Abwechslung zum Vorlesungsalltag!
Theorie und Praxis im Gleichgewicht
Der Sportcheck ist eine Kooperation zwischen dem DSBG und dem Sportamt Basel-Stadt. Während die Studierenden die Tests durchführen und das DSBG die Daten auswertet, übernimmt das Sportamt den Kontakt zu den Eltern und Schulen. Zudem darf das DSBG die anonymisierten Daten auch für Forschungszwecke weiterverwenden. So schreiben viele Studierende ihre Bachelor- oder Masterarbeit in dem Bereich, in dem sie bereits aktiv mitgewirkt haben – also eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.
Neben dem Sportcheck gibt es weitere ausgeschriebene LC-Projekte, etwa eine Trainingsinterventionsstudie mit Proband*innen aus verschiedenen Altersklassen. Hier lernen die Studierenden, Krafttrainingseinheiten anzuleiten, Labor-Messungen durchzuführen und Trainingseffekte auszuwerten. «Das ist die beste Art, Theorie und Praxis miteinander zu verbinden», sagt Chiara.
Im Sprint in die Zukunft
Chiaras Zukunftspläne sind noch offen. «Im Moment mache ich parallel zu meinem Masterstudium eine Ausbildung zur Sportlehrerin auf Sekundarstufe II. Da ich jedoch Sport als Monofach studiere, ist eine 100%-Stelle als Sportlehrperson eher unrealistisch. Ich kann mir aber gut eine Teilzeitstelle in diesem Bereich vorstellen, kombiniert mit einer Tätigkeit in der Forschung oder als Personal-Health-Coachin», sagt sie.
Die beruflichen Möglichkeiten nach einem Sportstudium sind vielfältig. «Die LC-Projekte sind deshalb auch spannend, da sie Einblicke in verschiedene Berufsfelder bieten. Beim Sportcheck habe ich nun besonders viel über die Arbeit mit Kindern im schulischen Umfeld gelernt. Dies kann anspruchsvoll sein, aber auch sehr bereichernd und abwechslungsreich - genau das gefällt mir», so Chiaras Fazit.
Diese Begeisterung überträgt sich auch auf die Kinder: Sie feuern sich gegenseitig an und stürzen sich voller Energie in jede Übung - sei es das seitliche Hin- und Herspringen, der Ausdauerlauf, das Rückwärtsbalancieren, der Sprint oder eine ruhigere Aufgabe wie das Messen von Gewicht und Körpergrösse. Mit leuchtenden Augen lauschen sie bis zum Schluss den Anweisungen ihrer heutigen Lieblingslehrerin.