SwissTB-Award 2016 für Mireia Coscollá Devís
Für ihre Arbeiten zur Antigenvariation der Tuberkulosebakterien erhält Dr. Mireia Coscollá Devís vom Schweizerischen Tropen- und Public Health Institut den diesjährigen SwissTB-Award der Schweizerischen Stiftung für Tuberkuloseforschung.
17. März 2016
Im Rahmen der ausgezeichneten Arbeit beschäftigte sich Dr. Mireia Coscolla mit den Antigenen des Tuberkulose-Bakteriums. Als Antigene werden die «Erkennungsmerkmale» von Krankheitserregern bezeichnet. Die meisten Krankheitserreger ändern ihre Antigene ständig, um so den vom Immunsystem gebildeten Antikörpern zu entgehen; zwischen Immunsystem und Krankheitserregern herrscht ein eigentliches Wettrüsten.
Zusammen mit Wissenschaftlern der Universität New York konnten Dr. Coscolla und ihr Team um Prof. Sébastien Gagneux nun zeigen, dass sich das Tuberkulose-Bakterium im Hinblick auf die Antigene anders verhält: Ihre Variation ist im Gegensatz zu anderen Krankheitserregern gering. Anders als zu erwarten ist dies für den Tuberkulose-Erreger ein Vorteil: Das menschliche Immunsystem reagiert auf die hoch konservierten Antigene äusserst heftig. Diese Immunreaktion führt zu einem starken Krankheitsbefall der Lunge, was durch den hervorgerufenen Husten wiederum die Übertragung der Krankheit auf andere Menschen begünstigt.
Wichtiger Ansatz für neue Impfstoffe
«Die geringe Antigen-Variation des Tuberkulose-Erregers ist das Resultat einer langen gemeinsamen Entwicklung des Bakteriums und der Menschen», erklärt Dr. Coscolla und ergänzt: «Nur wenn wir die gemeinsame Evolution von Mensch und Bakterium verstehen, können wir auch einen wirksamen Impfstoff entwickeln.»
Die mit dem diesjährigen swissTB-Award ausgezeichnete Arbeit könnte einen Schritt in diese Richtung darstellen: Neben den hoch konservierten Antigenen identifizierten die Wissenschaftler sieben Antigene, die äusserst variabel sind und bei den Erkrankten eine Immunreaktion auflösen. Diese «Ausnahme- Antigene» könnten zu einem wichtigen Angriffsziel bei der Entwicklung eines neuen Impfstoffs gegen Tuberkulose werden. Bisherige Impfstoffe basierten auf den hoch konservierten Antigenen und boten nur einen geringen Schutz vor der Krankheit.
Originalbeitrag
Mireia Coscolla, Richard Copin, Jayne Sutherland, Florian Gehre, Bouke de Jong, Olumuiya Owolabi, Georgetta Mbayo, Federica Giardina, Joel D. Ernst, Sebastien Gagneux
M. tuberculosis T Cell Epitope Analysis Reveals Paucity of Antigenic Variation and Identifies Rare Variable TB Antigens
Cell Host & Microbe (2015), doi: 10.1016/j.chom.2015.10.008